ZSK

Eve of destruction

Die Jahre ziehen ins Land, Platten kommen heraus, Bands kommen und gehen. Ein Name, der in jüngster Vergangenheit mit zunehmender Häufigkeit über die Line-Ups, Samplerbeiträge etc. flitzte, war ZSK! Mittlerweile schon einige Jahre im Rennen, hat das Quartett anno 2002 das Debüt „Riot Radio“ fertig gestellt, einen Plattenvertrag und zwei Deutschlandtouren absolviert. Dazu und noch mehr Sänger Joshi...

Joshi, unser letztes Gespräch liegt über zwei Jahre zurück, was hat sich seitdem getan?


Einiges! Wir haben viele Konzerte gespielt und vor einem halben Jahr sind wir mit der Band von Göttingen nach Berlin umgezogen. Dazu kam noch der Plattenvertrag bei Wolverine Records und jetzt endlich unser erstes Album. Untätig waren wir jedenfalls nicht. Flori, unser Schlagzeuger und ich haben nebenher Moshpit-Clothing, unsere eigene Punkrock-Klamotten-Firma aufgemacht und verkaufen jetzt Nieten, Bumflaps, Mützen, T-Shirts und das ganze ZSK-Merchandise. Indem wir den Verkauf selbst übernehmen, können wir alle Sachen ziemlich preiswert anbieten und müssen unseren Kram nicht zu schlechten Konditionen an irgendwelche Mailorder geben, die dann alles zu teuer weiterverkaufen, um höhere Gewinne zu machen.

In welcher Beziehung steht Propaganda Promotion zu ZSK?

Mit Propaganda-Promotion verhält es sich ähnlich wie mit Moshpit Clothing. Wir hatten keinen Bock, ständig irgendwelche Leute zu bezahlen, die für uns die Internet-Seiten machen, also haben wir es selber gelernt und gewissermaßen den Spieß umgedreht. Flori hat seine eigene Webdesign-Firma gegründet und macht jetzt Seiten für andere Leute. Zum Beispiel für die ‘Vans off the Wall’-Tour, MAD-Tourbooking, Roger Miret and the Desasters, Core-Tex-Records, oder auch für Firmen, die nicht so viel mit Punkrock zu tun hat.

Du hast euer Debütalbum, „Riot Radio“ eben schon angesprochen. Erzähl doch mal über die Entstehung der Platte.

Dass wir ein Album aufnehmen, wurde wirklich Zeit. Es ist eigentlich total irrwitzig, dass wir all die Zeit nur mit dem Demotape und unserer Split-CD auf mittlerweile zwei Touren über 100 Konzerte gespielt haben. Aber wir wollten auf keinen Fall mal schnell nebenbei ins Studio und zügig eine Platte einspielen. Deshalb haben wir uns Zeit gelassen, Geld gespart, ein gutes Studio und einen guten Produzenten gesucht, den wir schließlich in Flo von Schwarz aus Hamburg gefunden haben. Das hat alles ziemlich lange gedauert. Aber nichts ist schlimmer als ein schlechtes oder mittelmäßiges erstes Album. Das Ergebnis ist jedenfalls fast noch besser geworden, als wir uns das vorgestellt haben.

Warum der Multimedia-Track?

Der Multimedia-Track besteht aus einem Flash-Interface, wo es nochmal alle Texte, Infos über die Band und ein paar Fotos gibt. Dazu gibt es das Kanal B-Video über die Proteste in Genua und ein Video der Tierrechtsorganisation PETA. Das sind keine Spaß-Filme, aber es war uns wichtig, dass möglichst viele Menschen diese Sachen mal gesehen haben. Und warum sollen wir den Platz auf der CD, der nach 31 Minuten Musik noch übrig ist, nicht sinnvoll nutzen? Leute, die keine Lust haben, sich das anzuschauen, müssen es nicht, andere, die es interessiert, haben die Möglichkeit mal zu sehen, was in Genua passiert ist oder was in Fleischfarmen täglich läuft. Aber im Endeffekt bleibt der Multimedia-Track eine nette Spielerei, das wirklich Wichtige ist für uns die Musik.

Neben dem teils politischen Inhalt des Multimediatracks wurdet ihr von Wolverine als die „politischste Skatepunkband Deutschlands“ bezeichnet...
Ja, haben wir auch gelesen, was sich der Sascha da ausgedacht hat. Ist aber gelogen. Wir würden niemals von uns selbst behaupten, dass wir die ‘politischste Skatepunkband’ sind. Das wäre meiner Meinung nach ziemlich überheblich und arrogant. Dass wir uns politisch engagieren und mit unserer Musik versuchen, Leute zum Nachdenken über wichtige Themen aufzufordern, ist richtig. Das finden wir auch wichtig zu sagen. Trotzdem sind wir keine 100% perfekte Mega-Politband. Wir tun und sagen, was wir wollen und was wir können und wenn das politisch ist, ist das gut so. Uns geht es bei der Band neben der Musik ja auch nicht darum zu sagen ‘Hey, schaut mal her, wie cool und wie politisch aktiv wir sind’, sondern darum, Leuten einen Denkanstoß zu geben, damit sie merken, dass hier einiges schief läuft und dass sie etwas dagegen tun können, sofern das nicht schon der Fall ist.

Als Vorläufer zu „Riot Radio“ gab es euren Beitrag zum letzten „Punk Chartbusters“.

Ja, ‘Eve Of Destruction’ von Barry McGuire. Wir haben uns von Anfang an dagegen gesträubt, den alten Witz zu bringen, und einen Charthit von Britney Spears und Co. zu covern. Wir haben lange nach einem Song gesucht, der uns auch in der Original-Version gefällt. Anschließend haben wir dann die engere Auswahl im Proberaum angespielt und fanden alles nicht wirklich überzeugend. ‘Eve Of Destruction’ haben wir dann eher durch Zufall beim Stöbern gefunden und gesagt: Das ist es! Gerade der Text hatte es uns angetan. Was der alte Hippie Barry McGuire da zu Vietnam und Krieg im allgemeinen singt, ist gerade jetzt wieder brandaktuell. Insofern steckt schon ein tieferer Sinn dahinter.

Bands, die politische Meinungen offen äußern, sorgen oft für Kontroversen und werden deshalb auch eine Zielscheibe für ungerechtfertigte Anfeindungen etc. Wie geht es euch damit?

Das kommt immer ganz darauf an, mit wem du es zu tun hast. Es passiert uns schon ab und zu mal, dass uns Leute komisch von der Seite anmachen, weil wir kein Fleisch essen. Im Gästebuch auf unserer Internet-Seite zum Beispiel. Aber ich denke, das liegt oft daran, dass diese Leute sich immer gleich persönlich angegriffen fühlen. Ich denke, da sollte man nicht so viel drauf geben. Irgendwer fühlt sich immer angepisst wegen irgendwas. Eigentlich schade, aber das wird sich wohl nicht so schnell ändern. Wir sind jedenfalls lieber ab und zu die Zielscheibe für irgendwelche NörglerInnen, als Texte über Bier und Fernsehen zu machen, nur das bloss niemand beleidigt ist, wenn er oder sie unsere Lieder hört.

Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

Wäre schön, wenn wir ein paar CDs verkaufen, um unsere Schulden loszuwerden, haha. Im Juni spielen wir viele Wochenendshows. Im Sommer spielen wir ein paar Festivals und wollen dann eine Deutschlandtour machen. Im September ist eine Schweiz-Tour geplant. Wenn wir die Möglichkeit haben, werden wir irgendwann auch noch eine schöne 7“ rausbringen, da es ‘Riot Radio’ ja nicht als Vinyl geben wird.