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Jens Stuhldreier

Es gibt Menschen, die lesen das Ox schon (fast) so lange, wie es das Heft gibt, also seit 1989. In dieser Serie werden einige davon vorgestellt. Diesmal: Jens Stuhldreier, bekannt von JET BUMPERS, DIRTSHAKES, ÄRGER NOW. Falls du auch Interesse hast, in dieser Rubrik befragt zu werden, schreib uns.

Bitte stell dich vor. Alter, Wohnort, was machst und arbeitest du?


Ich bin 50 Jahre alt, wohne in Solingen, spiele zur Zeit in zwei Bands, ÄRGER NOW! und DIRTSHAKES, engagiere mich unter anderem beim Waldmeister-Raum für Kultur e.V. und arbeite beim Spielmobil Solingen bei Spielplatzaktionen und der Spielplatzplanung.

Kannst du dich noch erinnern, seit wann du das Ox liest und wo du es damals gekauft hast?

Mein Bruder Jörg zeigte mir das Ox Anfang der Neunziger und ich war vor allem auch vom Umfang begeistert. Ab 1995 habe ich kaum eine Ausgabe verpasst und viel Zeit in der Badewanne mit dem Ox verbracht.

Was waren damals deine Lieblingsbands, welche sind es heute?

Damals: MUDHONEY, ANGRY SAMOANS, SPACEMEN 3, THE MUMMIES und IGGY AND THE STOOGES. Heute: NEW BOMB TURKS, Billy Childish-Bands, THE BLACK & WHITES, THE FELLS und immer noch IGGY AND THE STOOGES.

Was denkst du, warum bist du dieser Punk/Hardcore-Jugendkultur bis heute treu geblieben? Was bedeutet sie dir heute?

Mich fasziniert an der Musik nach wie vor das wilde, befreiende und glücklich machende Element. Der Grundgedanke von D.I.Y.-Kultur ist gerade jenseits der Metropolen für mich enorm wichtig, da man seine Umwelt zumindest zum Teil so gestalten kann, wie man sie haben möchte, und nicht zum Konsumenten degradiert wird. Sie spielt auch heute in meinem Alltag eine große Rolle und gibt mir auch in meinem Job die Möglichkeit, authentisch zu agieren.

Bitte gib uns eine schmeichelhafte Antwort auf die Frage, was dir fehlen würde, wenn es das Ox nicht mehr gäbe.

Ganz konkret: Informationen über viele geniale Bands, Platten und Filme. Ganz allgemein: Ein Gefühl für die Punkrock-Welt of today.

Was liest du als Erstes im Ox, was eher selten?

Zuerst lese ich immer Joachims kleine Konzertkolumne, da er öfter über Shows im Waldmeister in Solingen schreibt. Die Filmkritiken sind direkt danach dran. Nicht immer lese ich die Kolumnen am Anfang des Heftes, da mir der persönliche Bezug zu vielen der Autoren fehlt.

Das Ox hat sich im Laufe der Jahre musikalisch geöffnet, jedoch ist der Fokus auf Punk und Hardcore geblieben. Wie ist es mit deinem Musikgeschmack?

Ich stehe auf laute, krachige und wilde Musik von den Fünfzigern bis heute. Punkrock fand ich seit meinem ersten Konzert am 3.12.1980 von HANS-A-PLAST im Haus der Jugend klasse. Mit Hardcore und sehr hartem Gesang tue ich mich allerdings bis heute schwer. Metal gibt es im Ox zum Glück sehr wenig, das hat für mich immer was von spießiger Wohnzimmerschrankwand.

Gibt es ein besonderes Erlebnis, das du mit dem Ox verbindest?

Ich bin beim Ox-Konzert der DIRTYS in Essen mit meiner Frau Mareike zusammen gekommen, da habt ihr sehr gut verkuppelt!

Was findest du gut am Ox?

Den Umfang, auch wenn ich nicht jedes Interview toll finde, es gibt einfach sehr vieles zu lesen. Die Artikel von Joachim und Frank Weiffen sind klasse. Die ausführlichen Specials, wie über Vinyl oder Bierbrauen, bereichern das Heft ungemein. Alles zum Thema Film. Und natürlich die Plattenkritiken von Gereon Helmer – Old Gerri weiß offenbar alles.

... und was sollten wir endlich mal ändern, abgesehen von der kleinen Schrift?

CDs braucht aus meiner Sicht kein Mensch mehr. Eine Vinylsingle wäre eine geniale Alternative, gerne mit Unplugged-Versionen, die ihr selber im Backstage-Raum mit dem Handy aufnehmt. Und in Interviews ab und zu noch mehr nachhaken und streiten: Auch ein Fanzine soll/muss/kann die Sprüche seiner „Helden“ hinterfragen, insbesondere die typischen Floskeln. Gerne noch mehr Tabuthemen aufgreifen: Warum gehen gefühlt so wenige Behinderte zu Konzerten? Was ist mit Moslems und Punkrock? Alkoholismus/Drogenmissbrauch als Special.

Und was wolltest du uns schon immer mal sagen?

Mehr Frauen ins Heft! Wenn man das Heft durchblättert, stellt man schnell fest, dass die „Szene“ sehr männlich ist. Mit dem Wissen im Hinterkopf könnt ihr sehr gut gegensteuern.