MELVINS

Honky CD

Ich muß ehrlich gestehen, daß ich nie ein großer Freund der MELVINS war. Ihre Freakigkeit und Außenseiterstatus habe ich immer freundlich zur Kenntnis genommen, und habe natürlich auch ihren Klassiker Ozma" zu Hause im Schrank stehen.

Komischerweise halte ich ausgerechnet ihr Majordebüt Houdini" für ihr ausgereiftestes Werk, was man von den beiden Nachfolgern nicht behaupten konnte, die eher verkappte Metal-Scheiben waren.

Zwischendurch veröffentlichten sie bei AmRep ihr weniger kosumentenfreundliches, schwer an der Schmerzgrenze dahintingelndes Material, wo man wirklich nur noch in Deckung gehen konnte. Dementsprechend zittrig legte ich Honky", ihre erste Post-Majordeal-Platte, in den Player.

Der erste Eindruck bestätigte auch direkt alle Vorurteile, die man hinsichtlich der MELVINS haben konnte: seltsame Song-Miniaturen, die Zeitlupen-Metalriffs und -Drums und elektronische Spielereien miteinander vermischen.

Dennoch strahlte Honky" eine eigenartige Magie aus, die mich dazu veranlaßte, sie immer wieder zu hören. Der erste Song ist eine Art Ambient-Nummer mit Kat Bjelland von BABES IN TOYLAND am Gesang, gefolgt von einer superkurzen MELVINS Holterdipolter-Brachialnummer, die aber wie alles auf dieser Platte ziemlich um die Ecke gedacht ist.

Danach in den nächsten beiden Stücken sägender Lärm und Spacerock mit Militärmarschanklängen. Air breather deep..." gestaltet sich zu Beginn wie ein süßliches Schlaflied, löst im weiteren Verlauf aber wahrscheinlich eher Alpträume aus.

Völlig aus dem Rahmen fällt die funky Elektroniknummer Laughing with lucifer..." mit Sprachfetzen und einer inhaltlichen Reflexion über ihr bisheriges Majordealdasein. How" besteht eigentlich nur aus einem immer weiter beschleunigten Drumcomputer und bei der pathetischen Countrynummer Harry Lauders..." könnte man meinen, Mark Lanegan von den SCREAMING TREES würde singen.

Das ist noch nicht alles, dürfte aber einigermaßen vermitteln, daß die MELVINS mit Honky" sicherlich keine Popplatte gemacht haben, sondern mal wieder ganz extrem normale Hörgewohnheiten strapazieren, aber glücklicherweise nicht mehr diese 08/15-Metalnummern wie auf Stag" fabrizieren.

Ausnahmsweise bin ich tatsächlich der Meinung, daß das wohl irgendwie genial sein muß und eindeutig nicht so ein Krampf wie ihre vorherigen Anstrengungen in diese experimentelle Richtung ich denke da vor allem an ihr ätzendes Machwerk Lysol".