Normalerweise sind EPs ja nur dazu da, um die Wartezeit zwischen zwei Alben zu verkürzen. Die fünf neuen Songs der TERROR-EP „The Walls Will Fall“ mussten jedoch genau jetzt veröffentlicht werden. Jetzt, in Zeiten, in denen Menschen gegeneinander aufgehetzt werden und sich abschotten sollen von allem Fremden. Jetzt, in Zeiten, in denen es so wichtig ist, sich zu bekennen und Fake News die Stirn zu bieten. Gitarrist Martin Stewart ist zwar, anders als Sänger Scott Vogel, kein Gründungsmitglied der Band, jedoch schon lange genug dabei, um sagen zu können, dass TERROR auf dem besten Weg sind, ihr Ziel zu erreichen: Es geht darum, Stellung zu beziehen! Für guten Hardcore und für alles, was damit zusammenhängt.
Martin, es scheint, als wollt ihr mit den Songs auf „The Walls Will Fall“ ein persönliches Statement abgeben.
Der Titel der Platte ist inspiriert von den aktuellen politischen Vorkommnissen in den USA und einigen Teilen der Welt. Es scheint ein Trend zu sein, die Leute gegeneinander aufzuwiegeln und Vorurteile zu schüren. Ein Symbol wie die Mauer, die Trump ja schon seit längerer Zeit an der Grenze zu Mexiko bauen will, ist ein Exempel für seine Politik. Statt dass wir uns alle ergänzen und voneinander lernen, sollen wir uns abschotten vor dem „Bösen“ auf der anderen Seite der Mauer. Nach all dem, wie wir uns in den letzten Jahren und Jahrhunderten entwickelt haben, wie wir uns vernetzt haben, werden wir das auf keinen Fall zulassen.
Dennoch handeln die Songs eher von persönlichen Geschichten, als dass sie klare Anklagen gegen bestimmte Regierungen oder Organisationen wären.
Die Grundstimmung ist aber geprägt durch die gerade schon angesprochene Politik. Natürlich haben wir auch Songs wie „No love lost“, in denen sich Scott mit der Entwicklung im Hardcore auseinandersetzt. Schließlich dreht sich unser Leben im Moment nicht nur um Trump und seine Gefolgsleute.
Wie steht ihr denn zu der Entwicklung im Hardcore?
Scott bringt es in dem Song eigentlich ganz gut auf den Punkt: Anders als vor ein paar Jahren braucht es heute nur ein gutes Video und du erreichst viel mehr Menschen auf eine ganz andere, vielleicht oberflächlichere Art. Darauf sind heutzutage natürlich auch vor allem junge Bands ausgerichtet. Das langwierige Touren, etwas zusammen aufzubauen, rückt bei vielen zuerst in den Hintergrund. Ganz klar: es gibt immer noch unzählige verdammt gute Hardcore-Bands auf der ganzen Welt. Bands, die das Herz am rechten Fleck haben und verstanden haben, dass Hardcore immer noch für etwas steht.
Kannst du deinen eigenen Weg zum Hardcore beschreiben?
Es ist einfach passiert. Ich hatte das Glück, dass ich als Teenager in Los Angeles lebte, als Bands wie BAD RELIGION oder SUICIDAL TENDENCIES an fast jedem Abend in der Stadt ein Konzert gespielt haben. Auf einem meiner ersten Konzerte hat es mich dann gepackt. Danach habe ich mit meinem Bruder jeden verfügbaren Dollar in Konzerte und Platten gesteckt. Ich war begeistert von der Energie, der Wucht und vor allem der Gemeinschaft, die man während dieser Konzerte und in der Community spüren konnte.
Ihr habt mit „Step to you“ ein MADBALL-Cover, ein Song von 1992, mit auf die EP genommen. Ist das ein Zeichen eurer gegenseitigen Wertschätzung?
Scott kam eines Tages mit der Idee ins Studio. Ich muss gestehen, dass ich auch erst mal suchen musste, bis ich das Original gefunden habe. Es hat Spaß gemacht, den Song aufzunehmen, und vielleicht revanchieren sich die Jungs von MADBALL ja in der nächsten Zeit auch noch.
Die obligatorischen Fragen zur Veröffentlichung einer EP sind natürlich, wann werdet ihr ein komplettes Album nachschieben und warum habt ihr ausgerechnet diese fünf Songs zu diesem Zeitpunkt rausgebracht?
Wir schreiben eigentlich permanent Songs. Der Vibe bei den Songs auf „The Walls Will Fall“ ist unglaublich energiegeladen, und es war in unseren Augen notwendig, ein Zeichen zu setzen. Im nächsten Jahr wird ein neues Album kommen, wir werden in diesem Sommer anfangen Songs zu schreiben und diese aufzunehmen. Versteh mich bitte nicht falsch: Das, was wir mit diesen neuen fünf Songs gemacht haben, ist zu 100% TERROR. Ich finde sogar, dass die Tracks noch ein bisschen kompromissloser sind.
Das Video, welches ihr zu „Kill ’em off“ herausgebracht habt, zeigt verstörende Bilder in Kombination mit Live-Mitschnitten eurer Shows. Wie kam es zu diesem Video?
Wir haben ein paar Freunde gefragt, ob sie zu diesem Song ein Musikvideo gestalten könnten – ohne irgendwelche Vorgaben zu machen, in welche Richtung das gehen sollte, und wir sind total begeistert von der Wucht. Es ist gleich die erste Version, die wir zugeschickt bekommen haben. Wir wollten nichts mehr daran ändern und es so veröffentlichen.
Gab es für dich jemals einen Moment, in dem du dir überlegt hast, Hardcore mal Hardcore sein zu lassen, und dich in eine andere Richtung zu entwickeln?
Ganz ehrlich? Nein!
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