Im Frühjahr 2012 feiern SMOKE BLOW das 15. Jahr ihres Bestehens. Parallel zu diesem Anlass erscheint im Dezember eine noble, schlicht „The Legacy“ betitelte Holzbox. Streng limitiert finden sich darin die ersten sechs SMOKE BLOW-Alben auf Vinyl und diverse Extras. Grund genug, der selbsternannten „Panzerdivison of one“, Jack Letten, ein paar Fragen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Kieler Band zu stellen.
Ihr seid mit SMOKE BLOW bald 15 Jahre unterwegs, alle sind älter, du bist Vater geworden – was hat sich für euch in der Zeit mit Blick auf die Band geändert? Hat Musik noch oberste Priorität?
Natürlich verlagern sich im Laufe der Jahre die persönlichen Prioritäten. Da rennt man nicht mehr alle drei Tage zur Probe und denkt an die nächste Tour oder neue Songs für das kommende Album. Aber Musik hat für uns beziehungsweise für mich persönlich einen extrem hohen Stellenwert. Songwriting ist ein integraler Bestandteil meines Lebens und ich gehe da immer sehr leidenschaftlich zu Werke, bin wie ein Getriebener. Als Band haben wir uns über die Jahre stetig weiterentwickelt, mit jedem neuen Album an Erfahrungen und Fertigkeiten hinzugewonnen. Man kann durchaus festhalten, dass unsere Ansprüche an uns selbst wesentlich höher sind, als zu Beginn unserer sagenumwobenen „Laufbahn“. Damals wussten wir so gut wie gar nichts und haben – mit einem jugendlichen Drive bewaffnet und ohne großen Plan, was da jetzt eigentlich entstehen soll – leichtsinnig drauf los geholzt. Aber ein bestimmtes Maß an „Fantum“, Musik im Allgemeinen betreffend, das haben wir uns immer bewahrt. Wir haben jeweils das gemacht, was wir gerade persönlich am geilsten fanden. Gerade, da wir ja nie von SMOKE BLOW leben mussten – und das auch gar nicht gekonnt hätten –, waren wir in der komfortablen Situation, uns ein größeres Stück Narrenfreiheit gönnen zu können, als das vielleicht andere konnten. Aber wer weiß das schon. Jedenfalls sind wir bis hierhin sehr gut damit gefahren.
Im Nachhinein betrachtet, scheint jedes SMOKE BLOW-Album den musikalischen Fokus ein bisschen zu verschieben. „The Record“ zum Beispiel verzichtet auf melodieseligen Gesang und knüppelt. Das wirkt wie eine bewusste Abkehr vom Vorgänger „Colossus“. Was kommt als nächstes? Ein Country-Album? In was für Richtungen könnt und wollt ihr noch vorstoßen?
Bevor eine Band wie wir sich an eine neue Platte macht, fragt man sich: „Was haben wir noch nicht gemacht? Was können wir machen, um für uns selbst spannend zu bleiben?“. Oder: „Was kickt uns momentan persönlich? Was für ein Ansatz kommt gerade von selbst in Frage?“ Sich zu wiederholen und in gewisser Weise auf eine Formel festzulegen, nur weil die allgemeine Reaktion auf Platte X oder Y gerade besonders gut ausfiel, das war nie etwas für uns. So nutzt man sich meiner Meinung nach über die Jahre nur ab und läuft Gefahr, sich durch ständige Wiederholungen selbst in die musikalische Bedeutungslosigkeit zu katapultieren. Was als nächstes kommt, das will ich an dieser Stelle allerdings noch nicht wirklich verraten. Soviel vielleicht: Ich arbeite gerade an meinem Solo-Album und das Ergebnis dürfte am Ende des Tages viele Leute überraschen. Ein – wie sollte es anders sein – ganz neuer Ansatz. Ich gehe aber davon aus, dass der eine oder andere SMOKE BLOW-Sympathisant auch damit etwas anfangen kann. Dauert aber noch ein wenig, bis es kommt.
Vieles vom prolligen Asi-Image der Anfangstage habt ihr recht schnell wieder abgelegt. Die Aussage vom Decline-of-Kiel-Sampler – „Wir wollen zeigen, dass wir die Besten sind“ – gilt aber noch, oder?
Ja, diese Aussage hat nach wie vor Bestand. Allerdings – damit hatten wir damals nicht gerechnet – bringen ja die DWARVES noch immer ihre jeweils beste Platte raus. Und da die DWARVES seit jeher die Besten sind, versuchen wir seit Jahr und Tag vergeblich, an ihnen vorbei zu ziehen. Wenn die sich endlich auflösten, hätten wir wohl eine verdiente Chance.
Im Uncle Sally’s gab es mal die amüsanten „Letters from Letten“ – gibt es noch schreiberische Ambitionen bei dir? Memoiren in Sicht?
Oh, es wird tatsächlich einiges zu lesen geben. In erster Linie im Rahmen des 24 Seiten umfassenden Schriftstückes „The Legacy Book“, das wir – im LP-Format – unserer limitierten Jubiläums-Box beilegen werden, die ausschließlich über den Webstore von Concrete Jungle Records zu bekommen ist. Es enthält ein paar schöne Anekdoten aus über einer Dekade SMOKE BLOW. Darüber hinaus habe ich es mir in meiner Eigenschaft als Dichterfürst nicht nehmen lassen, die eine oder andere Hundertschaft Postkarten für eben jene „Legacy Box“ mit ganz eigenen Zeilen zu versehen. „Letters from Letten“ mal anders.
Im Interview in Ox #50 sagtest du: „Cover-Versionen macht jeder. So was ist einfach total langweilig“. Live gebt ihr „Rebel yell“ und „Mother“ zum Besten und ich erinnere mich auch an eine Cover-Version von „These boots are made for walking“. Gibt es bei euch doch hin und wieder das Interesse an einer Cover-Version?
Wir haben uns im Grunde auch daran gehalten. Es gibt schließlich keine offizielle Veröffentlichung mit Cover-Version von uns. Damals hat uns ein Kieler Kollege angehauen, ob wir nicht einen Song für eine DIY-Billy-Idol-Tribute-CD beisteuern würden. Miniauflage im dreistelligen Bereich, meine ich mich zu erinnern. Da haben wir nicht „Nein“ sagen wollen und uns „Rebel yell“ angenommen. Den haben wir im Anschluss auch über unsere Website per MP3 verschenkt. Das war, bevor die GEMA auf den Gedanken kam, für solche „Geschenke“ ordentlich Kohle zu verlangen.
Auf die Frage, ob es Neuauflagen der alten Platten geben wird, hast du geantwortet, dass das weniger Sinn machen würde und ihr zudem zu faul für so was seid. Hat jetzt mit der „The Legacy“-Box doch noch der Fleiß gesiegt?
Nein, da liegst du falsch. Ich meinte, dass es schon Sinn machen sollte! Da hat bestimmt jemand wieder nicht richtig hingehört, haha. Grundsätzlich stehen wir aber auf Faulenzen. Unsere Auszeit, Konzerte betreffend, unterstreicht dies eindrucksvoll. Allerdings hatten wir so auch etwas Freiraum, um uns Gedanken zu machen, wie wir denn jetzt konkret mit den alten Platten verfahren könnten. Wir wollten auf der einen Seite, dass diese schmucken Originale auf ewig für sich stehen und auf der anderen Seite denjenigen, die sich für die Alben interessieren, die Möglichkeit bieten, sie sich wieder zu besorgen. Also ohne dafür exorbitant hohe Summen auf Flohmärkten und in Second-Hand-Buden berappen zu müssen. Die Original-Pressungen sind ja lange vergriffen. Das haben wir jetzt einigermaßen gewährleistet, da die ganzen Alben ein neues Artwork erhalten. Zudem sind sie nicht einzeln erhältlich. Und die Box kommt fair bepreist, denken wir. Die Idee, eine ziemlich exklusive Vinyl-Geschichte zu machen, die nicht jede Band im Repertoire hat, fanden wir gut. Also haben wir uns mal über unsere allgemeine Trägheit hinweg gesetzt und ordentlich gearbeitet. Ein wenig beschenken wir uns mit einer solchen Liebhaber-Sache auch selbst zum Jubiläum.
„The Legacy“ – das Vermächtnis. Ist jetzt Feierabend mit SMOKE BLOW? Oder können wir uns 2026 auf eine zweite Holzbox freuen?
Nein, nein, wir sind noch nicht am Ende. Eine weitere Holzbox wird es jedoch nicht geben. Das kann ausgeschlossen werden. Wir planen aber gerade das 15. Jahr unseres Bandbestehens, das wir mit der Veröffentlichung der „Legacy Box“ vorsichtig einleiten. Ich kann sagen, dass da noch ein bisschen was nachkommt. Weiter möchte ich mich dazu aber noch nicht äußern, wir sprechen da, wie erwähnt, gerade intern drüber.
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