BROILERS

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Baccia il mio anello

Eine Band, über die immer wieder wild diskutiert wurde und wird, sind die BROILERS aus Düsseldorf. Lag es am meist stumpfen Publikum, angeblichen Fascho-Connections oder einfach nur am dummen Namen. Da ich finde, dass die Band in letzter Zeit sehr gute Veröffentlichungen herausgebracht hat und auch das neue Album „LoFi“ wieder aus der Masse heraussticht, traf ich mich mit Andi (Drums), Ines (Bass) und Sammy (Gesang/Gitarre) im Proberaum der Band. Leider machten meine Batterien schlapp, und so musste ich das Interview eine Woche später noch mal wiederholen, da wir es alle für wesentlich besser und entspannter hielten, das Interview persönlich zu führen. Ich traf mich also noch mal mit Sammy und Ronald (Gitarre), um ihnen ein paar Fragen zu stellen, die mir schon länger auf der Zunge lagen und ein paar Gerüchte aus der Welt zu räumen.

Seht ihr euch als unpolitische Band oder habt ihr einen klar antifaschistischen Standpunkt?


Sammy: „Wir haben auf jeden Fall einen antifaschistischen Standpunkt, und das finden wir auch wichtig. Ich habe letztens schon in einem anderen Interview gesagt, dass ich nicht zwanghaft ein politisches Lied schreiben muss. Wenn mich ein Thema nicht direkt quält, lasse ich es halt aus. Aber auch, wenn ich mal Texte übers Saufen oder persönliche und traurige Sachen schreibe, ist es mir wichtig, dass jeder weiß, wo wir politisch als Band stehen, und garantiert nicht auf der rechten Seite.“

War das denn schon immer so? Euer Ruf war ja vor einiger Zeit etwas umstritten.

Sammy: „Alleine dadurch, dass wir als kleine Punker noch in der Antifa waren, waren wir schon immer antifaschistisch eingestellt. Als dann unsere Oi!-Phase anfing, sind wir leider etwas naiv an die Sache rangegangen, denn dieses gegen Rechts, aber auch gegen Links sein, entkräftet das natürlich ein bisschen. Daher war den Leuten nicht ganz klar, wo wir stehen.“

Hattet ihr denn nachher auch selber Ärger mit der Antifa? In einem eurer Lieder habt ihr sie ja in einem Atemzug mit dem Ku Klux Klan genannt.

Sammy: „Die Textzeile war wohl nie das Problem, so wurde es uns jedenfalls niemals nahe gebracht. Wenn wir in Leipzig spielen, dann immer im Conne Island, und da geht immer ein Euro vom Eintritt an die Antifa. In Chemnitz haben wir in einem Antifa-Laden gespielt. Das ist alles gar kein Problem. Wir spielen gerne für die Leute dort. Nur hier bei uns im Westen oder in unserer direkten Umgebung hat die Antifa zum Teil so einen an der Klatsche, dass sie lieber hetzt und Konzerte unterbindet, anstatt sich mit einer Band mal auseinander zu setzen. Ich finde das ziemlich schizophren. Wir sind eigentlich auf ihrer Seite, aber statt gegen den richtigen Feind anzugehen, wahrscheinlich aus Angst, gehen sie lieber gegen Bands vor, die keine Bedrohung sind.“

Ihr habt ja als Skinheads angefangen, seid aber jetzt eigentlich keine Oi!-Band mehr. Was meint ihr, woran es liegt, dass euer Publikum jetzt nur noch zu einem Bruchteil aus Glatzen besteht?

Sammy: „Als wir 1996 unsere erste Single rausgebracht haben, waren wir ganz klar eine Oi!/Skinhead-Band, und unsere Texte gingen auch ganz klar in diese Richtung. Nur in den zwölf Jahren, die wir das jetzt schon machen, haben wir uns natürlich auch persönlich weiterentwickelt. Ich habe keinen Bock mehr Stiefel anzuziehen. Mir gefällt es einfach nicht mehr. Ich trage die Klamotten, die ich mag, auch wenn es meine viel zu kleinen Ben Sherman-Hemden sind. Das hat sich einfach alles so entwickelt. Andi ist Rock‘n‘Roller und Ronald ist Punkrocker mit Gothic-Charme, hehe. Das Aussehen ist nicht mehr so wichtig. Es ist wichtig, wie der Typ, der vor dir steht und mit dir trinkt, drauf ist. Das Publikum hat sich vielleicht so weit geändert, weil die Szenen sich einfach geändert haben. Wie viele alte Glatzen sind über die Jahre mutiert ...“

Was haltet ihr denn generell von diesem „Szene“-Denken?

Sammy: „Ich halte das für total überflüssig. Es ist schon geil, einer Szene anzugehören, und ich fühle mich auch immer noch der Punkrock- und Oi!-Szene zugehörig. Dennoch ist es nicht wichtig, die Leute in bestimmte Kategorien einzuordnen. Der hat Spikes und Hosenträger an, der ist jetzt so und so drauf.“

Ab und zu kommt es ja so rüber, als ob ihr eine Quotenband wärt. Der eine ist Skinhead, einer Greaser, einer Punk und ‘ne Frau ist auch dabei. War das beabsichtigt?

Sammy: „Ja, klar. Wir casten ganz bewusst. Der Nächste muss schwarz und jüdisch sein, und im Rollstuhl sitzen, hehe. Das ist natürlich nur Schwachsinn. Die Band besteht immer aus Freunden und man kommt nur bei uns rein, wenn man mit uns gut kann und gut beim saufen ist. Ronald kam jetzt als Letzter zu uns, und den haben wir vorher natürlich auch abgecheckt, und genau beobachtet, wie er sich im Nachtleben verhält, und ob er zu uns passt, hehe. Wir sind Freunde und wie eine kleine Familie, und dass wir dann noch zusammen Musik machen, macht die ganze Sache noch besser. Es ist ganz normal, dass wir am Wochenende immer etwas zusammen unternehmen, denn wir sind schließlich keine Arbeitsgemeinschaft. Und wie die Leute sich jetzt mit der Zeit verändert haben, sieht natürlich von außen betrachtet lustig aus. Aber es ist nicht so gewesen, dass wir uns bewusst ein Image gegeben hätten.“

Wieso fasziniert euch eigentlich das Thema Mafia so extrem? Das ist ja ein roter Faden, der sich durch eure letzten Veröffentlichungen zieht.

Sammy: „Wir wären zwar nie so hart, um eine solche Familie zu gründen, aber auf diese Mafiaromantik gehe ich total ab. Die Filme und dieses ganze Drumherum sind der Grund, warum ich ab und zu dann doch Bücher lese, um diese ganze Sache zu verfolgen. Das ist vom Image her einfach klasse, denn es ist gut, wenn man sich an etwas hochziehen kann. Das macht es den Leuten leichter, sich an die Band zu erinnern. Das ist genau wie bei den DROPKICK MURPHYS. Ohne ihr Kleeblatt und das irische Konzept wären die jetzt nicht da, wo sie sind.“

Deine Texte sind ja sehr vom Pathos bestimmt. Ist das geplant, oder kommt das auch öfter vor, dass du dir am nächsten Tag denkst: „Was hab ich denn wieder da geschrieben?“

Sammy: „Letzteres kommt eher bei stumpfen Texten vor, die dann nicht so pathetisch sind. Ich finde lyrische Sprache total geil. Wenn ich mir von irgendeiner Band eine Platte oder CD anhöre, bei der die Musik melancholisch ist, z. B. durch Moll-Akkorde, und auch die Texte es schaffen, simple Sachen stark zu umschreiben, dann gehe ich total darauf ab. Viele Leute haben da kein Verständnis für. Im normalen Leben rede ich wie ein Büdchensteher, der sein Bier trinkt, und in den Texten mache ich es eben ganz anders.“

Wenn du die neuen mit den alten BROILERS-Sachen vergleichst, würdest du sagen, dass du noch zu allem stehst, was du geschrieben hast?

Sammy: „Die alten Lieder sind ein Teil von uns und gehören genauso dazu wie unser beschissener Name, den wir nicht geändert haben, und auch nie ändern werden. Das ist halt in einer anderen Zeit geschrieben worden, und die Aufnahmen klingen auch so. Teilweise spielen wir die nicht mehr, weil sie einfach blöd sind. Aber manche Sachen wie z.B. „Paul, der Hooligan“ finden ab und zu auch wieder ihren Weg ins Set. Die Skinheadsongs spielen wir halt auch noch, da dort ja unsere Wurzeln liegen, und sie uns dahin gebracht haben, wo wir jetzt stehen. Da kann es auch passieren, dass auf einmal die Kippen geflogen kommen und die Leute fragen, warum wir die Scheiße noch spielen. Das erkläre ich denen dann auch gerne.“

Euer Name ist ja der Grund, warum viele Leute Berührungsängste mit euch haben bzw. direkt ein falsches Bild kriegen. Habt ihr wirklich nie darüber nachgedacht, ihn zu ändern?

Sammy: „Wir hatten mal darüber nachgedacht. Aber es ist viel ehrlicher, so wie wir es machen, also mit dem Namen, den wir haben, nach vorne zu kommen, auch wenn viele Leute negative Sachen damit verbinden. Auf jeden Fall fühlen wir uns besser dabei. Wenn jetzt Leute aus der Band aussteigen würden und wir uns auflösen würden, dann würden wir eventuell etwas unter einem anderen Namen starten. Die ganzen alten Sachen würden wir dann aber auch nicht spielen. Ich hoffe nicht, dass das jemals passiert. Zu der Geschichte der BROILERS gehören halt die Leute dazu, die jetzt dabei sind, ebenso wie die Lieder und die Texte.“

Was sind für euch Gründe, ein Konzert abzubrechen?

Sammy: „Wenn es im Publikum Ärger gibt oder Faschoköppe da irgendetwas starten wollen. Das wäre dann ein Grund, sich mit denen zu ‚unterhalten‘. Ansonsten, wenn Leute sich beim Stagediven auf die Fresse legen, obwohl die echt aufpassen sollten, nicht immer in die Löcher zu springen. Da muss man zwischen den Liedern immer sagen, dass die Leute sie auffangen sollen, hehe. Wir passen live schon immer auf und beobachten, was dort vor der Bühne passiert, und wenn es da Ärger gibt, hören wir halt auf.“

Ihr habt ja das Lied „Gegen all den Schmutz“, was klar gegen Rechts ist. Wenn ihr das live spielt, ist im Publikum immer weniger los als sonst. Was denkt ihr, woran das liegt?

Sammy: „Der Grund, warum wir ‚nur‘ gegen Rechts singen, ist, dass Faschos eine echte Gefahr sind. Die extremen Linken sind vielleicht teilweise etwas albern, aber nicht gefährlich. Daher würde ich diese beiden Gruppen nie gleichsetzen.“

Ronald: „Es ist meist so, dass die älteren Glatzen bei dem Lied mit verschränkten Armen an der Seite stehen, und die Kiddies, die bei unseren Konzerten vermehrt auftreten, und eh nur die neuen Sachen kennen, dabei abgehen. Das ist wohl eher ein Skinheadproblem.“

Würdet ihr sagen, dass man gerade jetzt, wo die rechten Parteien im Osten so klaren Zuspruch gefunden haben, dort spielen muss? Oder denkt ihr, dass dann das falsche Publikum auftaucht?

Sammy: „Man kann nicht einfach so sagen, dass drüben die Faschos viel stärker auftreten. Es ist eher so, dass dort bei den Konzerten die Leute viel eher das Maul gegen Nazis aufmachen und viel mehr handeln, als bei uns im Westen. Generell sind bei Konzerten im Osten viel weniger Faschos am Start als z. B. auf Konzerten in Essen, wo dann auf einmal die Hooligans auftauchen. Die machen zwar nicht immer das Maul auf, aber wenn sie wollen, kloppen die sich gerne, und das ist ja auch schon oft passiert.“