Tja, auf den ersten Blick möchte man meinen, ANTI-FLAG würden mit „The People Or The Gun" zu ihrer alten Härte zurückkehren und ein Album à la „Their System Doesn't Work For You" beziehungsweise „A New Kind Of Army" abliefern.
Grund genug dafür, hemdsärmelige Dreiminüter wie zu Zeiten der ersten Alben zu schreiben und in diesen ihren Frust über die ganze Welt zum Ausdruck zu bringen, hätten sie ja: Die USA stecken nach wie vor in einem verfahrenen Krieg, eine globale Krise erschwert unzähligen Menschen das Leben und zu allem Überdruss würgte, so drückt es zumindest Chris Barker alias ANTI-FLAG-Bassist #2 aus, Sony Music die Entwicklung der Band ab.
Wir erinnern uns: die letzten beiden ANTI-FLAG Alben, „For Blood And Empire" und „The Bright Lights Of America", erschienen dort. Vor allem Zweiteres schwenkte dabei aus der bisherigen Linie der Band aus und ersetzte den bis dahin bekannten Streetpunk durch Pop-Orientierung und diverse Pomp-Experimente.
Chris Barker selber sieht darin rückblickend eine große musikalische Entwicklung, der nur Sony im Weg stand, die das Album katastrophal bearbeiteten und so zum kommerziellen Flop werden ließen.
Gefrustet verabschiedete man sich also von Sony und unterschrieb bei SideOneDummy, wo „The People Or The Gun" erscheint, das - auf den ersten Blick - ganz den frühen ANTI-FLAG entspricht.
Je mehr man sich aber in das Album hineinhört, umso klarer wird es, dass die Band sich hier nicht von ihrer gesamten Majorphase abwendet, sondern nur die Spielereien sein lässt, die man auf „The Bright Lights Of America" fand,.
Sprich: die poppige Kante, die auch schon auf „For Blood And Empire" anklang, hört man auch hier, zum Beispiel im äußerst eingängigen „The economy is suffering ... let it die". Darüber hinaus gibt es in einer knappen halben Stunde neun weitere Songs zu hören, die ohne weiteres auch als direkte Fortsetzung von „For Blood And Empire" durchgehen können.
Ergo: geradliniger Streetpunk, der gut und von der Band selbst produziert wurde, der schöne Melodien und - bei ANTI-FLAG evident - hochpolitische Texte hat. Verbuchen wir „For Blood And Empire" also als kleines, meiner Meinung nach aber gutes Experiment und freuen uns, dass die Band sich immer noch auf das versteht, was sie eigentlich am besten kann: geradlinigen Punkrock schreiben.
(Diese Band war auf der Ox-CD #84 zu hören)
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