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MELVINS

Pinkus Abortion Technician

Was machen eigentlich die BUTTHOLE SURFERS gerade, diese großartigen texanischen Noise-Rock-Anarchisten, deren letztes Album „Weird Revolution“ vor 17 Jahren erschien, die sich aber nie offiziell aufgelöst haben? Kurioserweise erschien Ende letzten Jahres eine Vinyl-EP namens „Locust Abortion Technician EP“ mit vier remasterten Stücken ihres gleichnamigen dritten Albums aus dem Jahr 1987, einem völlig kaputten, gut dreißigminütigen Lärm-Meisterwerk.

Wieso nur vier Stücke? Das wissen nur die Herrschaften Gibby Haynes, Paul Leary, King Coffey und Jeff Pinkus selbst. Anscheinend eine Art Teaser für weitere Neuauflagen und möglicherweise auch ein neues Album, zumindest ließ Leary das im letzten Jahr in einem Interview verlauten: „...

so it’s time to make a new BUTTHOLE SURFERS album. Especially now that Trump is president, jeez! If there was ever a time for a BUTTHOLE SURFERS album it’s fucking now. It just doesn’t get any weirder than that.“ Und was hat das jetzt alles mit dem neuen MELVINS-Album „Pinkus Abortion Technician“ zu tun? Zum einen ist der Plattentitel natürlich schon mal eine deutliche Anspielung auf besagtes Album der BUTTHOLE SURFERS und nicht nur allein dem seltsamen Humorverständnis der MELVINS geschuldet.

Das wäre allerdings besser erkennbar, wenn einem nicht die auf Ipecac erschienene Version der Platte vorliegen würde, mit dem wie gewohnt von King Buzzo-Ehefrau Mackie Osborne gestalteten Coverartwork, sondern die auf Tom Hazelmyers immer noch existenten Label Amphetamine Reptile veröffentlichte Variante.

Denn während das von Hazelmyer selbst entworfene Cover wesentlich deutlicher das Gemälde „Fido and the Clowns“ des amerikanischen Künstlers Arthur Sarnoff aufgreift, das dieser damals extra für die BUTTHOLE SURFERS anfertigte, sieht man bei Frau Osborne nur eine Horrorversion des Hundes Fido ohne Clowns, in dessen Krokodilschnauze sich ein abgebissener Finger befindet.

Aber natürlich bleibt es auf „Pinkus Abortion Technician“ nicht nur bei gestalterischen Referenzen, denn die MELVINS haben mit „Graveyard“ auch einen Song des BUTTHOLE SURFERS-Albums gecovert.

Unterstützt wurden sie dabei von deren Bassisten Jeff Pinkus, der drei weitere Songs des MELVINS-Albums schrieb und dabei Bass spielt. Ansonsten ist hier wieder Steve McDonald von REDD KROSS als Bassist im Einsatz.

Eine weitere Merkwürdigkeit dieses Albums ist gleich zu Beginn das Medley „Stop moving to Florida“, bestehend aus „Stop“ von der JAMES GANG und dem BUTTHOLE SURFERS-Song „Moving to Florida“ (von der EP „Cream Corn From The Socket Of Davis“).

Der eigentliche Höhepunkt von „Pinkus Abortion Technician“ ist allerdings die Coverversion des BEATLES-Songs „I want to hold your hand“, den die MELVINS auf ihre unnachahmliche Art in rhythmischer Hinsicht zerlegen.