„Danke für das Interview.“ – „Kein Ding, das hat echt viel Spaß gemacht. Sonst wollen immer nur alle Scott oder Nick sprechen ...“ Ich bringe es nicht fertig, Gitarrist Jordan Posner (ex-NO WARNING) zu sagen, dass ich eigentlich auch ein Interview mit Scott vorbereitet und angesetzt hatte, thematisch sollte es gehen um Vogelisms, die Figur Scott Vogel an sich, die Platte und natürlich Stagedives, Stagedives, Stagedives! Durch ein kaum verständliches Telefonat, kurz vor dem eigentlichen Interview, bei dem ich als einzige verwertbare Info mitgenommen hatte, dass sich die Uhrzeit und der Treffpunkt geändert haben, kam dann ein Interview mit Jordan Posner zustande. Vorab hatte ich mich schon komplett zum Horst gemacht, weil ich Scott Vogel begegnet war und zu ihm gesagt hatte: „Hey, cool, dass du gleich das Interview machst.“ Darauf reagierte der etwas betreten: „Also, ähm, mit mir machst du das Interview nicht. Sorry, Alter. Aber ich gehe mal gucken, wer da kommen sollte.“ Improvisation ist aber eben alles und spannend war es auch, mit dem jüngsten TERROR-Mitglied über seine Meinung zur aktuellen Platte zu sprechen.
Jordan, der Titel zu neuen Platte „Keepers Of The Faith“ war Scotts Idee. So zumindest entnehme ich es dem Booklet der CD. Kannst du dich trotzdem vollständig mit dem Titel der neuen Platte identifizieren?
Auf jeden Fall. Okay, ich bin jetzt 28, das ist auch nicht mehr wirklich jung, aber auch eigentlich nicht wirklich alt, und ich empfinde auch genau so. Ich meine, ich habe Scott vor zwölf Jahren kennen gelernt und jetzt, zehn Jahre später, spiele ich in seiner Band, und alle anderen in der Band kenne ich auch schon seit Jahren. Es ist eine Art Testament dessen, was wir versuchen zu machen.
Die neue Platte scheint sehr retrospektiv zu sein. Würdest du sagen, sie wirft einen Blick in die Vergangenheit?
Ja, schon. Die meisten von uns sind ja schon eine ganze Weile im Hardcore unterwegs und haben entsprechend viel gesehen, die ganzen Trends, die Veränderungen, dieses konstante Kommen und Gehen. Und wenn man durch diese ganzen Veränderungen gegangen ist, und dann sieht, was daraus geworden ist, und die ganzen Begriffe die einem da draufgepackt werden ... Ich meine, TERROR hat als eine absolut straighte Hardcore-Band angefangen und das ist auch das, was wir immer sein werden.
Es gibt im Moment jede Menge Reviews zum neuen Album, in denen es Diskussionen darüber gibt, ob TERROR überhaupt noch eine Hardcore-Band ist und die beziehen sich dabei auf die zahlreichen Metal- und Thrash-Elemente in euren neuen Songs, es gibt sogar Soli und die sind zumindest für mich sehr oldschoolig Metal.
Wir lieben alle Metal, und nur weil wir Hardcore spielen, heißt das ja nicht: Hardcore und nichts anderes ... Aber ich würde uns selbst nie als Metal-Band bezeichnen. Und jemand, der offensichtlich nicht so vertraut mit gewissen Musikgenres ist, der würde vielleicht, wenn er TERROR hört und auch nicht weiß, wer TERROR ist, denken: „Oh, das ist Heavy Metal, oder?“ Aber, ich denke, du musst einfach das Wissen haben, was Hardcore ist, und verstehen, dass sich Hardcore nach 30 Jahren einfach weiterentwickeln muss. Wenn es immer noch exakt das gleiche Ding wäre wie zu Beginn, dann hätte es eben keine Weiterentwicklung gegeben und du wärest vermutlich tierisch gelangweilt davon.
Während der ganzen Promotion vor dem Release von „Keepers Of The Faith“, was wurdet ihr da am häufigsten gefragt?
Da waren eine ganze Menge Fragen nach anderen Künstlern, die diesen Titel bereits zuvor benutzt hatten. Viele Hardcore-Kids erkannten natürlich, dass es vermutlich ein Tribut an WARZONE und deren Frontmann Raybeez war, aber andere fragten dann eher: „Wieso nennt ihr die Platte wie ein BON JOVI-Album oder so ein Scheiß von Georg Michael?“ Und wir sagten nur: „Nein, wir meinen nicht diese Art von Glauben!“ Aber klar, „keeping the faith“ oder „keeper of the faith“ kann natürlich so ziemlich alles heißen, was du willst. Aber es bedeutet eigentlich mehr: Habe Vertrauen in was auch immer du tust. Das ist, was ich am Hardcore und Musik generell so sehr mag, es ist eben offen für deine ganz eigene, persönliche Interpretation.
Wenn ich mir „Keepers Of The Faith“ anhöre, erinnert mich der Sound deutlich mehr an „One With The Underdogs“ als an „The Damned, The Shamed“, aber in puncto Songwriting wirkt die Platte wie die konsequente Fortsetzung von letzterem. Die Unterschiede werden also geringer und größer zugleich. Könntest du Leute verstehen, die sagen, das sei nicht mehr die gleiche Band?
Es ist genau genommen auch nicht mehr die gleiche Band. Es hat ja eine Reihe von Umbesetzungen gegeben. Aber, wie gesagt, TERROR ist TERROR, wir werden uns nicht zu weit von unserem Erfolgsrezept entfernen. Für mich zum Beispiel hat die aktuelle Platte ein bisschen was von allen TERROR-Alben. Da gibt es die Thrash-Einflüsse, und es gibt viele Leute, die sagen: Hey, das klingt wie „Lowest Of The Low“ oder „One With The Underdogs“. Aber für mich ist es eine Verschmelzung aller Platten. Ich kenne sie alle, als Fan und Freund der Band, vom ersten Tag an, und in meiner Wahrnehmung hat sich die Band etwas in Richtung Metal bewegt – da ist auch ein bisschen mehr Thrash in jedem Album. Aber dieses Album vereint dies alles in sich.
War das während des Songwritings auch eure Absicht?
Nein, das ist wohl eher ein Zufall. Ich weiß auch definitiv, dass TERROR sich niemals hingesetzt haben, auch nicht, als wir an der neuen Platte gearbeitet haben, und irgendwas besprochen hätten, nach dem Motto: Lasst uns mehr Thrash-Elemente einbauen, dieses Album muss mehr nach Hardcore klingen, oder was auch immer. So war das nie und ich glaube auch nicht, dass irgendeine Band so arbeiten sollte, es sei denn du willst dich wirklich gezielt mit jeder neuen Platte in eine bestimmte Richtung entwickeln. Aber bei uns war das nie intendiert. Die Ideen, die wir hatten, waren eben einfach so. Wenn überhaupt, hatten wir nur ein Thema und das war von Scotts Ideen bestimmt, aber das betrifft eigentlich nur die Texte. Musikalisch haben wir einfach das gemacht, was wir am besten konnten.
Ich habe oft den Eindruck, wenn Leute zurückblicken, dann sind sie quasi dabei, eine bestimmte Sache hinter sich zu lassen. Ist das bei der Platte jetzt so? Ein Blick zurück und jetzt beginnt eine ganz neue Phase?
Viele Leute sind in den letzten anderthalb bis zwei Jahren zu uns gekommen und haben uns gesagt, dass die Band eine völlig neue Energie hat – möglicherweise hängt das auch mit den neuen Bandmitgliedern zusammen. Es gibt TERROR jetzt seit acht Jahren, und es gibt einfach nicht so viele Hardcore-Bands, die es nach zehn Jahren überhaupt noch gibt und die es noch bringen, abgesehen von einigen wenigen wie MADBALL oder AGNOSTIC FRONT. Ein bisschen ist die Platte wie ein zweites Leben, eine Wiedergeburt der Band. So zumindest haben es viele Leute empfunden. Und dahinter steckt nichts außer der positiven Motivation weiterzumachen und sich wie eine neue Band zu fühlen, und sich zu erinnern, wie es einmal war, als man damit anfing, um mit der gleichen Faszination und Energie wieder neu zu starten.
Und was wird die Zukunft bringen bei TERROR, jetzt nach dem neuen Release?
Wir werden versuchen, so viel zu spielen wie möglich. Unsere Message lautet: Wir sind hier und wir gehen hier auch nicht weg.
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