SMOKE BLOW

Dark Angel CD

Verwirrend - auch nach mehreren Durchgängen ist SMOKE BLOWs neue Scheiblette vorrangig mit diesem Begriff zu bezeichnen. Glaubte man, die Kieler hätten mit "German Angst" ihren ureigenen Stil perfektioniert und würden diesen erst mal beibehalten, zeigt solchen Irrgläubigen nun "Dark Angel" die lange Nase.

Ob das Album ein Klassiker wird, kann nur die Zeit zeigen, die Chancen sind aber bestens. Dass das wohl vielfältigste Material der Bandgeschichte vorliegt, ist nicht schwer zu erkennen. Zunächst wirkt die fünfte SMOKE BLOW-Veröffentlichung entspannter, weniger hardcorebeeinflusst, mehr im Punk à la SOCIAL DISTORTION (ja, auch Country-Elemente sind zu hören) verwurzelt, doch mit jedem Hören trifft der zunächst abstruse Titel mehr ins Schwarze.

Die augenscheinliche Leichtigkeit ist längst nicht alles, dahinter dürften sich vielmehr sogar die wohl tiefgründigsten Ergüsse verstecken, die Herr Jack Letten je zu Papier gebracht hat.

Demzufolge wirkt die gesangliche Bandbreite noch variabler als zuvor, erstreckt sich von aggressiv bis zuckersüß, und auch Bela B. Felsenheimers Aktionen in "Iron in my soul" passen wie Arsch auf Eimer.

Schön ist die musikalische und vokalistische Vielfalt vor allem für Anhänger der "Punkadelic"-LP, die im Langzeittest in punkto "Wiedereinlegfaktor" sogar gegen "German Angst" gewinnen konnte.

Aggression, Melancholie und partytaugliche Musik müssen sich nicht gegenseitig ausschließen, das zeigt "Dark Angel". Und ganz egal, ob man nun Johnny Cash, JOY DIVISION, MISFITS, MONSTER MAGNET oder TURBONEGRO bevorzugt, hier wird jeder fündig.

Auf Nummer sicher geht man mit dieser Veröffentlichung keineswegs, doch hatte das wohl von SMOKE BLOW auch niemand erwartet.