ANTI-FLAG

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Hier wird gestreikt

„The General Strike“ heißt das neue Album von ANTI-FLAG aus Pittsburgh, die damit ihrer Tradition treu bleiben, Punk nicht als Modestatement verstanden wissen zu wollen, sondern als politisches Statement gegen die Mächtigen. Nun ist es leicht, einer Band polemisch Phrasendrescherei vorzuwerfen, das Strapazieren von Klischees, aber man kann auch davon sprechen, sich selbst treu zu bleiben, zu seiner Meinung zu stehen, sich zu engagieren und den Status quo verändern zu wollen. Deshalb ist und bleibt der Begriff „Polit-Punk“ für mich positiv besetzt, deshalb ist klar, dass es in meinem Gespräch mit Bassist Chris „#2“ Barker um Inhalte und Ansprüche von ANTI-FLAG geht. Aus diesem Grund wird das Interview mit Chris noch um eines ergänzt, das bereits letztes Jahr mit Drummer Pat Thetic geführt wurde und sich um ähnliche Themen dreht.

In Belgien, in Griechenland, in Portugal – in all diesen Ländern wurde in der jüngeren Vergangenheit flächendeckend gestreikt, gerade auch vor dem Hintergrund massiver gesellschaftlicher Veränderungen, die durch die Finanzkrise ausgelöst wurden. Aber was ist mit den USA, wo auch Millionen von Menschen unter der Wirtschaftskrise leiden? Da hört man nichts von einem „Generalstreik“.

In jüngerer Zeit gab es keinen Generalstreik in den USA, da hast du Recht. Wir leben in einer politisch sehr interessanten Zeit, man denke nur an die Occupy-Bewegung hier in den USA, an die neuen politischen Bewegungen, die sich durchaus aus der rechten Ecke entwickeln, man denke an die Kämpfe innerhalb des republikanischen Lagers bei der Kür des Kandidaten für den Präsidentschaftswahlkampf. Da hat man das Gefühl, es solle die Zeit zurückgedreht werden, und ich frage mich auch, warum wir hier in den USA nicht wesentlich heftigere politische Diskussionen und Proteste erleben. Ich finde die Proteste etwa in Griechenland, die offenbar aus der Mitte der Bevölkerung kommen, sehr interessant, und Ereignisse wie diese sind für uns als Band sehr inspirierend. Das ist auch der Grund, warum unser neues Album „The General Strike“ heißt. Hier in den USA werden politische Kämpfe nicht mit dem Eifer ausgefochten wie in anderen Ländern, hier scheinen die Menschen ihren Streik eher auf der persönlichen Ebene auszuüben, indem sie sich in ihrem Job gegen einen Chef auflehnen, der beispielsweise rassistische, sexistische oder homophobe Verhaltensweisen an den Tag legt. Ich denke, solche kleinen Kämpfe und Siege kann man auch als Teil eines „Generalstreiks“ ansehen, zumindest tun wir als Band das.

Du redest also von persönlichen Widerstandsaktivitäten, gar Sabotage, um einfach nicht so zu funktionieren, wie es das System vorsieht?

Exakt. Wir waren in den USA auf Tour, als letztes Jahr die Occupy-Bewegung ihren Anfang nahm, und wir beobachteten nicht nur in den Großstädten, sondern auch kleineren Orten, dass Menschen die Nase voll hatten und sich mit persönlichen Aktivitäten vom Mainstream zu distanzieren begannen. Diese Beobachtungen in Kombination mit einem Rückblick auf frühere Protestbewegungen in den USA führten dann auch zu unserem Coverartwork mit diesem Zeitungslook. Dafür haben wir die Titelseite einer Zeitung aus Seattle aus dem Jahr 1919 verwendet, als es dort kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zu einem großen Streik kam. Es gab damals in den USA schwere soziale Unruhen, als nach Kriegsende die Soldaten zurück nach Hause kamen und keine Arbeit fanden. Es herrschte große wirtschaftliche Not, und das vermischte sich mit der Erkenntnis, dass es Menschen gab, die sehr reich waren, und sich in Folge die Frage stellte, warum das so ist. Das waren spannende Zeiten, und ich würde gerne wissen, was es braucht, damit die Menschen in diesem Land heute die gleiche Frage stellen.

Dennoch wundert mich die Ruhe, die die Amerikaner bewahren. Die Deutsche Bank etwa war darin verwickelt, dass hunderttausende US-Hausbesitzer mit faulen Hypothekengeschäften um ihr ganzes Geld gebracht wurden und sitzt jetzt auf all den leeren, unverkäuflichen Häusern in diesen beinahe entvölkerten Stadtteilen. Warum geht dagegen niemand auf die Straße, warum lassen die Menschen das scheinbar so widerstandslos mit sich machen?

Es gibt schon eine Menge Unzufriedenheit und Protest, aber viel davon wird kaum wahrgenommen. Das hat etwas mit der Macht der Mittelklasse in den USA zu tun, die von all den Krisen bislang unberührt zu bleiben schien. Aber allmählich ist auch die mehr und mehr betroffen, die Mittelklasse ist nicht mehr so stark, wie sie einst war, und man sieht jetzt immer mehr wütende Bürger. Denn es werden ja nicht nur die Armen zwangsgeräumt, sondern eben auch Angehörige der Mittelklasse, und das scheint die Menschen mehr aufzurütteln. Es herrscht eine gewisse Ratlosigkeit angesichts der ganzen Situation, und jenseits konkreter Forderungen, was angesichts der Wirtschaftskrise zu tun ist, kann man nur hoffen, dass künftig etwas mehr Wert auf menschliche Werte gelegt wird und nicht weiterhin irgendwelche Investoren Wetten auf die Wertentwicklung der Häuser normaler Menschen abschließen dürfen. Abgesehen davon besetzen ja überall Menschen die von ihnen einst besessenen Häuser, widersetzen sich der Räumung, bloß in den Medien kommt das kaum vor.

Für die Medien scheint es interessanter zu sein, den Kleinkrieg zwischen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu begleiten.

Darum geht es auch! Einfach das Thema wechseln, wenn es unangenehm wird – die US-Medien beherrschen das gut. Nirgends wird der Wirtschaftskrise ein konkretes Gesicht verliehen. Ich will mich nicht in irgendwelchen Verschwörungstheorien ergehen, aber es ist nun mal so, dass die, die reich sind, auch reich bleiben wollen, und jene, die an der Macht sind, wollen an der Macht bleiben. Ganz unkonkret weiß zwar jeder, dass wir ein paar Probleme haben, aber indem man Lösungsansätze im Vagen lässt und die Bewahrung des Status quo oberste Priorität genießt, stellt man sicher, dass die Reichen und Mächtigen genau das bleiben.

Worin seht ihr als politisch denkende Menschen die Rolle eurer Band in dieser Situation? Wofür politische Texte und Statements und der Versuch zu mobilisieren, warum nicht einfach nur ein bisschen Unterhaltung, damit die Menschen nach einem Tag in einem miesen Job etwas entspannen können?

Darüber haben wir in der Band in der letzten Zeit viel diskutiert. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass ein Konzert uns und auch den Menschen im Publikum so etwas wie Trost bietet. Du bist für ein paar Stunden mit 400 Menschen in einem Raum, die wie du der Meinung sind, dass Rassismus, Sexismus und Homophobie in unserer Punk-Community keinen Platz haben. Unsere Konzerte sind ein sicherer Ort, frei von solchen Phänomenen, und das Gemeinschaftsgefühl eines solchen Konzerts hilft uns dabei, am nächsten Tag wieder mit unserem miesen Job klarzukommen. Es geht also um ein Gemeinschaftsgefühl, um das Zusammenbringen von Menschen, die ähnlich denken, die sich gegenseitig inspirieren – und gleichzeitig auch darum, irgendwo zu sein, wo man den ganzen Alltag mal eine Weile vergessen kann. Und man darf nie vergessen, was man als Band mit seinen Texten und Themen so auslösen und bewegen kann. In all den Jahren habe ich immer wieder Menschen getroffen, die mir erzählten, wie ihre Begegnung mit Punkrock ihre Sicht der Welt verändert hat, was wiederum Einfluss hatte auf ihre Berufswahl, ihr Studium – und ich denke, dass das in einem gewissen Maße die Welt verändern kann. Ich bin eben ein Optimist, und so rede ich mir ein, dass unsere Auftritte und unsere Konzerte irgendwas verändert haben.

Und was für eine Funktion hat die Band für dich selbst? Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich angesichts von unfassbar dummen oder schrecklichen politischen Ereignissen wütend werde und mich machtlos fühle, denn was kann man schon tun, wenn etwa in Syrien ein irrer Diktator sein Volk niedermetzelt. Fühlt man sich da mit einer Band etwas weniger machtlos?

Mit so einer Band kann man aus seiner Wut etwas Konstruktives machen, denke ich. Und wir beide können das Thema in einem Interview besprechen und so eine gewisse Öffentlichkeit schaffen. Das Ziel einer Punkrock-Band, die Teil einer Szene, einer Community ist, kann ja leider nicht sein, den einen Song zu schreiben, der die Welt verändert. Aber man kann sich künstlerisch und kreativ einbringen, seinen Teil zu einer positiven Veränderung beitragen, indem man jenen zur Seite steht, denen Unrecht widerfährt. Aber es ist sicher außerhalb der Möglichkeiten einer Punkband, ein Album zu machen, das die Arbeitsbedingungen in China verbessern hilft oder wenigstens dazu beiträgt, dass wir uns alle der Herstellungsbedingungen jener Produkte bewusst werden, die wir tagtäglich verwenden, inklusive des Telefons, von dem aus ich jetzt mit dir spreche. Sollte es aber eine revolutionäre Bewegung zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen dort geben, wäre es unsere Aufgabe, sie zu unterstützen.

Du erwähntest vorhin die 1918 aus dem Krieg zurückkehrenden, im Stich gelassenen, arbeitslosen Soldaten als eine der Ursachen für die Streiks und Proteste jener Zeit. Nun ist die Situation heimkehrender Irak- und Afghanistan-Veteranen heute auch nicht rosig. Auch wenn ich keinerlei Sympathie und Verständnis für jene Typen haben, die denken, Soldat sei ein Job wie jeder andere, so muss man schon zugeben, dass es unfair seitens des Staates ist, wenn die Soldaten sich erst für einen sinnlosen Krieg kaputt machen und dann von diesem Staat mit ihren psychischen und physischen Verletzungen allein gelassen werden. Zuletzt taten sich DEFEATER mit – etwas übertriebenen – Solidaritätsbekundungen für solche Soldaten hervor, aber auch andere US-Bands haben sich schon entsprechend geäußert. In Deutschland stößt so was immer wieder auf Verwunderung und Befremden – wie stehen ANTI-FLAG zu dieser ganzen Thematik?

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es 2012 falsch ist, Menschen dazu zu motivieren, sich für das Militär zu entscheiden. Das Militär dient nur dazu, die Macht der Mächtigen zu erhalten und zu sichern. Mag ja sein, dass manchen die Chance auf Weiterbildung am Militärdienst reizt, aber da das eben mit dem Militär verbunden ist, bin ich dagegen. Auch 2012 gehen noch Menschen zur Armee, die dafür im Grunde positive Gründe haben, etwa der Stolz auf ihre Herkunft und der Wille, diese zu verteidigen. Nur hat diese persönliche Motivation der Soldaten so ungefähr gar nichts zu tun mit den aktuellen Aggressionskriegen, in die die USA derzeit verwickelt sind. Was nun deine Frage betrifft, so gibt es deutliche Belege dafür, dass Amerika seine Soldaten vernachlässigt. Das ist kein neues Phänomen, das zieht sich durch unsere Geschichte: Nach dem Krieg wendet man den Veteranen den Rücken zu. Man muss ganz klar sagen, dass da Menschen einfach benutzt und verbraucht werden, und das kann ich nicht unterstützen.

Viele US-Punkbands haben auch Fans unter den Soldaten. Wie ist das bei euch?

Gerade in Deutschland, wo ja immer noch viele US-Soldaten stationiert sind, tauchen bei Konzerten immer wieder Fans auf, die beim Militär sind. Das führt immer wieder zu interessanten Situationen, einmal etwa kam die Club-Security zu uns und meinte, da draußen seien US-Soldaten, die mit uns reden wollen. Na ja, wir sind dann zu denen rausgegangen, und das waren echt nur Kids, die total aufgeregt waren, uns zu treffen. Man unterhält sich, fragt, wo sie stationiert sind, was sie so machen, was sie von der Armee halten, und immer wieder bekommt man die gleichen Geschichten erzählt: Sie haben die Schule abgeschlossen, wollen studieren, haben kein Geld für die Uni, sind frisch verheiratet, haben kleine Kinder, für die sie sorgen müssen, und in dieser Situation wird die Armee mit all ihren finanziellen Versprechungen als einzige Option angesehen. Genau diesen Eindruck vermittelt auch TV-Werbung für die Armee in den USA: „Komm zur Armee, dann bekommst du Geld für die Uni, deine Familie ist krankenversichert, alles wird besser.“ Die sagen nicht „Komm zur Armee, wenn du deinen besten Freund neben dir sterben sehen willst, in einem Krieg, dessen Begründung eigentlich keiner mehr nachvollziehen kann ...“

„... und dich selbst lassen wir mit all deinen daraus resultierenden psychischen Problemen allein.“

Exakt. Pat, unser Drummer, war schon ein paar Mal in einem Militärkrankenhaus in Washington, D.C., hat dort verletzte Soldaten besucht, die Punk-Fans sind, ihnen T-Shirts gebracht, mit ihnen geredet. Die sind dort froh über jeden, der sich für ihr Schicksal interessiert, und Pat meinte, wenn man mal dort in diesem Krankenhaus war, wird einem nur noch klarer, wie absolut sinnlos diese Kriege sind. Das kann wirklich frustrieren und entmutigen, aber auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die recht unbeschadet aus der ganzen Sache hervorgehen und sich hinterher stark gegen Kriege einsetzen. Ein Beispiel ist die Organisation IVAW, die „Iraq Veterans Against the War“, das sind ehemalige Soldaten, die im Irak und in Afghanistan waren und sich jetzt leidenschaftlich gegen den Krieg engagieren. Das sind oft Menschen, die ihren Einsatz unbeschadet überstanden haben und jetzt ihr Wissen dafür einsetzen, um auf amerikanischem Boden gegen den Krieg zu kämpfen.

Das ist lobenswert, dennoch hat man als Europäer, speziell als Deutscher, gerade dann, wenn man aus der Punk-Szene stammt, Probleme damit, diese speziellen US-amerikanischen Konstellationen nachzuvollziehen. Hierzulande hat wohl die Mehrzahl der Leute in der Szene den Militärdienst verweigert und sieht die Rolle der Bundeswehr sehr kritisch, ja, steht ihr und den Soldaten feindselig gegenüber. Da fehlt manchem die Toleranz für den verständnisvollen Umgang mancher US-Bands mit den Soldaten. Und die ganze Rhetorik mit „hero“ und „fight for our freedom“ stößt hierzulande eher auf Belustigung, als dass jemand das nachvollziehen könnte.

Ich weiß, wovon du redest. Das hat, denke ich, auf jeden Fall etwas damit zu tun, dass die Deutschen nicht mit so viel Nationalismus konfrontiert werden wie wir in den USA. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist Nationalismus in eurem Land nicht mehr angesagt, wobei, wie ich höre, in letzter Zeit da ein gewisses Anschwellen zu verzeichnen ist, dass es wieder „okay“ ist, bei Fußballspielen die deutsche Fahne zu schwenken. Aber das ist wohl noch die Ausnahme, wohingegen dir in den USA überall und bei jeder Gelegenheit die Fahne vors Gesicht gehalten wird. Um also verstehen zu können, wieso jemand so bereitwillig zur Armee geht, muss man den fundamentalen Unterschied zwischen Deutschland und den USA in Bezug auf den Umgang mit Nationalismus sehen. Der Film „Top Gun“ ist zwar schon aus den Achtzigern, aber als der 1986 ins Kino kam, hatte die Air Force am Ausgang vieler Kinos Rekrutierungsstände aufgebaut: Mach die Leute heiß, bis sie sich wie Tom Cruise fühlen, und dann sack sie ein! Heute erfüllen die „Call of Duty-Games diese Rolle, die sind genau auf die Kids ausgerichtet, in gewisser Weise gehen die Hand in Hand mit den Rekrutierungsbemühungen des Militärs. Klar, die Spiele gibt es auch in Deutschland, aber in Verbindung mit diesem starken Nationalismus funktionieren die in den USA besonders gut.

Wenn nun kulturelle Unterschiede eine so große Rolle spielen in der Rezeption von Popkultur, für wen schreibt ihr dann eure Texte? Für die Kids in den USA, oder habt ihr auch die in Deutschland, Japan, Italien oder Malaysia im Kopf?

Das hängt ganz vom jeweiligen Stück ab. „The ranks of the masses rising“ vom neuen Album beispielsweise bezieht sich auf den Arabischen Frühling, auf die Occupy-Bewegung, und das sind weltweite Themen. Und da du gerade Malaysia erwähnt hast: Da waren wir gerade auf Tour und dort trafen wir auf Punk-Kids, die sich für Occupy Kuala Lumpur engagierten. Interessant war allerdings, wie sie damit umgingen: Wir hatten den Eindruck, dass die ganz aufgeregt waren, dass sie auch bei Occupy mitmachen dürfen, mit den Aktivisten von Occupy Wall Street hier in Malaysia Solidarität zeigen können. Das wirkte aber eben eher so, als ob die Kids in Malaysia die Aktivisten in New York unterstützen wollen, und nicht, als ob sie eigene Themen und Ziele hätten, für die sie kämpfen. Ich empfand das als richtig verrückt, aber da das Engagement ja letztlich für eine gute Sache war, ist es schon okay. Als wir nun diesen Song schrieben, hatte ich den Eindruck, dass man sich wirklich mit diesen Bewegungen beschäftigt haben muss, um ihn zu verstehen, doch rückblickend wurde mir klar, dass Bewegungen wie Occupy, bei denen ja viele Punkrocker involviert sind, viel stärker im Licht der Öffentlichkeit stehen, als mir bewusst war. Ich bin ja echt schon einige Jahre in dieser Band, aber das hat mir gezeigt, dass es nie zu spät ist für überraschende Erkenntnisse – dieses Erlebnis in Malaysia hat mir echt die Augen geöffnet. Aber wir haben auch einen Song wie „This is the new sound“: Der Wecker klingelt, man schaut auf die Uhr und denkt sich „Fuck ...“ Das ist eine Situation, die jeder nachvollziehen kann. Oder „1915“, in dem es um Joe Hill geht, von dem man uns hier in den USA in der Schule nichts erzählt hat, und in Deutschland kennt man den sicher auch nicht. Ich finde Texte über Menschen wichtig, die einen inspirieren, und so ein Mensch war das. Er war ein Dichter und Folksänger, aber auch ein Mitglied der „International Workers of the World“ und sehr einflussreich innerhalb der Arbeiterbewegung. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs engagierte er sich für faire Bezahlung der Arbeiter, er schrieb Texte darüber, doch dann wurde er des Mordes angeklagt, verurteilt und letztlich hingerichtet. Erfreulicherweise existiert in den USA das „Freedom of Information“-Gesetz, und so mussten die FBI-Akten irgendwann offengelegt werden. Es zeigte sich, dass die Beweise für eine Verurteilung eigentlich nicht ausgereicht hätten und er wohl wegen seiner politischen Überzeugung verurteilt wurde. Das „Lustige“ an seiner Exekution ist dann, dass er vor dem Erschießungskommando steht und als er gefragt wird, ob er letzte Worte habe, antwortet er nur: „Fire!“ Kurz vor seinem Tod wurde er noch gefragt, was man jetzt noch tun könne, um seine Hinrichtung zu verhindern, und er sagte, er sei tot als Märtyrer mehr wert als lebendig.

Du sprachst eben von Inspiration – kannst du dich an ein Erlebnis in deiner Kindheit oder Jugend erinnern, von dem du sagen würdest, es hat dich zu einem politischen Menschen gemacht?

Mein älterer Bruder stand schon früh auf der falschen Seite des Gesetzes, immer wieder. Mit 16, 17 Jahren – da war ich neun oder zehn – wollte die Polizei ihn erstmals wegen irgendeiner Drogensache festnehmen. Mein Bruder flüchtete, und seit diesem Moment fühlte ich mich unwohl, sobald ich irgendwo Polizisten sah. Mein Bruder hatte ein Tape mit „Fuck tha police“ von N.W.A, das er ständig spielte, und das bekam ich natürlich mit. Ich verstand, dass die Polizei die Macht hatte, mit anderen Menschen zu tun, was sie wollten. Mag sein, dass mein Bruder auf dem falschen Weg war, er illegale Sachen machte, aber er war kein schlechter Mensch, doch genau so behandelten sie ihn. Meine ganze Familie geriet ins Visier der Polizei, und schon in so jungen Jahren spürte ich, dass das Machtmissbrauch war. Damals hatte ich erstmals das Gefühl, da stimmt irgendwas nicht.

Wie ist es mit euch als Band? Hat euch die Regierung, haben euch die Behörden im Blick, seid ihr auf irgendeiner Liste?

Keine Ahnung, aber lass es mich so ausdrücken: Wenn wir nicht auf irgendeiner Liste stehen, dann machen wir was falsch, hahaha. Ich habe die Vermutung, dass unsere Post gelegentlich geöffnet wird, speziell wenn „Anti-Flag“ auf dem Umschlag steht, aber da könnte auch nur ein besonders patriotischer Postmitarbeiter dahinterstecken, wer weiß. Die Liste der Staatsfeinde ist in den USA übrigens öffentlich, wegen des „Freedom of Information Act“, wen das also interessiert, der kann nachschauen.

Und ihr habt noch nicht nachgeschaut?

Neee, denn wer weiß, vielleicht setzen sie dich ja erst recht drauf, wenn man sich dafür interessiert, haha.

Was habt ihr mit ANTI-FLAG 2012 so vor?

Wir genießen es jetzt erst mal, einfach nur in dieser Band zu sein. Wir haben beinahe drei Jahre gebraucht, bis dieses Album fertig war. Du fragst mich jetzt sicher, was wir drei Jahre lang getan haben, um gerade mal knapp 30 Minuten Musik zu machen, aber der Punkt ist, dass wir sicherstellen wollten, dass die Platte im Rahmen unseres gesamten Schaffens einen Sinn ergibt. Man soll über die Toten, und damit meine ich im übertragenen Sinne unsere bisherigen Platten, ja nichts Schlechtes sagen, und unsere letzten beiden Platten waren auch nicht übel, aber ich bin mir eben nicht sicher, wie die im Vergleich zu denen davor abschneiden. Und um nun auf den Punkt zu kommen: Ich denke, „The General Strike“ ähnelt mehr als den beiden Platten davor jenen, die unsere Band und ihren Sound definiert haben, also „The Terror State“ und „For Blood And Empire“, die so klingen, wie wir klingen wollten. Mit den beiden Alben danach, „The Bright Lights Of America“ und „The People Or The Gun“, waren wir nach unserer Majorlabel-Erfahrungen etwas zu sehr auf der Suche. Mit dem neuen Album klingen wir einfach wieder nur nach ANTI-FLAG, haben uns eingestanden, dass es keinen Grund gibt, sich dafür zu schämen, dass wir klingen, wie wir klingen. Dieses Jahr also besinnen wir uns auf selbst, spielen auch bewusst in kleineren Clubs, weil ich glaube, dass die Leute, die uns wirklich mögen, sich dort wohler fühlen als in großen Hallen. Wir definieren uns gerade neu, das ist schön, und wir tun jetzt, was uns als Band glücklich macht. Das war in den vergangen Jahren nicht immer der Fall.

Chris, vielen Dank für deine Zeit.

Joachim Hiller

 


ANTI-FLAG ... not Anti-Fag!

„Homophobia, the worst disease!“, sangen einst CHUMBAWAMBA, und mir ist bis heute nicht klar, worin das Beleidigungspotential des Ausdrucks „Schwuchtel“ liegen soll, warum manche Menschen glauben, „schwul“ sei ein Adjektiv, mit dem man jemanden beleidigen könne. Nun, Millionen retardierter Arschgeigen sind mangels Intelligenz nicht in der Lage, darauf eine Antwort zu geben, und so bleibt es weiterhin die Aufgabe engagierter Menschen, schwulenfeindlichen Tendenzen entgegenzutreten. ANTI-FLAG aus Pittsburgh, USA taten das im Sommer 2011 mit einem kleinen Benefizkonzert in Köln zugunsten der „Gay Edge Liberation“-Gruppe, und ich sprach vor dem Konzert mit Drummer Pat Thetic über das, was ihm wichtig ist an Einstellung und Überzeugung.

Pat, warum macht ihr das, was ihr macht?

Weil wir es lieben! Wir sind in der privilegierten Situation, mit etwas unseren Lebensunterhalt zu verdienen, das wir gerne tun. Es ist inzwischen schwieriger geworden, aber Hauptsache, wir sind noch da. Das klappt, weil wir alles in einem überschaubaren Rahmen halten, und zum anderen leben wir in Pittsburgh, einer Stadt mit nicht allzu hohen Lebenshaltungskosten. Wir kommen also mit wenig Geld aus, wenn wir nicht auf Tour sind.

Und für die Show heute, die ihr zwischen großen Konzerten eingeschoben habt, bekommt ihr gar kein Geld, sondern spendet das Eintrittsgeld der „Gay Edge Liberation“-Gruppe. Warum?

Weil schwulenfeindliches Verhalten nicht akzeptabel ist. Viele Leute reden ohne groß nachzudenken von „gay“ und „schwul“, von „fag“ und „Schwuchtel“, und wenn man sie darauf anspricht, behaupten sie, das gar nicht abwertend gemeint zu haben. Ich kann so was aber nicht akzeptieren und versuche den Leuten zu erklären, dass es nicht okay ist, diese Worte zu verwenden, denn die haben eine klare Bedeutung. „Gay“ ist ein Wort mit klar abwertender Bedeutung, es wurde auf Homosexuelle angewendet, mit der Absicht sie zu kränken, und so kann man das Wort nicht akzeptieren. Das gilt speziell für die Punkrock-Welt, denn meiner Meinung nach sehen wir in der Punk-Szene uns ja als Menschen an, die offener und toleranter sind als der Rest der Gesellschaft, und so haben da „fag“ und „gay“ in unserer Sprache nichts verloren, genauso wenig wie es akzeptabel ist, das Wort „Nigger“ zu verwenden. Wir sollten über all dem stehen und verstehen, dass Freiheit und Gleichheit wichtiger sind als dumme Umkleidekabinen-Witze. Deshalb wurden wir doch einst auch Punks und nicht Metal-Kids! Die Metal-Kids waren es, die schwulenfeindliche, nationalistische und rassistische Sprüche klopften, zumindest war das unser Eindruck. So wollten wir nicht sein, und deshalb wurden wir Punks, denn wir wollten ja für eine Gesellschaft eintreten, die anders und all das eben nicht ist, die sich gegen diese überkommenen Verhaltensweisen wendet.

Kannst du dich noch an ein Schlüsselerlebnis in Sachen Homophobie erinnern?

Nicht konkret, denn ehrlich gesagt gab es in meinem Umfeld keine Menschen, die schwul waren – ich wuchs ziemlich „behütet“ auf. Ich kann mich aber noch gut an mein erstes Punk-Konzert erinnern, und der Gitarrist der einen Band spielte komplett nackt. Mir war sofort klar, dass so was bei einem Konzert an meiner Highschool undenkbar wäre, dass meinen Eltern das überhaupt nicht gefallen würde. Ich wusste, da geht etwas „Gefährliches“ vor sich, da sind Menschen, die keine Angst vor Sexualität haben, die nicht ständig darüber nachzudenken, zu dick oder zu dünn zu sein. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis, da wusste ich, dass das eine Gemeinschaft ist, deren Teil ich sein will. Ich hatte aber auch das Glück, dass in meiner Familie keine homophoben oder rassistischen Ansichten geäußert wurden. Damit wurde ich erst später an der Highschool konfrontiert.

Vor diesem Hintergrund finde ich es um so absurder, dass wir uns heute darüber Gedanken machen müssen, dass es christliche „Hardcore“-Bands gibt, die bereitwillig von Labels unter Vertrag genommen, von Booking-Agenturen auf Tour geschickt und von Veranstaltern gebucht werden, obwohl die oft für Ansichten stehen, die mit meinen und deinen Werten nichts zu tun haben. Die stehen oft für ein fundamentalistisches Christentum mit offener oder versteckter Homophobie, sind gegen das Recht der Frauen, über ihr Leben und damit das Recht auf Abtreibung selbst entscheiden zu dürfen.

Ich finde das auch sehr interessant, und ich fürchte, so eine veränderte Einstellung und die Akzeptanz solcher Bands hat etwas damit zu tun, dass das Wissen um die ursprünglichen Werte und Ideen der Hardcore-Szene etwas verloren gegangen ist. Als ich jünger war, war es undenkbar in der Szene, homophob zu sein und entsprechende Ausdrücke zu verwenden. In den letzten fünf Jahren hingegen ist es definitiv nicht mehr ganz so tabu, „fag“ und „gay“ zu sagen – früher wäre man in unserer Szene damit nicht durchgekommen! „Ach komm, das ist doch nur Spaß!“, bekommt man heute stattdessen zu hören, und nein, es ist kein Spaß! Ich muss also leider sagen, dass Homophobie auf diese subtile Weise wieder akzeptierter ist als noch vor ein paar Jahren. Woran das liegt? Generell ist die US-Gesellschaft heute toleranter gegenüber Homosexuellen, und vielleicht sehen die Punk- und Hardcore-Kids es heute deshalb als nicht mehr so wichtig an, gegen Homophobie einzutreten. Meine Wurzeln sind aber andere, und so werde ich diesen Kampf weiterkämpfen.

Danke. Ich sehe das genauso, und deshalb bin ich nicht bereit zu akzeptieren, dass man eine christliche Celtic-Punk-Band wie FLATFOOT 56 einfach hinnimmt.

Haha, das sind Jesus Freaks, oder? Ich sehe das so: Punkrock ist für mich deshalb so ein zentraler Teil meines Lebens, weil die Werte, für die ich eintrete, jeden Tag von, nun, „Erosion“ bedroht sind. Rassismus etwa ist eine konstante Bedrohung, die sich immer wieder breitzumachen droht, wenn man nicht permanent gegen sie kämpft. Gleiches gilt für Homophobie. Und so ist das auch mit dem Kapitalismus: Da geht es immer darum, Macht und Kapital anzuhäufen, und unsere Aufgabe ist es, ständig dagegen anzukämpfen, für unsere Rechte und dagegen, dass man sie uns wieder nimmt. All diese Themen sind miteinander verknüpft, so wie man auch ständig für Menschenrechte kämpfen und über sie reden muss. Wenn du ein Recht, das dir zusteht, nicht nutzt, dann ist es so, als ob das gar nicht vorhanden wäre – und damit meine ich so etwas wie die Meinungsfreiheit.

Gibt es Momente, in denen du genug davon hast, mehr Politaktivist zu sein als Musiker?

Nein, denn über Politik zu reden ist für mich interessant, nicht darüber, was für Drumsticks oder was für ein Drumset ich benutze. Das ist mir völlig egal, ich trommle auf allem, was vor mir steht. Meine Vision von Musik – die anderen in der Band sehen das etwas anders – ist es, eine Idee oder Botschaft zu transportieren. Die Musik ist das Medium, mit dem man eine Idee unter die Menschen bringt, und die Musik hilft dabei, es so zu verpacken, dass man sich das mit Genuss anhören kann. Da sind Disharmonien keine Hilfe, die Musik muss angenehm klingen, damit sie sich auch jemand anhört und dann vielleicht die Idee dahinter versteht. Die Ideen sind es also, die mich wirklich interessieren. Und das ist wiederum eng mit Punkrock verbunden, der Community, deren Teil ich bin und wo es Menschen gibt, die sich für Ideen interessieren und gerne darüber reden. Was mich wiederum in meine Jugend zurückführt: Damals fand ich niemanden, der sich mit mir über Politik oder Rassendiskriminierung unterhalten wollte, höchstens mal ein Lehrer in der Schule, aber keine Gleichaltrigen. Und dann stieß ich auf Punkrock, und da wurden Themen wie Arbeiterrechte angesprochen, Krieg, und so weiter. Da wusste ich, dass ich dazugehören will. Und ja, ich bin ein Moralist, ich bin darin irgendwie gefangen, haha, wobei meine Moral sicher etwas anders ist als die der meisten anderen Menschen. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen, haha.

Wie geht deine Familie mit all dem um? Akzeptieren, ja, verstehen die das?

Also meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich erst mal alles in Frage stelle. Gleichzeitig sind sie auch sehr konservativ, wirklich rechts. Jedoch haben sie Spaß an Streitgesprächen, und so diskutieren wir ständig über alles Mögliche. Und sie sind bei all dem so tolerant, dass sie meine Position dann akzeptieren, wenn ich sie gut begründen kann. Es lief und läuft also nicht so, dass ich zu hören bekomme, dass ich unrecht habe, weil ich dies oder das glaube, sondern du hast so lange unrecht, wie du deine Position nicht gut begründen kannst. Das ist wirklich interessant, und das ging sogar soweit, dass ich meinen Vater – da war ich noch ein Kind – mal als „Nazikommunisten“ bezeichnet habe. Er meinte nur, das sei interessant, aber die Nazis und die Kommunisten hätten sich gehasst. Und dann erklärte er mir, was ein Nazi ist und was ein Kommunist, und sagte, er sei vielleicht ja das eine oder das andere, aber sicher nicht beides. An diesen Moment erinnere ich mich bis heute, ich fühlte mich ertappt und wusste, dass er Recht hat. Zumindest aber wusste ich ab da Bescheid über Nazis und Kommunisten. Daran musste ich später immer wieder denken bei Diskussionen in der Punk-Szene, und heute hasse ich die Nazis immer noch und mag Kommunisten.

Inwiefern manifestiert sich eure politische Einstellung darin, wie ihr als Band eure Geschäfte betreibt?

In der Form beispielsweise, dass wir dieses Konzert heute spielen und den Eintritt spenden, anstatt auf einer anderen großen Bühne zu stehen und dafür 5.000 Dollar zu kassieren. Oder dadurch, dass wir uns mit Leuten umgeben, die ähnliche Einstellungen haben wie wir, und denen wir dadurch helfen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ohne dafür in einer Fastfood-Kette oder in einer Bank stehen zu müssen. Das ist wirklich der Teil unserer Karriere im Musikgeschäft, auf den ich wirklich stolz bin: Wir haben es vielen Freunden ermöglicht, ein kreatives Leben zu führen, wenn auch nur für eine gewisse Zeit. Und wenn ich es genau überlege, ist das eigentlich der einzige Bereich, in dem wir wirklich erfolgreich waren: Wir haben ein paar Leute ein paar Jahre ihres Lebens davor bewahrt, irgendeinen Scheißjob machen zu müssen, ihre Seele zu verkaufen. Viele davon haben das zum Anlass genommen, ihren eigenen Weg zu gehen, gründeten ihre eigene T-Shirt-Druckerei und so weiter. Leider ist die Entwicklung der letzten Jahre aber so, dass es zunehmend schwieriger wurde, finanziell über die Runden zu kommen, und wir entsprechend weniger Leute bezahlen können.

Siehst du dich in einer Art „Verantwortung“, deine Ideen zu verbreiten?

Es geht hier weniger um Verantwortung als um den Spaß, darum, sich mit Menschen zu unterhalten und über den Lebensstil und die Ideen, mit denen wir aufgewachsen sind, zu reden. Wir wollen solche Benefiz-Konzerte spielen wie heute Abend, wir wollen auf der Seite der Underdogs stehen, wir wollen gegen das kämpfen, was uns an unserer Gesellschaft stört, auch wenn wir wissen, dass wir nie gewinnen werden. Wir wollen der Störfaktor sein und bleiben!

Du ernährst dich vegan, habe ich gelesen.

Ja, auch das gehört für mich dazu. Ich bin seit 19 Jahren Vegetarier, vor fünf Jahren wurde ich dann Veganer. Das ist ein weiterer wichtiger Aspekt „unseres“ Lebens, aber in den Schulen in den USA wird über eine solche Idee nicht geredet. Fast der einzige Ort, um mit so einer Idee in Berührung zu kommen, ist da eine Punkrock-Show. Wenn man sich dann mit dem Thema beschäftigt, merkt ja jeder selbst schnell, was er sich, der Umwelt, den Tieren mit dem Fleischkonsum antut. Ziel ist es, die ganze Welt mit der Idee zu infizieren – und wir wollen dabei helfen.

Kannst du dich eigentlich an den Moment erinnern, an dem du gemerkt hast, dass du anders bist als die anderen Kids, an dem du anders sein wolltest?

Ich weiß nur, dass ich nie so sein wollte wie die anderen, und mich dann ganz bewusst anders verhalten habe. Ein solcher Moment war, als meine Freunde sich eine Tüte Gras gekauft hatten und total aufgeregt waren vor Vorfreude. Ich aber bin aus Prinzip immer dagegen, und so war das auch in der Situation. Und das hat sich seitdem durch mein ganzes Leben gezogen, haha. Wenn die anderen alle rechtsrum gehen, gehe ich aus Prinzip linksrum, auch auf die Gefahr hin, hinter der nächsten Kurve von einem Bären gefressen zu werden.