Bands sprühen ja im besten Falle immer vor Energie. Vor allem wenn es um ein Genre geht wie Punkrock, in dem Energie stets noch ein kleines bisschen essentieller ist als anderswo. Es gibt aber auch Bands, die mehr sind. Die im guten Sinne „drüber“ sind. Die mehr als alle anderen vor Energie sprühen im Sinne von: denen hört man zu. Bei denen denkt man sich, die platzen gleich! Die sind gerade vollkommen unfähig, sich zu bremsen – und wollen das auch gar nicht! ZSK aus Berlin sind so eine Band. Wer sie je live agieren sah, der weiß, die hauen alles raus. Die wollen das Publikum auf der Stelle am liebsten mit Haut und Haaren auffressen – und sich im Gegenzug auch liebend gerne auffressen lassen. Natürlich hängt all das ganz eng und untrennbar zusammen mit ihrem Status als explizit politische Punkband, deren Mitglieder nie auch nur eine Sekunde lang um Worte verlegen sind. Wenn es um Nazis geht, um Menschenfeinde, um eine Gesellschaft, in der die Starken überleben, weil sie Einfluss und Kohle haben, oder um den ebenso dringenden wie alternativlosen Zwang zu einem täglichen Verhalten, das unser Klima schützt – dann darf man schließlich alles sein, nur nicht leise. Dann muss man da rausgehen, die Zähne fletschen, die Faust rausholen, die Stimmbänder schmieren. Und dann muss man schreien und alles geben. Weil das immer noch viel zu wenige sonst tun. Dann muss man vorangehen. Das ist im Punk seit jeher Verpflichtung und Kern des Ganzen. ZSK sind eine der konsequentesten Punkbands des Landes und haben das auch in jede Songzeile auf ihrem neuen Album „Hass↯Liebe“ gemeißelt. Denn darauf geht es einerseits um die, eben, Liebe zur Sache. Um den Idealismus und den unbedingten Willen, gemeinsam etwas Besseres zu schaffen. Und um den, eben, Hass (Ja, dieses schwere und harte und mit Vorsicht zu genießende Wort ist manchmal genau richtig gesetzt!) auf all jene, die all dem entgegenstehen und einfach ihr stumpfes, ignorantes „Weiter so“, „Ich, ich, ich!“ oder „Alles Fremde raus hier!“ brüllen. Gleichzeitig gelingt ZSK dieser nach wie vor (und vielleicht sogar mehr denn je) fällige Rundumschlag so charmant wie nur möglich: mit viel Lächeln und Grinsen und Handreichen. Man kann sich Sänger Joshi schon bei jedem Song vorstellen, wie er ihn ins Mikro schreit und am liebsten jeden Menschen vor sich packen möchte, um sich mit ihm die Bühne zu teilen und mitzuschreien. „Darwin“, „Neuanfang“, „Tränen, Schweiß, Blut“ sowie der unter anderem auf die dunkle Seite der sozialen Medien abzielende, sich beinahe in Metal-Sphären schraubende Titelsong sind Hymnen, „Beratungsresistent“ und „Stärker als die Angst“ wütende Tempokracher. Kurzum: Auf „Hass↯Liebe“ hat alles Hand und Fuß und ZSK-Faust. Und alles hat das Potenzial, kommende Konzerte wie „Antifascista“ und „Herz für die Sache“ als die typischen Band-„Hits“ zu prägen.
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