BROILERS

Foto© by Robert Eikelpoth

Nichts als Liebe

1997 war im Ox über das BROILERS-Album „Fackeln im Sturm ... Arme Lichter im Wind“ zu lesen: „Die Debüt-LP der Düsseldorfer Oi!/Punk-Band weiß voll zu überzeugen. Es wird gegrölt und gesoffen, was das Zeug hält.“ Soll also keiner sagen, wir hätten nicht früh das Potenzial der Band erkannt. Dass die BROILERS fast ein Vierteljahrhundert später im Ox immer noch ein Thema sein würden, sogar erneut auf dem Cover, war da nicht ansatzweise abzusehen. Aus einer Rumpel-Oi!-Band wurde eine immer gelenkiger aufspielende Punkband, aus einem provozierenden Sänger ein immer reflektierterer, und vor allem wurden die Venues immer größer, Tendenz: Stadion. Mit „Puro Amor“ erscheint dieser Tage das neue Album der Düsseldorfer, das, soviel ist klar, weiterhin polarisieren wird: Die Fans werden es feiern, und jene, die hier zu viel Pathos und zu wenig Punk konstatieren wollen, werden sich bestätigt fühlen. Doch ganz gleich, wie man zu den BROILERS nun steht, Sammy ist immer ein interessanter Gesprächspartner, wie auch Bassistin Ines.

Sammy, es ist Ende Februar und wir stehen hier nahe der Altstadt am Tonhallenufer in einer Nische an der Rheinpromenade, es ist windig und regnerisch und kalt. Welche Brücke ist das doch gleich? Die Fleher Brücke ist die da unten.

Wir sind genau zwischen den beiden, das ist die ... die Dingens-Brücke.

Du bist wohl kein Düsseldorfer?
Ich bin Düsseldorf-Süd, irgendwo aus dem Wald. Das ist die Oberkasseler Brücke.

Weißt du noch, wann ihr euer letztes Konzert gespielt habt? Oder hast du das verdrängt?
Ich meine, das war in Wiesbaden. Im Spätsommer 2018. Befürchte ich.

Und dann habt ihr euch gedacht: Da machen wir mal ganz relaxt 2019 ein bisschen Pause und dann geben wir 2020 wieder Vollgas!
Ja, also der geniale Plan war ja, und dafür möchte ich mir selber auf die Schulter klopfen: Wir tauchen ab, fangen an, Lieder zu schreiben, und dann geht es live wieder los im Sommer 2020. Dafür haben wir schon ziemlich geile Video-Teaser gedreht, in Italien, alle in Trainingsanzügen. Ich hatte mich mit der Typografie beschäftigt und was Gutes gefunden, und alles war so kanalisiert, dass es Richtung Album geht. Ja, und dann? Dann kam Corona ...

Dieser Trip nach Italien, war das ein „Betriebsausflug“ oder Songwriting-Camp?
Nee, in Sachen Songwriting bin ich nach wie vor super unromantisch, das mache ich bei mir im Arbeitszimmer, nüchtern. Es war so eine Art Jugendherbergsausflug. Wir sind da als Freunde hingefahren und haben die Videos gedreht. In der Gegend dort gibt es so traditionelle Häuser namens Trulli, mit spitzen Dächer aus Stein. Da haben wir ein paar schöne Tage verbracht mit leckerem Essen und Trinken. Wir hängen gerne zusammen rum.

Aktuell ist da eher die Vergangenheitsform angesagt: Ihr hingt gerne zusammen rum.
Nein, das beziehe ich auch auf die Studiozeit 2020. Da waren wir viel zusammen, nur zum Ende ging es dann nicht mehr, dass wir alle zugleich da waren, da waren Andi und ich häufig alleine da. Aber da waren nur noch kleine Korrekturen zu machen. Es gab ja immer wieder Inseln der Erleichterung in der Pandemie, die konnten wir nutzen. Und wenn es dann nicht anders ging, musste man sich halt diese blöden Dinger in die Nase rammen und sich testen lassen, weil wir sehr vorsichtig sind und der Produzent auch Familie hat und vorsichtig ist. Da wollten wir nichts riskieren.

Wie muss man sich die Arbeit am Album, das Songwriting konkret vorstellen? Du wohnst mit deiner Freundin zusammen, die im Homeoffice arbeitet – habt ihr euch in der Wohnung so trennen können, dass jeder Ruhe hatte? Oder war das schon vor März 2020, vor Corona erledigt?
Eigentlich habe ich bis vor ein paar Wochen noch Songs geschrieben, weil ich das Gefühl hatte, dass die Platte noch nicht fertig ist. Also habe ich weiter geschrieben und weiter geschrieben. Bezüglich der Homeoffice-Situation habe ich gemerkt, dass ich Hemmungen habe, vor ihr so rumzusingen. Sie kennt das zwar alles und sie kennt mich in sämtlichen Situationen, auch in den vollkommen lachhaften. Aber das mit dem Songwriting, das war mir unangenehm. Und so saß sie im Wohnzimmer und ich habe im Arbeitszimmer weitergearbeitet.

Wie muss ich mir das vorstellen? Wie man das so von Backstage kennt, wenn Sänger sich warm singen, die Tonleiter rauf und runter?
Das mache ich live. Da wärme ich mich so auf. Ich hatte nie Gesangsunterricht, aber ich hatte mal einen Gesangscoach für ein, zwei Sessions, der mir die Aufwärmübungen gezeigt hat. Einfach deswegen, weil die Stimme, genauer der Kehlkopf, ja quasi ein Muskel ist, und den musst du wie jeden Muskel warmmachen. Wie die anderen Muskeln beim „Pumpen“. Das schützt mich davor, dass ich am Ende des Tages heiser bin. Ich werde auch eher durchs Sprechen heiser als durchs Singen. Zu Hause singe ich verhältnismäßig zart. Wenn ich tief singe, singe ich eine Oktave unter meiner Gesangsstimme. Da kann ich in geringer Lautstärke singen, ich „brummel“ dann eher. Wenn ich aber die Gesangsstimme simulieren möchte, gehe ich ins Falsett. Das klingt dann so BEE GEES-mäßig, weil das andernfalls viel zu laut wird. Jetzt habe ich aber oben den Dachboden renoviert und habe da eine Kabine. Jetzt wird die Nachbarschaft terrorisiert. Jetzt geht das los.

#Dachbodenepisoden. Dein Video-Blog.
Ja, da kommt das her.

Also eine Corona-Errungenschaft? War der Dachboden frei? Hast du den angemietet oder wie kommst du zu dem Raum?
Der war frei. Da hat bis vor ein paar Jahren jemand gewohnt, aber der ist raus. Und ich habe irgendwann den Schlüssel bekommen, bin immer mal wieder hoch. Und als Corona begann, habe ich mir gedacht, das wäre doch ein schönes Projekt. Nur keine Langeweile aufkommen lassen! Und den Keller hatte ich ja schon aufgeräumt. Die Dachboden-Episoden-Sache ist schon eine ältere Idee, viel älter als Corona, aber ich habe den Arsch nicht hochbekommen. Dabei hatte ich das Equipment schon längst gekauft. Ich hatte wie so häufig Schiss davor zu beginnen, weil ich Angst habe, dass es nicht so perfekt wird, wie ich mir das vorstelle. Das ist von der Denke her natürlich nicht gut, denn dann wird es nie passieren. Niemals ist irgendetwas perfekt. Du kannst dich nur annähern. Ich bin froh, dass ich doch endlich mal begonnen habe, und bin jetzt ganz zufrieden. Eine Episode mit Aufnahme und Schnitt sind rund ein Arbeitstag.

Was ist das Konzept? Was hast du dir dabei gedacht?
Angefangen hat es eigentlich damit, dass wir so eine Art Radiosendung haben wollten als ganze Band. Da sind wir aber nicht drangeblieben, daraus wurde nichts. Und da habe ich mir gedacht: Komm, dann mach ich das Ding eben von zu Hause aus. Die Idee war eigentlich, dass jede Folge einen anderen BROILERS-Song als Titel hat, und der hätte dann das Thema vorgegeben. Eine Folge hätte heißen können „Die Letzten an der Bar“, und da wäre es um Alkoholkonsum und Alkoholismus gegangen. Oder bei „Ihr da oben“ ums Loslassen, Sterben et cetera. Durch die Seuche ging es eben nicht, dass die anderen da neben mir sitzen, und so habe ich eben alleine begonnen. Das jetzige Konzept ist, ich rekapituliere, was in den Wochen zwischen den Episoden passiert ist, mache mir grob Stichpunkte. Gefühlt sind es drei, vier Themen, die ich pro Sendung habe.

Das ist total DIY und deshalb per se super. Aber es gibt da auch einen anderen Aspekt: Im Rap ist teilweise zu beobachten, dass manche Akteure keine Pressearbeit mehr machen. Warum denn mit Leuten reden, die einen ja sowieso nur falsch verstehen wollen oder gar kritisch nachfragen? Da kann man ja durch seine Social-Media-Arbeit seine Leute auch ganz direkt erreichen, ohne „störende“ Nachfragen. Wenn nun Bands selbst zu Medienproduzenten werden, fällt gegebenenfalls aber Reflexion, die von außen angestoßen wird, weg.
Es gibt überall bei Social Media die Kommentar-Funktion. Ja, die kann man, wenn man stark ist, ignorieren. Ich bin aber nicht stark. Ich lese mir das alles durch und ich suche mir auch immer noch die negative Kritik. Also aufregen, Profilfoto angucken von dem Typen, von dem Mädel. Es gibt also schon eine Kontrollinstanz für unser Tun, die aber jetzt nicht mehr von so genannten Profis ausgeübt wird. Dann ist man aber auch schnell bei den Möglichkeiten von Amateuren, mittels Kommentaren Bezug zu nehmen auf das Weltgeschehen, was nicht nur gut ist, Stichwort „Querdenker“ und gefährliche Halb- oder Unwahrheiten, die dadurch verbreitet werden. Was nun deine Argumentation betrifft, so muss ich sagen, dass ich den DIY-Aspekt sehr schön finde. Dieses DIY ist das, was wir als Punk verstehen, was ich an Punk immer geliebt habe. Damals war es eben der Kassettenrecorder, der mitten in den Proberaum gestellt wurde und der die Unfähigkeit dokumentiert hat, sein Instrument zu spielen und trotzdem so ähnlich zu klingen wie die Bands, die man liebte. Heute sind die technischen Möglichkeiten viel besser geworden, sich selber zu vermarkten. Du kannst für verhältnismäßig schmales, Geld sehr gutes Equipment kaufen. Auch unser Traum, mal unser eigenes Label zu haben, zählt dazu. Das mag ich an all dem. So wie du eben einst ein Fanzine gestartet hast, das heute nicht nur dich ernährt. Ich finde das toll. Für all das kann man sich auf die Schulter klopfen. Das ist etwas Gutes.

Aber die totale Kontrolle über die Inhalte, das kann positiv, aber auch negativ sein.
Also ich bin total froh, dass kein anderer mehr mitquatscht! Kein anderer sagt uns mehr: macht das so oder so. Wir machen alles, wie wir es für richtig halten. Wir lassen uns beraten, von Freunden, von unserem Management, und wägen ab, was davon wir auch so sehen und was nicht.

In dieser Hinsicht gebe ich dir recht. Das krasse Gegenstück war sicher die graue Vorzeit der Rockmusik, wo Manager und Plattenfirmen auch mal Künstler:innen und Bands bevormundeten, die Aufnahmen nach eigenem Ermessen bearbeiteten und ohne Rücksprache veröffentlichten.
Das gibt’s immer noch. So ein Bohlen züchtet ja nichts anderes, da sind die, die da stehen, nur Darsteller, Interpreten. Im Punk habe ich das aber nie wahrgenommen. Selbst wenn man von den SEX PISTOLS behaupten möchte, sie wären eine gecastete Band gewesen, so waren sie ja als Band durchaus existent. Und bei THE CLASH, meinen Helden, war das ähnlich.

Viele der frühen Punkbands, wie die beiden erwähnten, haben ja recht konventionell nach Rockmusik-Strukturen funktioniert, DIY kam da erst in der Folge auf. Aber das ist eine andere Geschichte. Du erwähntest gerade schon Kommentare in den sozialen Netzwerken. Im Ox-Interview sagte POGENDROBLEM-Frieder: „Ich finde zum Beispiel die BROILERS ziemlich scheiße. Und nicht, weil sie so asi sind, sondern weil sie damals als Asis angefangen haben und mittlerweile einen auf intellektuell machen.“ Nun, auch die fingen eher deutschpunkig an und sind jetzt ... intellektuell. Wie siehst du das mit „Weiterentwicklung“ – wäre das ein Faken, wenn man so tun würde, als habe man sich nicht verändert? Man ist doch nur Inszenierung, wenn man seine Kunst nicht der eigene Entwicklung folgen lässt.
Ich finde schon. Ich glaube, wenn du die entsprechende Person nicht kennst, ist es ganz schwierig, das zu beurteilen. Manche faken natürlich so schlecht, dass du das merkst. Wir sind keine Inszenierung. Wir sind keine inszenierte Band. Wir sind kein erfundenes Konstrukt wie RAMMSTEIN oder so was. Wir sind so, wie wir sind. Meine Texte sind das, was ich erlebt habe oder fühle. Es wäre sicherlich einfacher, man hätte eine Maske auf, im übertragenen Sinne. Es wäre in fast allen Situationen einfacher, in Interviews, auf der Bühne. Denn dann hättest du einen Schutz, den du so nicht hast. Für mich ist das anders aber nicht denkbar. Ich möchte, dass das so ist, wie es ist. Ich möchte, dass unsere Entwicklung spürbar ist, wie wir uns als Menschen entwickeln. Ich bin 41 Jahre alt. Wenn ich jetzt noch so rumlaufen oder so reden würde wie mit 16, das würde sich für mich nicht richtig anfühlen.

„Schwer verliebter Hooligan“ heißt ein Song des neuen Albums. Der junge Sammy entsprach dem Hooligan-Klischee sicher mehr als der heutige, was die physische Präsenz betrifft. Prallen da das alte und das heutige Ich aufeinander? Einen Begriff wie Hooligan benutzt du ja nicht ohne Grund.
Dieses Lied und der Opener „Nicht alles endet irgendwann“ setzen sich mit dem Zwiespalt zwischen jugendlich und erwachsen auseinander, den ich ja auch immer noch irgendwie verspüre. Und dieser „schwer verliebte Hooligan“ ist ein fiktiver Charakter – vielleicht ist es ja sogar „Paul, der Hooligan“ von 1996. Ich fand einfach die Idee lustig: Wenn Menschen verliebt sind, dann ändern sie sich, dann haben sie andere Sorgen. Dann treten gewisse Dinge in den Hintergrund. Das ist einer der wenigen lustigen Songs auf dem Album. Ich hatte anfangs sogar mehr lustige Songs und die habe ich dann weggeschmissen, weil ich einfach nicht lustig sein kann auf Platte.

Definiere mal „lustige Songs“.
DIE ÄRZTE sind eine lustige Band mit lustigen Songs. Ich kann das nicht. Es gibt da Anklänge bei den genannten Stücken sowie bei „Alice und Sarah“, aber das ist so gerade an der Grenze des für mich Erträglichen und ist am Ende eher bitter-süß. Ich fühle mich unwohl dabei, lustige Lieder zu schreiben. Ich höre selber sehr ungern lustige Lieder. Ich habe damit nichts am Hut.

Was sind für dich lustige Lieder? Ist das Fun-Punk? DIE GOLDENEN ZITRONEN früher? Die frühen TOTEN HOSEN?
Es sind vor allem DIE ÄRZTE. Das ist für mich das Sinnbild von lustigen Liedern. Ich kenne die nicht, kenne nur den Bela, den ich sehr mag. Ich würde solche Lieder nicht aufnehmen. Das gibt mir nichts. Das macht mir keine Freude. Schalk im Nacken ist ja süß. Ich nehme das Farin Urlaub ab, das ist so einer, der lacht immer so, als ob er irgendwas vorhat, irgendwo einen Popel unter den Tisch geschmiert hat. Aber für mich ist das nichts. Das berührt mich nicht. Obwohl ich bei der neuen DIE ÄRZTE-Platte natürlich hier und da lachen musste. Es gab in der Vergangenheit auch bei uns mal solche Lieder, die höre ich aber nicht mehr gern.

Es gibt Menschen, die vorne auf der Bühne stehen, gerne den Animateur geben. Die Leute sollen gut drauf sein und mitgehen.
Es gibt da einen schmalen Grat, und sogar ich tanze mal und kann sehr albern sein. Innerhalb der Band müssen wir manchmal auf der Bühne aufpassen, dass wir uns nicht zu sehr entspannen und nur noch rumblödeln, weil wir eben so sind. All das Pathos kann bei uns neben den ganzen kindischen Albernheiten stehen. Wenn du wüsstest, was im Studio manchmal los ist ... Da kommt auf eine halbe Stunde ernsthafte Arbeit auch mal eine Stunde Unsinn, da erzählt irgendjemand irgendeinen Mist und dann wird eine Stunde intensiv an irgendeinem Quatsch herumgespielt. Das ist aber auch wichtig, und unser Produzent Vincent ist da genauso Kind wie wir. Da klebt man sich auch mal eine Stunde mit Gaffatape asiatische Kung-Fu-Bärte ins Gesicht.

Ist Ingo Donot also der Gegenentwurf zu dir? Der ist ja der absolute Publikumsbespaßer.
Ingo macht das ganz toll und ich habe ihn sehr lieb. Das ist ein ganz toller Mensch und ich kann auch ernst mit Ingo reden. Das, was Ingo tut, würde ich aber nicht tun wollen, weil es viel zu viele ganz traurige Momente bei BROILERS-Konzerten gibt, und es gibt viel zu viel zu ernste Momente. Ich finde, von da, wo Ingo ist mit seinem Humor und in seiner guten Laune, ist es super schwer, wieder in einen ganz anderen Stimmungsbereich zu kommen. 2014 hatten wir auf „Noir“ das Lied „Ich will hier nicht sein“, das sich mit Asyl und Flucht und Rettung aus Armut und Krieg beschäftigt. Als das Lied live kam, hatte ich Gänsehaut, weil mich das Thema sehr berührt. Und in dem Moment sitzt direkt vor mir im Publikum Vom Ritchie bei jemandem auf den Schultern mit einer lustigen Propellermütze auf dem Kopf und winkt mir zu ... Und ich denke so: Alter, doch nicht bei dem Lied! Egal, es ist halt Punk.

Ich erinnere mich an ein Konzert im Zakk, wo wir kaum dazu kamen, uns zu unterhalten, weil immer wieder Fans mit dir reden, dir erzählen wollten, was deine Lieder, eure Musik für sie bedeuten. Ich fand das beeindruckend, weil es mir zeigte, wie viel Lieder wie beispielsweise „Ihr da oben“ anderen geben können. Und du bist irgendwie dafür verantwortlich. Wie geht man mit so einer Verantwortung um?
Das versuche ich zu verdrängen, denn das würde mich, glaube ich, zu sehr einschüchtern. Ich habe manchmal Angst, etwas zu beginnen, weil ich befürchte, nicht dem zu genügen, was ich erwarte. Ich lege jedes Wort auf die Goldwaage. Manchmal brauche ich für eine Zeile, für drei Wörter drei Tage. Aber das ist wichtig für mich. Denn in unserer Musik haben wir nicht viel Platz für Texte, deswegen muss jedes Wort sitzen. Das, was du ansprichst, auch das hat mit dem Pathos zu tun, das wir haben. Wir haben viele Sätze, die man auf T-Shirts drucken, die man sich tätowieren lassen kann. Ich glaube, dass es deutlich schwerer ist für Bands, die Angst haben vor Pathos, ja vielleicht auch Ekel vor Pathos, zu ihren Fans so eine Beziehung aufzubauen. Die Bands und Lieder, auf die ich stehe, die packen mich am Herzen. HOT WATER MUSIC fallen mir da ein. Das ist nicht meine Lieblingsband, aber ich weiß ja, wie viele Leute die vergöttern. Aber die haben auch so Zeilen drin, da fasst man sich ans Herz. Ach, es gibt so tolle Musik. Ich liebe Musik, entdecke ständig neue Bands. Musik ist die beste Kunstform für mich.

Woher kommt diese Faszination für Pathos? Wo fängt Schmalz an? Bei uns kommentierte jemand, BROILERS seien ja heute weder Punk noch Oi!, sondern „Schnulzenpop“.
Es gibt da einen alten Punk-Sampler namens „Burning Ambitions Vol. 2“, den ich als Kid-Punk sehr geliebt habe. Da sind unter anderem VICE SQUAD mit „You’ll never know“, THE BLOOD mit „Megalomania“, THE VIOLATORS mit „Summer of 81“ und NEW MODEL ARMY mit „Vengeance“ drauf. Dann denke ich weiter zurück, denke an 1989/90, als der erste „Batman“-Teil kam mit Tim Burton, der auch so düster und leicht pathetisch war. Und je weiter ich zurückdenke, umso mehr fällt mir wieder auf, was für Sachen mich abgeholt haben. Wenn ich damals nicht bei MTV „Headbanger’s Ball“ AC/DC gesehen hätte, diese Video zu „Thunderstruck“, das im australischen Knast aufgenommen wurde ... also wenn ich das nicht gesehen hätte, weiß ich gar nicht, ob wir heute hier stehen würden. Das hat mich zur harten Musik gebracht. Also auf total pathetisch stehe ich. Andererseits, neulich habe ich erneut „Independence Day“ gesehen ... und das ist Comedy, da wurde dann für mein Empfinden über das Ziel weit hinausgeschossen. Das mag aber auch am Fahnengewedel liegen. Christopher Nolans Batman-Trilogie ist super, aber „Independence Day“, das sind zwei Schritte zu viel.

Inszenierung! Pathos! Wagner!
Wagner hasse ich, das hat mit der Historie von Wagner zu tun. Ich mag Klassik sehr gern. Oper wiederum, das ist mir noch zu viel. Vielleicht komme ich da irgendwann hin. Aber ich habe kürzlich eine 3Sat-Reportage gesehen von der Wiener Oper backstage. Und da war eine Inszenierung dabei, da bekam ich auch eine Gänsehaut. Das hat mich total abgeholt.

Nah am Pathos ist die Drama-Queen.
Nein, eine Drama-Queen bin ich nicht. Drama-Queen hat immer was mit Selbstmitleid und selbstgesuchtem Märtyrertum zu tun. Das bin ich nicht. Selbstmitleidig bin ich nicht.

Mit „Pathos“ kann man dich also nicht treffen.
Das ist einfach eine zutreffende Beschreibung. Und mit Kitsch kannst du mich auch nicht verärgern, weil ich auf der anderen Seite auch ein sehr nüchtern agierender Mann bin. Gewisse Sachen muss man auf den Punkt bringen, du kannst nicht alles in Pathos hüllen.

„Nach Hause kommen/Zurück zu mir“ oder „Porca miseria“ vom neuen Album, das sind schon ziemliche Stampfer – mit Radiopotenzial?
Diesen Four-to-the-Floor-Rhythmus hatten wir ja schon öfter. Von den genannten Liedern taugt aber keines fürs Radio. „Nach Hause kommen/Zurück zu mir“ ist mir wichtig, aber das ans Radio zu geben ... wäre für mich nicht einfach. Außerdem ist der viel zu hart fürs Radio, da ist viel Gitarrengeschrammel dabei. Ich glaube, dass „Alter Geist“ ein Song sein könnte, den die Leute mögen werden. Und „Porca miseria“ ... ich glaube, die Leute wissen mittlerweile, dass bei uns alles möglich ist. Wenn dieses Album im Anschluss an „Fackeln im Sturm“ gekommen wäre ... mein lieber Scholli. Aber das ist ja eine Entwicklung, die über acht Platten geht. Heute ist alles möglich bei uns, wir haben uns wirklich freigeschwommen. Ich finde, solange wir unsere Wurzeln nicht vergessen und immer wieder durchschimmern lassen, können wir alles machen. Es hat lange, lange gedauert, bis ich verstanden hatte, dass ich niemals alle Menschen glücklich machen kann. Es geht eben nicht, auch wenn ich wie viele Menschen am liebsten hätte, dass mich jeder nett findet. Es geht nicht. Durch mein Aussehen und Auftreten polarisiere ich durchaus so, dass manche Leute aus Reflex einfach sagen: Der Typ ist kacke. Die Band ist kacke.

Warum? Was ist an deinem Aussehen?
Ich trage gerne Bomberjacken. Ich mache gerne Sport. Aber die Bomberjacken sind von der US Army. Die sind aus den Fünfzigern, die lasse ich mir nicht wegnehmen von den Nazis.

Genau wie man sich die Fred Perry-Poloshirts nicht von Trumps Proud Boys wegnehmen lassen will.
Genau. Für viele Leute bin ich nur der Ultraproll. Ich komme überhaupt nicht in Discos rein, so wie ich aussehe.

In den letzten Jahren ist die Awareness in Bezug auf People of Color und Nicht-Bio-Deutsche deutlich gewachsen. Dein Vater kam in den Sechzigern aus dem Irak nach Deutschland, und du bist, denke ich, einer der wenigen, der in einer deutschen Rockband singt und nicht Müller, Meier, Schulze heißt, sondern Amara.
Ja, komisch. Schade, dass das so ist, oder? Es ist gut, dass diese Awareness da ist. Und ich finde es auch gut, dass da eine Greta ist, die für Awareness im Umweltbereich sorgt. Und ich glaube daran, auch wenn das viele nicht so sehen, dass das etwas bewirken wird. Es bewirkt ja jetzt schon was. Und wenn es nur das ist, dass Aldi mehr und mehr Veggie-Produkte ins Regal stellt. Das sind kleine Schritte. Du kriegst das nicht alles auf einmal hin. Dass ich mit meinen Wurzeln in einer Punkband bin und dass Ines als Frau in einer Punkband ist, dass das was Besonderes ist, ist schon traurig. Für uns war es immer vollkommen normal. Mir gingen die Fragen bezüglich meiner Herkunft immer voll auf die Nuss, weil ich nicht wollte, dass mich das „besonders“ oder „wichtig“ macht. Es war im Gegenteil sogar für mich als Kind immer unangenehm und hinderlich. Es hat mich eher verletzt, dass ich dadurch etwas Besonderes wurde und oft auch abgewertet wurde deswegen. Für Ines ist das total nervig, aber du sprichst darüber ja gleich noch selbst mit ihr. „Wow, wie ist es als Frau in der Band?“ Das geht ihr auf die Nuss. Aber es ist aktuell wichtig und es ist gut, dass da ein Umdenken beginnt und dass sich alte deutsche weiße Männer an die Nase fassen und merken „Oh, okay ...?“

Ist dein familiärer Hintergrund in deinem Alltag ein Thema? Oder wird das erst dann wieder zum Thema, wenn ein Typ wie ich dich darauf anspricht?
Ich bekomme natürlich mit, was in den Medien berichtet wird, und ich habe auch Freunde, die eben nicht nur Südländer sind, sondern eine richtig dunkle Hautfarbe haben. Das, was du mit den Jungs und Mädels mitbekommt, wenn du mit denen durch die Stadt läufst, ist ein ganz anderer Schnack. Wenn ich das vergleiche, habe ich persönlich nie Rassismus mitbekommen. Und dementsprechend wird es uns beiden auch schwerfallen, einfach mal den Alltag aus der Sicht einer Frau zu erleben, was es da für Dinge gibt, Cat Calling und so was oder wie manche Männer mit ihnen reden. Es muss viel umgedacht werden, und es wird am Ende keiner mehr den alten Zeiten nachheulen. Es wird irgendwann normal sein, dass du nicht mehr Zigeunersauce bestellen kannst. Wer sein Seelenheil an so einen Begriff hängt und wer nicht Schaumkuss sagen möchte, der hat doch einen an der Waffel. Wer glaubt denn, dass dadurch seine Kultur den Bach runtergeht? Wenn ich doch, indem ich meine Sprache anpasse, andere Menschen nicht mehr verletzte, dann ist das doch eine Kleinigkeit mit großem Effekt.

Gendergerechte Sprache – achtet ihr etwa bei euren Pressemitteilungen darauf, sprecht ihr da von „Konzertbesucher:innen“?
Das ist ein super kompliziertes Thema. Ich mag Sprache total gern und vor allem die deutsche Sprache, weil das meine Muttersprache ist. Im Lesefluss und in der Typografie stört es total – noch. Aber mittlerweile lese ich die Änderung nicht mehr. Ich meine, man liest ja nur den Anfangsbuchstaben und den Endbuchstaben und den Rest macht das Gehirn. Das dauert auch noch ein bisschen, bis ich richtig was dazu sagen kann.

Aus unseren Mail-Konversationen schließe ich, dass dich das Thema vegan in letzter Zeit auch schon mal beschäftigt hat.
Das hat sich eingeschlichen bei uns in der Band. Ines und Ron sind im Studio zuständig für die Verpflegung. Die kochen, die kaufen ein. Und während bei den früheren Produktionen noch Leichenberge auf den Tisch gelegt wurden, schrumpfte das immer mehr, bis jetzt am Ende der Produktion kein Fleisch mehr auf dem Tisch war. Das ist auch der richtige Weg, in meinen Augen. Ich verbiete mir kein Fleisch, aber ich habe einen gewissen Ekel entwickelt. Ich habe meinen Fleischkonsum extrem reduziert, bei mir gibt’s noch Geflügel, aber auch immer mehr Ersatzprodukte. Das ist ein langsames Ausschleichen, mit der Hoffnung, dass es Bestand hat. Ich mache das nur wegen der Tiere. Ich mag die Textur von Fleisch. Du kannst mir Reis hinstellen, schönen Salat, aber ich brauche auch etwas, das die Fleischtextur hat. Aber es gibt tolle Ersatzprodukte, die mir das geben. Leider habe ich noch nicht die endgültige Stärke, vegan zu leben, weil ich jeden Morgen meinen Quark im Müsli brauche. Und ich habe viele Lederklamotten, die ich auch nicht wegwerfen würde. Aber ich würde mir nicht mehr ohne nachzudenken neue Klamotten aus Leder holen. Ich kaufe eher viele alte Klamotten, „Vintage“. Das Ganze ist ein Prozess und ich glaube, dass wir irgendwann bei vegan landen. Wegen der Tiere.

Zur nächsten Platte sprechen wir uns wieder, okay? Reden wir doch mal über Gin ... Beim letzten Interview 2017 bewunderte ich deine in Sachen Gin gut aufgestellte Hausbar. 2020 kam dann endlich euer eigener Gin ...
Gin ist schon immer unser Getränk gewesen.Wenn du mich fragst, was ich trinken möchte als Longdrink, dann ist die Antwort immer Gin Tonic. Ich mag das immer noch total gern. Ich habe mal versucht nachzuvollziehen, wann die Arbeit an unserem Gin begann, und es war sogar noch vor diesem letzten Interview, dass wir mit den Leuten von der Düsseldorfer Altbierbrauerei Uerige deswegen Kontakt aufgenommen hatten. Also du siehst, wie faul wir manchmal sind, wie langsam wir sind und wie lange so was dauert. Ich bin total happy mit dem Gin. Das ist kein Anfänger-Gin, der hat ordentlich Wumms und ist sehr geschmacksintensiv.

Was für ein Tonic bevorzugst du?
Ich habe immer schon Schweppes Tonic gesoffen. Weil unser Gin so viel Eigengeschmack hat, darf das Tonic nicht so dominant sein, finde ich. Wer will, soll den mit anderen Tonics probieren. Gurke oder Zitrone brauche ich auch nicht, ich packe immer Eis ins Glas, zwei Finger breit Gin, Tonic drauf, lecker.

Und du hast jetzt ein endloses Gin-Fass zu Hause stehen?
Nee, jeder von uns hat zwölf Flaschen bekommen, die jetzt langsam weggetrunken werden. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber wenn man etwas in der Corona-Zeit verlernt hat, dann ist es das Saufen. Das Gläschen Wein vorgestern – hui, da habe ich schon gemerkt, das Trinken habe ich verlernt. Ich war genau einmal besoffen in den letzten zwölf Monaten: beim Geburtstagszoom für unseren Schlagzeuger Andi. Das war lustig und ging bis vier Uhr. Und ich vermisse das Trinken nicht mal. Ich bin gespannt, wie das hier in der Altstadt abgeht, wenn Corona mal vorbei ist, da werden sich alle einen brennen und dann wird episch gekotzt.

Auf G wie Gin reimt sich auch Grabkerzen. Es gab neulich ein schönes Video à la „Mit den BROILERS zu Besuch in der Grabkerzenfabrik“. Es ging da um ein „Gimmick“ des Fanpakets eures neuen Albums. Aber ... Grabkerzen?
Das Video zur Produktion von dem Wandteppich ist heute online gegangen. Ich war total verwundert, dass es zur Grabkerze Kommentare gab, sinngemäß: Wie könnt ihr das machen, das ist pietätlos! Darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht. Für mich ist so eine Grabkerze wie die Marienfiguren, die ich sammle, so ein popkulturelles Ding. In den USA kriegst du Grabkerzen mit Elvis Presley und was weiß ich wem in jedem Fan-Shop. Wir haben unsere Augen stilistisch ja auch immer mal Richtung Mexiko gerichtet, Stichwort Santa Muerte. Ansonsten kam das aber gut an. Außerdem ist das ja nur Teil der Box, keine Sorge, wir werden primär keine Grabkerzen-Produzenten.

8.000 Fanboxen habt ihr gemacht, das ist eine Hausnummer. Kann man damit in Corona-Zeiten die finanziellen Reserven auffüllen?
Nee. Das muss sich ja immer die Waage halten zwischen einem erträglichen Preis für die Leute und etwas Verdienst für uns. Aber so richtig gut verdient man an so was nicht. Wir versuchen immer Boxen mit coolem, hochwertigem Inhalt zu machen, nicht so ein mit Billigmüll vollgestopftes Teil. Ich finde, wir haben bis jetzt immer hochwertige Lösungen gefunden – das sind Boxen, die wir selber geil finden. Wenn THE CLASH, Bruce Springsteen oder SOCIAL DISTORTION so was rausbringen würden, würde ich mich freuen.

Ihr habt 2018 die letzte Show gespielt, 2019 pausiert, 2020 wolltet ihr wieder spielen. Ich denke, da steckte ja auch eine Abschätzung drin, wie weit das Geld für euch alle reicht. Nun wurde Ende 2021 und auch eher 2022 daraus.
Ich bin ja Geschäftsführer von unserem Label Skull & Palms Recordings und in finanzieller Hinsicht bin ich sehr konservativ. Wir haben nie crazy Geld rausgehauen für Unsinn oder so was. Wir können anhand der Finanzplanung unseres Managements sehen, wie lang das Geld noch reicht, und indem man seine monatlichen Entnahmen reduziert, kann man den Punkt, bis zu dem es reicht, in die Zukunft schieben. Die großen Bands, und ich würde uns eher zu den großen Bands zählen, die haben im Moment die wenigsten Probleme, glaube ich. Es sind auch nicht die kleinen Bands, weil das oft Hobby-Bands sind. Es sind die mittleren Bands, für die es schwierig ist, also jene, die den Schritt gewagt haben, in den Profibereich zu gehen. Und vor allem ist es schwierig für die Leute hinter den Kulissen. Auf die muss man im Moment achten. Und klar, wir werden irgendwann ziemlich sicher Probleme kriegen, wenn wir weiterhin nicht live spielen können. Da machen wir uns nichts vor. Das Live-Geschäft ist das, womit wir uns ernähren. Unsere Mitarbeiter bezahlen. Du verkaufst keine Platten mehr, die Leute streamen. 8.000 Fanboxen, 10.000 Stück Erstauflage Vinyl ... Wir wissen jeden einzelnen Kauf enorm zu schätzen, das bedeutet uns was. Ich glaube, die Leute tun das auch bewusst, mit dem Gefühl, die Band zu unterstützen. Deswegen haben wir auch so viel über unseren eigenen Shop verkauft. Dafür sind wir sehr dankbar.

Wir haben uns schon mehrfach über den Umgang mit Social Media gesprochen. Du bist da recht aktiv, und es ist auch ein mächtiges Tool für viele künstlerisch tätige Menschen, um an ihren Leuten trotz der räumlichen Distanz in Corona-Zeiten nah dran zu bleiben. Wie hat sich dein Umgang mit den sozialen Medien während Corona entwickelt?
Das hat sich in meinen Augen nicht verändert. Also ich gehe da nicht anders ran. Klar, im Moment posten wir häufiger was, weil die Platte bevorsteht, weil man was hat, worüber man erzählen will. Was ich immer doof finde, das sind so inhaltslose Postings. Alle paar Tage ein Werbe-Posting ist okay, aber man darf das nicht übertreiben, und zwischendurch gibt es auch mal ein eher privates Posting.

Du scheinst aber Spaß daran zu haben, dich auch etwas zu inszenieren. Du spielst ja gerne auch damit.
Jein. Wenn ich die Band nicht hätte, würde ich es nicht tun. Dann hätte ich mich längst von Facebook abgemeldet, weil mich das viel zu oft wütend macht. Ich habe diverse Newsseiten abonniert, von taz bis hin zu Welt – rechter wird es nicht. Das ist schon spannend, was du da als Meinungsspektrum mitbekommst. Ich kommentiere nicht mehr. Meinen Pfadfindervorsatz, einmal am Tag irgendeinem Querdenker versuchen was zu sagen, habe ich aufgegeben. Diese Selbstdarstellung mache ich, damit wir für die Band was haben, worüber wir erzählen können, damit wir den Leuten sagen können: Da kommt eine neue Platte von uns, auf die sind wir scheiße stolz, die ist richtig gut. Kauft euch die! Hoffentlich findet ihr sie auch gut. Mein Gefühl ist, dass ich ohne die Band Social Media nicht bräuchte, um mich darzustellen. Ich gebe ja auch auf meinem privaten Profil nichts mehr preis und auch die Instagram Storys, die ich eine Zeitlang intensiv gemacht habe, als mein Hund noch lebte, habe ich eingestellt.