Es gibt Menschen, die lesen das Ox schon (fast) so lange, wie es das Heft gibt, also seit 1989. In dieser Serie werden wir einige davon vorstellen. Diesmal: Mario „Gaffa“ Gafert/Levay. Falls du auch Interesse hast, in dieser Rubrik befragt zu werden, schreib uns.
Bitte stell dich vor.
Ich heiße Mario Gafert, beziehungsweise hieß, ich trage, seit ich verheiratet bin, den Namen meiner Frau, nämlich Levay. Freunde aus der Punk-Szene kennen mich aber unter dem Namen Gaffer oder Gaffa – fragt nicht, wie ich dazu gekommen bin. Ich bin mittlerweile 49 Jahre alt, lebe inzwischen mit meiner Familie in Hamm, hab einen Job im Handel und treib mich immer noch auf Punk-Shows rum. Nicht mehr so viel wie früher, aber ohne geht es nicht. Ohne Musik sowieso nicht. So hab ich zum Beispiel nach der Auflösung meiner Band RISIKOFAKTOR in einer CLASH-Coverband gespielt und mit Ali von ALI STILETTO, einem Punk-Urgestein aus Hamm, bei THE ALLPHONES Garage-Punk zelebriert. Und ich habe mit Yvy Pop und ein paar anderen mitgeholfen, das Buch „Keine Zukunft war gestern“ zu veröffentlichen.
Kannst du dich noch erinnern, seit wann du das Ox liest und wo du es damals gekauft hast?
Ich lese das Ox seit 1990, glaube ich. Wo ich es das erste Mal gekauft habe, weiß ich gar nicht mehr. Vielleicht auf einem Konzert oder in einem Plattenladen. Ich habe das aber auch auf Konzerten Anfang bis Mitte der Neunziger verkauft, auch in meinem kleinen Fanzine-Mailorder, den ich mal eine Zeitlang gemacht habe.
Was waren damals deine Lieblingsbands, welche sind es heute?
So mit 15, 16 ging’s los mit den RAMONES, DIE TOTEN HOSEN, CANAL TERROR, SLIME, STIFF LITTLE FINGERS, BLACK FLAG und Kuntis HAPPY KADAVER. Heute mag ich vor allem vieles, was Jack White macht oder Benjamin Booker. Und zur Zeit steh ich total auf RASCALTON aus Glasgow, die wunderbaren Pop-Punk spielen. Nicht zu vergessen H-BOMB HOLIDAY CAMP von meinem Kumpel Thorsten, dem alten Soester.
Warum bist du dieser Punk/Hardcore-Jugendkultur bis jetzt treu geblieben?
Gute Frage. Es ist mehr der Spirit, dem ich irgendwie noch immer anhänge. Gar nicht mal das Genre, sondern diese Einstellung, dass man schon selbst aus dem Quark kommen muss, wenn man will, dass was passiert. Das Tolle an Punk war oder ist, dass es einem recht leicht gemacht wurde, mit Musik loszulegen. Das war ja das, was mich an den RAMONES so fasziniert hat. Ein paar simple Akkorde und go! Dieses „Mach einfach“, egal was. Fanzines, Musik, Konzerte ... Man fand recht schnell zusammen.
Bitte gib uns eine schmeichelhafte Antwort auf die Frage, was dir fehlen würde, wenn es das Ox nicht mehr gäbe.
Mir würde es schon wehtun, wenn es das Heft nicht mehr gäbe. Ich sitze nicht gern am Laptop und lese was.
Was liest du als Erstes im Ox, was eher selten?
Ich schaue immer erst mal durch, was mich am meisten interessieren könnte. Das ist ganz unterschiedlich. Das Interview mit Steven Van Zandt hat mich schon sehr interessiert, war sehr erhellend. Die Buchreviews checke ich oft zuerst. Bin nämlich eine ziemliche Leseratte. Das Einzige, was mich null interessiert, sind die Rezepte.
Das Ox hat sich im Laufe der Jahre musikalisch geöffnet. Wie ist es mit deinem Musikgeschmack?
Ja, ist bei mir genauso. Es gibt in fast jedem Genre etwas, mit dem ich was anfangen kann. Das geht los bei klassischem Punk und Hardcore über Reggae, Blues, Garage-Rock bis Worldmusic und Sixties-Beat. Auch einige elektronische Sachen. Ich liebe Musik generell sehr. Deswegen lese ich auch das Ox gern, weil es, in Teilen zumindest, eine ähnliche Bandbreite hat wie ich.
Gibt es ein besonderes Erlebnis, das du mit dem Ox verbindest?
Als Abel in einem Artikel vor Jahren mal darüber geschrieben hat, wie uns die Polizei in Duisburg nach einem Konzert im Old Daddy angehalten hat und ich nicht weiterfahren durfte, weil ich zu tief ins Glas geschaut hatte. Das brachte mir einen Monat Fahrverbot ein und ich musste zum Idiotentest. Den Artikel habe ich immer noch.
Was findest du gut am Ox, was nicht?
Die Bandbreite, und dass ihr nicht nur die großen Bands bringt, sondern nach wie vor auch kleinere Projekte. Ach ja und natürlich, dass ihr immer wieder an die Wurzeln dieses Dingens namens Punk erinnert! Und ich finde in puncto Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es nichts zu meckern. Nur das mit der Schrift ist schon etwas grenzwertig ...
Und was wolltest du uns schon immer mal sagen?
Ihr macht echt einen guten Job und das, wie mir von einem eurer Praktikanten – Hallo Matze! – mal berichtet wurde, auf einem professionellen Niveau. Was soll ich sagen? Ich bin Fan vom Ox. Wer wissen will, was ich so treibe, der kann das hier nachlesen: computerstaat.wordpress.com.
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