Da ist es also, das „Ende der Welt“. Und allein der Opener „Ich feier’ euch“ legitimiert ja schon die Veröffentlichung dieses fatalistisch betitelten Albums – beschwört dieser Song doch eine Zeit herauf, die sich im Angesicht der Corona-Pandemie weit, weit entfernt und längst vergangen anfühlt und so sehr wieder herbeigesehnt wird. Vor allem von jenen Menschen, denen Musik mehr bedeutet als nur Nebenbei-Beschallung. Denen Musik ein kollektives Erleben ist und ein kollektiver Soundtrack des Lebens. In „Ich feier’ euch“ geht es um gemeinsames Feiern und Trinken und um Freundschaft und das Hochlebenlassen der eigenen Gang. Aber „Ende der Welt“ ist dann eben doch nicht das Ende der Welt. „Ende der Welt“ geht noch weiter und ist viel mehr: „Ende der Welt“ ist eine Platte, die wichtig ist. Und man muss letztlich noch nicht einmal Fan von ZSK sein, um das zu erkennen und zuzugeben. Man muss auch keinen Skatepunk mögen – also die Musik, der sich die Berliner seit jeher mit hör- und spürbarer Begeisterung widmen, wie Sänger Joshi ja nicht zuletzt im Interview in dieser Ausgabe betont. Vielleicht muss man noch nicht einmal etwas für Punkrock übrig haben, um das zu verstehen. Man muss einfach nur genau hinhören. Den Songs über Nazi-Hass, deutsche Spießigkeit („Mach’s gut“), Fridays For Future („Die Kids sind okay“) und Co. eine Chance geben und wird sehen: Das hier ist die Musik einer ganzen, vor allem nachwachsenden jungen Generation einer Subkultur. Das ist die Musik, die den ursprünglichen Punk-Gedanken konsequent und vor allem euphorisch und vehement fortführt und in die Zukunft mitnimmt. „Ende der Welt“ ist ein Album, dem man anhört, wie viel Wahrheit dahintersteckt, wenn Joshi erzählt, dass Kids ZSK-Songs auf ihren Demos spielen und grölen und abfeiern. Ein Album, das zeigt, dass die Wut und das Aufbegehren und das „Lass uns mal machen. Selber machen. Aktiv werden“ eben doch nicht irgendwann bei Stadiongigs von GREEN DAY und DIE TOTEN HOSEN und beim Klamotten- und Markenfetisch aufhört, der den Punk sogar schon in die Läden der Modeketten brachte. ZSK zeigen, dass die Idee des Punk weiterlebt. Dass die Ursuppe des Genres immer noch auf großer Flamme köchelt. Und ja, sie verpacken all das in musikalisch perfekte Arrangements, die vielleicht keine Maßstäbe mehr setzen nach über vierzig Jahren Punk. Die aber zweifelsohne für ein paar Ohrwürmer taugen und Begeisterung atmen und die zeigen, wie weit sich diese Band über die Jahre hin zu Profis entwickelt hat, die ebenso die Club-Atmosphäre lieben wie sie auf die größeren Bühnen gehören, weil sie da ihr Potenzial so richtig ausspielen und unters Volk bringen oder besser: schleudern können. Es macht einen Heidenspaß, dieses „Ende der Welt“ zu hören und dabei die Faust in den Himmel zu recken – egal, ob man nun Jungspund ist oder Alt-Punk. Was mal wieder zeigt: Punk ist, wenn er gut gemacht ist, zeitlos.
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