ZSK

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Learning By Doing

Man kann sehr viel von ZSK lernen. Das betrifft zuallererst den professionellen Umgang mit politischem Aktivismus und kommerziellem Erfolg, denn die Band war vor ihrer Auflösung 2007 durchaus erfolgreich. Mit „From Protest To Resistance“ (2004) und „Discontent Hearts And Gasoline“ (2006) tourte sie als Support der TOTEN HOSEN, der DONOTS, BAD RELIGION und THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY, nachdem ihr Debüt „Riot Radio“ (2002) bereits ANTI-FLAG so begeistert hatte, dass sie ZSK auf ihre erste Europatour (2003) mitnahmen. ZSK nutzten die Band aber auch stets als politisches Sprachrohr und gründeten 2006 sogar eine eigene Kampagne gegen Rechts: „Kein Bock auf Nazis“. Alles zusammen brachte der Band einen sehr guten Ruf ein – 2005 wurden sie bereits als die nächsten WIZO gehandelt und nach der Auflösung der TERRORGRUPPE schien es kurzzeitig so, als würden ZSK den Platz beider einnehmen. Trotzdem gingen die Jahre 2002 bis 2006 nicht spurlos an der Band vorbei. Schließlich darf man nicht vergessen, dass der Aufbau einer solchen Fanbasis von einer Punkband verlangt, nahezu jedes Wochenende zu touren, ohne dass die Bandmitglieder von den Einnahmen der Band leben können. Entsprechend stellten auch ZSK vieles zurück, um die Band zu promoten, und gerieten an den Punkt, an dem alles zu viel wurde. Es folgte die Auflösung im Jahr 2007 oder, wie Sänger Joshi es ausdrückt, dass Ende mit einem „Knall“.

Von ZSK zu lernen heißt demnach auch, dass Nachwuchsbands viel von den Erfahrungen der vier Berliner profitieren können. Schließlich sind schon eine ganze Reihe deutscher Bands in die Position gekommen, dass die Band zu groß ist, um Hobby zu sein, aber zu klein ist, um davon zu leben. ZSK haben viel aus der Zeit vor ihrer Auflösung gelernt und gehen heute, da sich die Band wiedervereint hat und Anfang Mai ihr Comeback-Album „Herz für die Sache“ veröffentlicht, sehr strukturiert an die Sache heran. Sie kennen ihre Grenzen und wissen, wie weit sie für die Band gehen werden. Kurzum bedeutet lernen damit irgendwo auch, dass ZSK erwachsen geworden sind und sich selber realistisch einschätzen. Über alle diese Dinge sprach ich mit Sänger Joshi, der sich sichtlich über das Interesse des Ox am neuen Album freute.

Joshi, als ihr euch 2007 aufgelöst habt, lautete die Newsmeldung im Ox: „ZSK werfen das Handtuch“. Es wirkte damals tatsächlich so als sei die Band ausgebrannt, müde vom Touren und angestrengt davon, dass ZSK zu groß war, um ein Hobby zu sein, aber zu klein, um davon zu leben.

Ach nein, so kannst du das nicht sagen. Klar, wir waren 2007 an einem Punkt angelangt, an dem wir im gewissen Sinne erst einmal genug hatten. Wir waren pausenlos auf Tour und haben alles andere hintenan gestellt. So etwas kannst du als Punkband – die großen Bands wie NOFX, RANCID, DIE TOTEN HOSEN und BAD RELIGION ausgenommen – aber nicht ewig weitermachen, weil du ja nicht von der Musik lebst, sondern einen Job, eine Familie und ein Privatleben hast. Wir waren aber nicht ausgebrannt! ZSK sollte einfach allen in guter Erinnerung bleiben. Deswegen kam es für uns auch nicht in Frage, weniger Konzerte zu spielen. So fiel dann die Entscheidung, mit einem Knall aufzuhören.

Wie du sagtest, hattet ihr „erst einmal“ genug – wie kam es zur Reunion 2011?

Die Reunion verdanken wir auf jeden Fall unseren Fans. Sie haben uns haufenweise nette Briefe und Mails geschrieben, in denen Dinge standen wie: „Ich war damals zu jung und konnte euch nie live sehen. Ich würde alles für ein einziges ZSK-Konzert geben.“ Das hat uns so schwer beeindruckt, dass wir uns dann entschieden haben, noch mal eine Hand voll Konzerte zu spielen, woraus dann mehr wurden und woraus dann der Plan entstand, eine EP zu machen, aus der schließlich ein ganzes Album wurde.

Ist es nicht komisch, solche Briefe zu bekommen? Ich meine, jeder von uns hat mal mit dem Gedanken gespielt, OPERATION IVY oder einer anderen Band genau dasselbe zu sagen. Wie bist du damit umgegangen?

Ich sammle alle diese Briefe und E-Mails tatsächlich in einer großen Kiste – und es sind wirklich sehr bewegende Briefe dabei. Wenn ich sie lese, wird mir plötzlich die Verantwortung bewusst, die wir als Band tragen. Ich habe sogar alle diese schönen, ich sage mal, „Protestmails“ ausgedruckt und daraus vier Bücher – 350 Seiten pro Buch – binden lassen und jedem Bandmitglied eines gegeben. Darin findest du Sätze wie „ZSK haben mich geprägt und dazu gemacht, was ich heute bin“ oder „Ihr habt mein Leben verändert!“. Diese Worte gehen dir ins Mark. Klar, die Leute, die sie schreiben, sind in einem emotionalen Alter. Aber sie sind halt irgendwo aufgewachsen, wo alles Mist ist, und wir sind der Soundtrack für die Zeit, in der sie gewagt haben, da endlich auszubrechen. Trotzdem: Irgendwo ist es natürlich komisch, auf einmal so ernst genommen zu werden, weil ich mich noch sehr gut daran erinnere, wie wir in den frühen ZSK-Tagen allerlei Kram gemacht haben, den ich heute eher als jugendlichen Leichtsinn einordnen, aber jederzeit wieder machen würde. Zum Beispiel haben wir 1998 mit einem Generator auf dem Parkplatz vor einem NOFX-Konzert gespielt und uns als „Parkplatzsupport“ angepriesen. Einfach nur, um irgendwie bei den Bands dabei zu sein, die uns stark geprägt haben.

Wenn du so über diese Zeit sprichst, dann klingt das fast so, als wärest du erwachsen geworden, obwohl ihr euch in eurem aktuellen Bandinfo sehr gegen das Erwachsenwerden wehrt.

Jein, ich glaube, du musst einen deutlichen Unterschied dazwischen machen, ob sich eine Band als „erwachsen“ bezeichnet oder ob du als Mensch erwachsener wirst. Deine Bemerkung zielt ja auf diesen Satz aus unserem Bandinfo ab: „Keine Spielereien, keine leisen Töne, um krampfhaft zu beweisen, dass man ,erwachsen‘ geworden ist.“ Den haben wir ehrlich gesagt geschrieben, weil bei uns alle Alarmglocken schrillen, wenn eine Band behauptet, ein Album klinge „erwachsener“. In den allermeisten Fällen ist damit entweder „langsamer“ und/oder „sau-langweilig“ gemeint. Das wollten wir natürlich auf keinen Fall! „Herz für die Sache“ sollte kein Alt-Herren-Album werden, das der „guten, alten Zeit“ hinterher jammert und nur noch halb so schnell ist. Ganz ehrlich: ich finde, wenn du solche Alben machst, dann kannst du es auch gleich lassen. Natürlich sind wir als Individuen erwachsener geworden, aber wir mögen es alle weiterhin, wenn es richtig knallt.

Was bedeutet das Erwachsenwerden für dich als Person?

Erwachsenwerden ist ein Prozess, gegen den du nicht wehren kannst und gegen den du dich vielleicht auch gar nicht wehren solltest, weil du viel lernen kannst. Zum Beispiel mehr Verantwortung zu übernehmen, das bringt dich immer weiter. Deswegen macht Erwachsenwerden auch einfach eine Menge Spaß. In dem Zusammenhang finde ich das Konzept „In Würde altern“ sehr gut. Also, dass man sich bei der Musik und den Inhalten treu bleibt, zum Beispiel die Leute, die Konzertveranstalter werden oder jetzt bei Projekten gegen Rechts arbeiten. Richtig traurig finde ich nur, was manche Freunde von damals unter „endlich erwachsen werden“ verstehen: Die arbeiten jetzt in der Sparkasse und schämen sich richtig, dass sie früher mal Punkrock gehört haben. Das ist einfach nur bitter.

Eure Reunion bringt eine wichtige Veränderung mit sich: Flori, euer Drummer und dein Bruder, ist nicht mehr dabei und wird von Matthias „The Snake“ an den Drums ersetzt.

Richtig, Flori lebt seit einigen Jahren in den USA. Wir haben lange überlegt, ob er für ein oder zwei Touren rüberkommen kann, aber das war einfach nicht zu machen. Er selbst hat dann gesagt, dass wir die Reunion einfach mit einem neuen Schlagzeuger durchziehen sollen. Matthias ist ein richtig cooler Typ und wir sind froh, dass er dabei ist, schließlich hat er vorher schon in vielen Hardcorebands gespielt. Sein Spitzname entstand übrigens durch eine verrückte Begegnung 2011 in Münster. Nachdem wir beim „Münster Grand Slam“ die DONOTS supporten durften, waren wir bis morgens um fünf bei der Aftershow-Party in einer kleinen Kneipe. Plötzlich ging die Tür auf und ein riesiger, muskulöser Typ kam mit seinem Kampfhund rein. Er ging direkt auf Matthias zu. Wir dachten: „Ach du je, was will der Typ von uns?“ In dem Moment schreit er Matthias an: „Snake!“ Matthias ist kreidebleich geworden – Schrecksekunde. Und dann sagt der Riese plötzlich: „Ach nee, das bist du ja gar nicht“ und verlässt den Raum. Wir wissen bis heute nicht, wen er wirklich gesucht hat, und ob derjenige noch am Leben ist.

Fällt es dir denn persönlich schwer, dass Flori nun so weit weg und kein Teil von ZSK mehr ist?

Klar. Das ist für die ganze Band und besonders für mich ziemlich schwer. Hätte Flori nicht ausdrücklich gesagt, dass wir es ohne ihn machen sollen, hätten wir es nie gemacht. Auf eine gewisse Art ist Flori aber trotzdem weiter Teil der Band: Er kümmert sich wie früher um unsere Webseite und hilft bei allen Merch-Designs und so weiter. Für mich als Bruder ist es das wichtigste, dass er in den USA glücklich ist. Er hat in Berkeley eine vegane Backerei eröffnet und kann jede Woche zu allen möglichen Shows gehen. Ehrlich gesagt bin ich deswegen auch ziemlich neidisch.

Plant ihr denn eine USA-Tour oder ähnliches?

Nein, ich bin auch skeptisch, ob das irgendwas bringt. Als Band mit mehrheitlich deutschen Texten ist das wirklich sehr schwer, von RAMMSTEIN mal abgesehen. Wir konzentrieren uns auf Deutschland, Österreich und die Schweiz. Das einzige, was wir eventuell außerhalb dieser Länder machen, ist eine einwöchige Russland-Tour. Komischerweise haben wir dort sehr viele Fans und kriegen ständig Anfragen wegen einer Tournee. Ich war vor einigen Monaten auch mal in Moskau und habe mich dort mit ZSK-Fans getroffen. Das war ziemlich spannend und gleichzeitig deprimierend. Die Naziszene ist dort so unglaublich skrupellos. Jeder Weg zu einem Punkkonzert könnte dein letzter sein. Die erstechen dich einfach oder prügeln dich zu Tode.

Wie weit ist die deutsche Szene noch von solchen Szenarios entfernt? Ich denke an die Textzeile „Silvio Meier, wir vergessen dich nicht“ aus „Viel Glück“ vom neuen Album.

Silvio Meier wurde 1992 in Berlin-Friedrichshain von Neonazis erstochen. Das war eine Zeit, in der es hier fast jedes Wochenende massive Auseinandersetzungen mit der rechten Szene gab. So schlimm ist es heutzutage zum Glück nicht mehr. Aber trotzdem gibt es immer wieder Todesopfer rechter Gewalt. Seit 1990 sind mehr als 152 Menschen in Deutschland von Rechtsextremen verbrannt, erschossen und erschlagen worden. Unter den Opfern sind viele Punks, zum Beispiel Thomas Schulz, genannt „Schmuddel“, der 2005 in Dortmund erstochen wurde. Der NSU hat gerade noch mal gezeigt, wozu die Neonazi-Szene fähig ist, wenn sie ungestört machen kann, was sie will. Ich fürchte, es wird in den nächsten Jahren noch weitere Todesopfer rechter Gewalt geben.

Was kann man dagegen tun?

Die Zivilgesellschaft stärken und die Nazis auf allen Ebenen und mit allen Mitteln zurückdrängen. Je mehr Raum man denen nimmt, desto schwieriger ist es für sie, Jugendliche zu rekrutieren. Daher ist es auch so wichtig Naziaufmärsche konsequent zu verhindern. Das sind gerade für Mitläufer ganz einschneidende, hochemotionale Erlebnisse, die sie an die Szene binden. Eines sollte man auf keinen Fall tun: davon ausgehen, dass die Sicherheitsbehörden das Thema ernst nehmen oder glauben, dass durch ein NPD-Verbot das Rechtsextremismus-Problem gelöst werden kann. Beides ist leider falsch.

Guter Punkt – „Herz für die Sache“ beginnt mit dem Song „Antifascista“, einer Kampfansage an Naziaufmärsche nebst Verhinderungsaufruf. Damit steht er exemplarisch für das ganze Album, wobei euer letztes Album vor der Auflösung, „Discontent Hearts And Gasoline“, sehr persönlich war. War es eine bewusste Entscheidung, wieder so geradlinige, politische Texte zu schreiben?

Ganz klares Ja! Ich sehe die Herausforderung als Musiker nicht darin, langweilige Sachen möglichst kompliziert auszudrücken. Im Gegenteil, mir geht es darum, komplexe Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen. Deswegen sollte bei „Herz für die Sache“ alles nach Vorne gehen – schnelle Punksongs und unmissverständliche, politische Texte. Konkret haben wir 35 Demos aufgenommen und jeden Song, der nicht auf Anhieb geknallt hat, sofort aussortiert.

Aber wo fängt die Plattitüde an und wo hört die konzise Stellungnahme zu komplexen Zusammenhängen auf?

Das ist natürlich eine Gratwanderung. Letztlich liegt es auch immer im Auge des Betrachters, ob du etwas schlau gesagt oder einfach platt findest. Ich finde die Texte auf „Herz für die Sache“ ganz gelungen. Trotzdem wird es natürlich Leute geben, die Passagen wie „Unser für die Sache, unser Hass und unsere Wut im Bauch“ zu platt finden. Aber ich schreibe die Songs ja auch nicht, um es allen recht zu machen. Mir gefällt einfach die Vorstellung, dass ich den Hörern direkt etwas mitgebe. BAD RELIGION zum Beispiel, sind eine großartige Band, aber man könnte bei der Hälfte der Texte stundenlang rätseln, worum es da überhaupt geht. Es gibt dazu ja auch den NOFX-Song „I’m a huge Fan of BAD RELIGION“, wo Mike singt „I bought ‚Suffer‘ than I bought a thesaurus“. Das trifft es ziemlich gut.

Neben MINOR THREAT oder OPERATION IVY zählen auch DIE TOTEN HOSEN zu euren großen Vorbildern – was ist eigentlich an dem Gerücht dran, dass ihr euch bei eurer Gründung 1997 folgendes Ziel gesetzt habt: Einmal mit den TOTEN HOSEN spielen; dann kann sich die Band auflösen?

Haha, wie hast du das denn rausgefunden? Ja, das stand mal so im Raum, war aber eher ein Scherz. Die Tour mit den Hosen haben wir dann ja 2005 auch gespielt und uns zwei Jahre später tatsächlich aufgelöst. Für uns waren die Hosen schon immer eine sehr wichtige Band. Deswegen freut es mich auch sehr, dass sie uns diesen Sommer noch mal mit auf Tour nehmen.

Eine solche Tour bringt euch unweigerlich wieder in die Position, als Band professionell und businessmäßig zu agieren. Gleichzeitig ist der Albumtitel „Herz für die Sache“ eine eineindeutige Referenz zu euren musikalischen und politischen Wurzeln. Wie viel Business trifft bei euch auf wie viel Aktivismus?

Klar, das ist bei allem so. Die Musik ist ja nur ein Teil von ZSK. Es gibt tausend andere Sachen, die man noch regeln muss. Vom Booking über T-Shirt-Designs bis zur Koordination vom Streetteam. Für mich ist das gar kein Widerspruch zu unseren Wurzeln, solange du bei diesen Dingen einfach fair zu dir selbst und zu anderen bist. Früher haben wir darauf bestanden, einfach alles 100% selbst zu machen. Aber irgendwann ist das nicht mehr zu schaffen, weil zum Beispiel ein Veranstalter deine Gage professionell – heißt mit ZSK als Firma – abrechnen muss. Genauso ist es mit allen Einnahmen aus Albumverkäufen, Merchandise und so weiter. Ich glaube, entscheidend ist, wen du da mit ins Team holst. Unser Booking, Label, Promo, Versand und so weiter machen alles nur Leute, denen wir blind vertrauen. Dadurch haben wir ein gutes Gefühl, können uns auf die Musik konzentrieren und mit unserer „Kein Bock auf Nazis“-Kampagne politische Arbeit machen.

Gleichzeitig war eure Größe aber auch ein Grund dafür, dass ihr 2007 sehr viel hinten angestellt habt. Generell gibt es viele Geschichten von Bands, die gerade so von der Musik leben können.Was ist deine persönliche Lektion aus der Situation, dass man als Band zu groß für den Hobbystatus und zu klein für kommerziellen Erfolg ist, und welchen Rat hast du für Nachwuchsbands?

Unser Rat: plant einfach nicht, jemals von der Musik leben zu können. Das klappt nur bei einer von 100 Bands. Bei ZSK haben wir das von Anfang an so gemacht. Natürlich bist du als Nachwuchsband davon beeindruckt, dass zum Beispiel NOFX Riesenerfolg damit haben, Punk zu machen, und alles über ihr eigenes Indielabel regeln. Oder dass RANCID nur ein Album auf einem Major gemacht haben ... Oder DIE TOTEN HOSEN, die ja auch seit über zehn Jahren auf einem eigenen Label sind und die kleine Bands immer unterstützt haben. Trotzdem muss dir klar sein, dass das nur drei Bands sind. Drei auf bestimmt 500 Punkbands, die gerne von der Musik leben würden. Allein das macht dir klar, dass du auf keinen Fall damit rechnen solltest, von deiner Musik leben zu können. Deswegen hatten wir nie vor, von ZSK zu Leben und haben bis heute noch nie unsere Miete damit bezahlt, sondern höchstens mal einen Urlaub.

Und was heißt das ganz konkret für die ZSK-Reunion, wird es eine Grenze geben, an der ihr aufhört, Shows zu spielen, um nicht wieder in die Situation von 2007 zu kommen?

Da wir finanziell nicht auf die Band angewiesen sind, haben wir viele Freiheiten. Wir haben alle feste Jobs und müssen keine Sorge haben, am Ende des Monats kein Geld mehr zu haben, weil wir zu wenige Konzerte gespielt haben. Wir buchen wirklich nur Konzerte, auf die wir Lust haben. Dann kann man auch so Sachen wie Antifa-Benefit-Shows ohne Gage spielen, die andere vielleicht absagen würden, weil sie draufzahlen.

Stimmt es eigentlich, dass sogar mal ein Major an euch Interesse hatte?

Stimmt – vor dem zweiten Album hatten wir ein Majorlabel-Angebot. Schon beim ersten Treffen wurde aber sofort klar, dass wir uns da nie einig werden würden, weil wir darauf bestanden haben, bei allen wichtigen Entscheidungen das letzte Wort zu behalten. Am Ende sind wir immer bei Rock’n’Roll-Labels gelandet. Erst Wolverine, dann Bitzcore und jetzt People Like You, wobei Letzteres sicher die bislang beste Wahl war. Da stimmt einfach alles.

 


Zwei Mitglieder haben ZSK über die Jahre verlassen: Niki, Ex-Gitarrist, stieg im Winter 2002 aus und Flori, Ex-Drummer, nahm im Dezember 2011 nicht mehr an der Reunion teil. Beide sind aber nach wie vor eng mit ZSK verbandelt und wir fragten beide in Kurzinterviews, was sie heute machen und was ZSK ihnen dafür mit gegeben hat.

Was macht ihr heute und was hat ZSK euch dafür mitgegeben?

Flori:
Ich lebe mit meiner Frau und zwei Hunden in San Francisco. Dort arbeite ich als Marketing-Profi für die Tierrechtsorganisation PETA. Die Zeit mit der Band hat mir dabei viele Erfahrungen im Bereich politischen Aktivismus ermöglicht, die ich jetzt bei PETA einbringen kann.

Niki: Bei ZSK ging es um Scheiß-Sound, scheiß warmes Bier und scheiß lange Autofahrten zu meist guten Konzerten. Heute bin ich Ingenieur für Abwasserentsorgung. Das klingt erst einmal nach „Gas-Wasser-Scheiße“, ist es aber nicht unbedingt. Konkret arbeite ich an Projekten, um die Umweltverschmutzung durch Abwasser in Entwicklungsländern zu verringern, was mir wirklich Spaß macht. Von ZSK habe ich die engen und intensiven Freundschaften mitgenommen!

Wie findet ihr „Herz für die Sache“?

Flori:
Das Album ist ein Kracher – direkt und ohne Spielereien voll auf die Zwölf! Leider muss ich gestehen, dass der gute Matthias das Schlagzeug besser im Griff hat, als ich es jemals hatte. Ich höre die Songs im Auto, aber in voller Lautstärke und freue mich, dass es so schön kracht. Gut gemacht!

Niki: Tolles Album! Mein Favorit: „Unser Schiff“.

Was wünscht ihr ZSK für die Zukunft?

Flori:
Ich hoffe, dass die Band noch mindestens ein weiteres Album hinterher schiebt und vor allem viel tourt. Ich kann mich erinnern, wie viel Spaß wir immer auf Tour hatten und freue mich, dass die anderen das wieder machen können. Da ich mich ja auch noch immer um die Webseite und andere Marketing-Sachen bei ZSK kümmere, bekomme ich die Euphorie hautnah mit. Hoffentlich gibt es bald eine ZSK-Tour in den USA. Die DONOTS haben es gerade vorgemacht, wie das geht, ich habe sie in San Francisco getroffen und es war richtig super!

Niki: Zwei Sachen. Erstens, dass sich jemand findet, der den etwa zweiten je geschriebenen ZSK-Song„Bröckelkotze“ als 7“ veröffentlicht. Zweitens, dass wir geile Konzerte in 2013 haben. Ich bin als Roadie und Mädchen für alles wie immer dabei. Das wird groß!



„Bröckelkotze“ und die ganze Wahrheit über das erste ZSK-Demo

Nikis Verweis auf den Song „Bröckelkotze“ machte uns neugierig, denn er ist auf keiner offiziellen Aufnahme enthalten. Offiziell galt bislang das Demotape „Keep Skateboarding Punkrock“ als erstes Demotape von ZSK. Joshi grinst verschmitzt, räuspert sich und setzt an: „Okay, ich sage es euch, weil wir schon immer eine enge Beziehung zum Ox hatten und ihr es bestimmt nicht weitererzählt. Genau genommen ist ‚Keep Skateboarding Punkrock‘ das zweite Demotape von ZSK. Wir haben, glaube ich, Anfang 1997 schon mal ein Tape aufgenommen, um mal unsere ersten Aufnahmen festzuhalten. Das Tape hieß ‚Go To Hell‘ und hatte vier Songs. Einer davon war eben ‚Bröckelkotze‘. Die Songs sind so unfassbar schlecht, dass wir im Nachhinein sehr froh sind, dass es nur 40 Kassetten davon gab. Einen der Songs, ,Sonderzug zum Papstbesuch‘, haben wir dann für ,Keep Skateboarding Punkrock‘ einfach neu aufgenommen. Richtig gut war der auch nicht.“