Nach 30+ Jahren hauptberuflicher Beschäftigung mit Punkrock und Co. ist bei mir so eine gewisse „Déformation professionnelle“ festzustellen (Wikipedia: „Beispiele [...] sind Lehrer, die auch privat dozieren, [...] oder ein Musiker, der nicht mehr mit Genuss Musik hören kann, weil er nicht anders kann, als sie fachlich zu analysieren.“), die sich so äußert, dass es quasi keine Bands, keine Releases mehr gibt, an die ich ganz unbefangen als Fanboy herangehe, ohne dass die Analysemaschine rattert, oder bei der ich mit schwitzenden Fingern den Monate vorher verschickten Promolink anklicke. Eine der ganz wenigen Ausnahmen sind PASCOW. Schon bei „Jade“ von 2019 hatte ich PASCOW attestiert, dass sie damit ihr bislang bestes Album veröffentlicht hätten, die Band wurde „rekalibriert“, wie ich damals schrieb, ja sie war aus einer Krise (siehe die 2017er Band-Doku „Lost Heimweh“) gestärkt hervorgegangen und hatte sich unter Beibehaltung ihrer Trademarks (früher waren sie eine Band, die mit „klingt wie“ beschrieben wurde, heute sind sie eine, die zur Beschreibung anderer zitiert wird) weiterentwickelt. Wie weit, das war mir war das gar nicht so recht bewusst geworden, erst die Bemerkung eines Ox-Kollegen („Die sind mir mit ‚Jade‘ in allzu rockige Gefilde abgeglitten.“) machte mich stutzig. Und so gesehen gehen PASCOW mit „Sieben“ den mit „Jade“ eingeschlagenen Weg weiter, haben schon rein produktionstechnisch (erneut war Kurt Ebelhäuser verantwortlich) die Latte höher gelegt in Sachen Druck, Dynamik und Transparenz. Man muss, man will dieses Album sehr laut hören. Der Opener „Himmelhunde“ (mit sehr emotionaler, aber verschlüsselter Aussage) ist ein Brecher, „Königreiche im Winter“ mit einer Fortführung des Co-Sängerin-Konzepts von „Jade“ (hier: Apocalypse Vega) ein Instant-Hit, „Monde“ (Co-Gesang: Hanna Landwehr) direkt danach der nächste, und dann kein Aufatmen, noch ein Smasher mit „Gottes Werk und Teufels Beitrag“, und noch einer, „Grüßt Eve“, und dann kommt „Mailand“, wieder unwiderstehlich, mit Streichern (!), und verdammt, noch ein Überhit, „Daniel & Hermes“ mit dem unglaublichen Hit-Refrain „True live will find you“ (Guest Vocals von Nadine Nevermore), vor dem man den Oldschool-Smasher „Ich bin klar“ fast überhört. Und dann „Tom Blankenship“, das auch nicht mehr aus dem Kopf geht ... und dann der Smasher „Vierzehn Colakracher“ als Abschluss. Wahnsinn, dieses Album, das wie schon „Jade“ auch mit seiner grafischen Konzeption (Fotos aus der Zeit der Great Depression in den USA in den 1930ern) besticht, die passend zum textlichen Konzept „Randständigkeit“ umgesetzt wurde. Ein Album wie ein in Bestzeit absolvierter Marathonlauf, bei dem nur eine Frage bleibt: Wie wollen Ollo, Swen, Flo und Alex das dereinst noch steigern bei der Nummer 8?
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