SMOKE BLOW

Colossus

Auch beim sechsten Studioalbum beweisen SMOKE BLOW ein weiteres Mal ihre sympathische Mittelfingermentalität. Als Fan der Kieler hätte mich alles andere auch nur enttäuscht. Die sechs Typen haben einfach die nötige Haltung (inklusive des dazugehörigen Humors), die es braucht, um nachhaltig zu begeistern.

Die wenigsten Bands besitzen den Mut und die nötigen Ideen für ein ähnliches Image. Um es kurz zu machen, seit circa zehn Jahren gibt die Band keinen Fick auf irgendwas und zieht ihr Ding durch.

Auf "Colossus" bedeutet das vor allem, aus möglichst reduzierten Ansätzen ein Maximum herauszuholen. Dazu verlässt man sich wie schon beim Vorgänger auf die Stärken der Melodien, und setzt diese möglichst konsequent um.

Natürlich wird hier und da nochmal der Dampfhammer hervorgeholt, aber genauso gut, wie man sich im Hardcore der Achtziger auskennt, weiß man über die Harmonien der MISFITS oder von THE CURE Bescheid.

Neu für SMOKE BLOW sind zwei Stücke, die beweisen, dass die deutsche Sprache nicht nur für Dichter und Denker reserviert ist, sondern auch plakativen Proleten bestens steht (Obwohl eine Zeile wie "Die Nordsee tobt, es spritzt die Gischt.

Alles Leben im Boot ertrinkt und verlischt" schon einiges kann!). Was mir an der Scheibe allerdings am besten gefällt, ist die relativ breite Gefühlspalette, die bedient wird. Neben Aggression, Wut und Verzweiflung begibt sich die Band auch ab und zu in sonnigere Gefilde und scheint sich dort wohl zu fühlen.

Ob die Platte nun ein Schritt nach vorne oder zurück, in die richtige oder falsche Richtung ist, geht mir so was am Arsch vorbei. Ein Album, das auch noch nach grob geschätzten einhundert Durchläufen Lust auf mehr macht, kriegt man nicht alle Tage in die Finger! (10)