Unsere Leser*innen 40+

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Julia aus Lippstadt

Es gibt Menschen, die lesen das Ox schon (fast) so lange, wie es das Heft gibt, also seit 1989. In dieser Serie werden einige davon vorgestellt. Diesmal: Julia aus Lippstadt. Falls du auch Interesse hast, in dieser Rubrik befragt zu werden, schreib uns.

Bitte stell dich vor. Alter, Wohnort, was machst und arbeitest du?

Ich heiße Julia, bin 45 Jahre alt und wohne in Lippstadt. Das liegt zwischen Bielefeld und Dortmund. Ich arbeite in einem Schwimmbad. Aber nicht als Fachangestellte für Bäderbetriebe, umgangssprachlich Bademeister:in, sondern überwiegend in der Verwaltung beziehungsweise quasi als Mädchen für alles. Momentan bin ich leider in Kurzarbeit und beschäftige mich mit Lesen, Zeichnen, Musik hören und der neuesten Trendsportart: Spazierengehen.

Kannst du dich noch erinnern, seit wann du das Ox liest und wo du es damals gekauft hast?
Genau kann ich mich, ehrlich gesagt, nicht mehr erinnern. Aber grob gesagt, muss es mir eines schönen Tages in den Neunziger Jahren in einem Zeitschriftenladen im Bahnhof in die Hände gefallen sein.

Was waren damals deine Lieblingsbands, welche sind es heute?
Ich habe durch „Blood, Sweat And No Tears“ von SICK OF IT ALL meine Liebe zum Hardcore entdeckt. Ich fand und finde Bands, die quasi prägend für den New York Hardcore waren, sehr gut: AGNOSTIC FRONT, WARZONE, YOUTH OF TODAY oder GORILLA BISCUITS. Wo wir dann auch beim Thema Straight Edge wären und anderen Bands wie MINOR THREAT, EARTH CRISIS oder STRIFE. Und heute? Mir gefallen BERTHOLD CITY sehr gut oder TØRSÖ, aber auch Sachen von THE BABOON SHOW oder VAL SINESTRA.

Was denkst du, warum bist du dieser Punk/Hardcore-Jugendkultur bis heute treu geblieben? Was bedeutet sie dir heute?
Ich habe schon ganz früh für mich entschieden, dass ich nicht mit dem Rauchen anfangen möchte. Alkohol und Drogen haben mich auch nie interessiert. In Teenagerzeiten wurde man deshalb schnell als Langweilerin abgestempelt und mal nicht zur Party eingeladen. Auch heute irritiert das noch viele. Mal abgesehen davon, dass mir Straight-Edge-Hardcore vom Sound her sehr gut gefällt, habe ich mich aber auch in der Message – zumindest in einigen Punkten – wiedergefunden und verstanden gefühlt. Auch wenn sich der eigene Musikhorizont mit der Zeit erweitert, lässt einen Hardcore nie los – weil es eben keine musikalische Modeerscheinung ist, sondern ein Lebensgefühl beziehungsweise eine Lebenseinstellung.

Bitte gib uns eine schmeichelhafte Antwort auf die Frage, was dir fehlen würde, wenn es das Ox nicht mehr gäbe.
Ich habe schon viele verschiedene Musikmagazine gelesen, habe mich aber bei keinem musikalisch und generell so abgeholt gefühlt wie beim Ox. Ich habe das Ox mal eine Zeitlang nicht gelesen, habe aber ganz schnell gemerkt, dass ich gar nicht mehr auf dem Laufenden bin und mir wirklich etwas fehlt.

Was liest du als Erstes im Ox, was eher selten?
Ich lese die News, natürlich die Interviews, sehr gerne die Ox-Geschmackskontrolle und Top of the Ox. Bei den Reviews suche ich gezielt Bands/Alben raus, die mich interessieren. Sehr gerne hole ich mir auch Anregungen auf den Seiten mit den Buch- und Filmvorstellungen. Dazu läuft natürlich die Ox-CD. Die Kolumnen lese ich eher selten.

Das Ox hat sich im Laufe der Jahre musikalisch geöffnet, jedoch ist der Fokus auf Punk und Hardcore geblieben. Wie ist es mit deinem Musikgeschmack?
Ich finde die SLEAFORD MODS total super. Oder mag den melancholischen Elektro-Pop-Wave-Sound von Gloria de Oliveira. Aber ich feiere auch Sachen von DEICHKIND oder ROMANO ab. Apropos „feiern“: Für mich früher nicht vorstellbar – aber mittlerweile besuche ich auch gerne Elektro-Veranstaltungen und schwinge zu Drum’n’Bass das Tanzbein.

Gibt es ein besonderes Erlebnis, das du mit dem Ox verbindest?
Ich durfte mich in der Rubrik „Unsere Leser:innen 40+“ vorstellen. Das freut mich sehr. Warum habe ich mich nicht viel früher darauf „beworben“?

Was findest du gut am Ox?
Alles ... bis auf ... ich könnte jetzt wieder mit der kleinen Schrift anfangen. Aber lassen wir das. Das Ox ist wirklich sehr umfangreich und bietet immer eine Fülle an Lesestoff und Infos. Da ich selbst mit Pinsel und Farbe kreativ unterwegs bin, finde ich zum Beispiel die Artikelreihe „Punk Art“ sehr cool. Und natürlich die CD: Ich finde es großartig, dass man dadurch viele neue Bands kennen lernt.

... und was sollten wir endlich mal ändern, abgesehen von der kleinen Schrift?
Mmmh. Da ich jetzt neuerdings ein Abo habe, bekomme ich das Ox ja zugeschickt. Und obwohl ich die Plastikfolie ums Magazin schon schätze, wenn der Postbote es mal wieder auf die Treppe in den Regen gelegt hat, mag ich sie nicht wirklich.

Und was wolltest du uns schon immer mal sagen?
Da ich noch nicht mal Blockflöte oder Triangel spielen kann, möchte ich mich bei allen Bands bedanken, die den Soundtrack für mein Leben erschaffen haben. Generell bei allen Kulturschaffenden, die mit ihrer Arbeit unser Leben enorm bereichern. Was fehlt, wenn Kultur wegfällt, erleben wir ja jetzt gerade. Dazu zählt natürlich auch ein Magazin wie das Ox, das Musiker:innen und Kreativen eine Plattform bietet und den Leser:innen guten Lesestoff. Dankeeee! Bitte durchhalten und weitermachen!