Herzlich Willkommen zum zweiten Album der Ibbenbürener DONOTS. "Pocketrock" - und damit wir uns da richtig verstehen - steht für Emo-Pop-Punk-Post-Core im Westentaschenformat. Das Dargebotene ist Emo, weil hier Emotionalität zwischen Melancholie ("Room With A View", "At 23") und Euphorie ("What Ever Happened To The 80s", "Superhero") zum Zuge kommt.
Das Ganze ist aber vor allen Dingen auch Pop, weil sich Jedermann, von der kleinen Schwester bis zum großen Papa, die Platte getrost anhören kann. Der Punk steckt hierbei im Detail, was das fast schon schnoddrige "Jaded" mit Unterstützung des BEATSTEAK-Sympathen Arnim Teutoburg-Weiß belegen dürfte.
Und Post-Core ist ja mittlerweile eh alles um den durchaus passenden Terminus Emo auszumerzen und den arg verallgemeinernden Begriff Pop-Punk auswechseln. Was bei der Rezension einer Platte dieser Band Schwierigkeiten bereiten dürfte, ist eine eventuelle Vorurteilsbehaftung des Lesers.
"Ah, die DONOTS, das sind doch die Visions-Newcomer-Contest-Gewinner, die, die mit "Outshine The World" mal 'nen Hit hatten, die Jünglinge, die mit Anfang 20 beim Major BMG unterschrieben haben, die Möchtegern-Punker, die den dreireihigen Nietengürtel auf dem Albumcover trendbewusst in Szene setzen!" Ja und?! Wen solche Nichtigkeiten am Kauf dieses Albums hindern, der ist intolerant, neidisch oder glatt beides.
Zugegeben, die Band hat wirklich viel Glück gehabt und man wird den Eindruck, dass hier jemand am Werke ist, der versucht alles richtig zu machen, nicht so leicht los. Aber was heisst hier versuchen?! Hier wird einfach vieles richtig gemacht.
Das neue Songmaterial wirkt knackig, frisch und befreit von unnötigem Brimborium. Ausserdem gibt es hier Ohrwürmer am Fließband. Hört euch nur "Superhero" an und versucht die Zeile "My Hero, Won't You Come And Save My Day?" in den nächsten Tagen aus dem Kopf zu bekommen.
Es wird euch nicht gelingen. Und so geht es weiter, locker und flockig rockig. Die mittlerweile bekannte Single "Whatever Happened To The 80s" ist sogar der vielleicht schlechteste Song, was nach meine Ansicht an den Vocals liegt, die schon auf dem Debüt-Longplayer "Better Days Not Included" die Hauptschwäche ausmachten.
Doch bei allen anderen Songs hat GUANO APES-Produzent Fabio Trentini ein feines Händchen bewiesen und lässt Sänger Ingos Stimme angenehm abwechslungsreich klingen. Wobei dies jetzt nicht heissen soll, dass die mittlerweile wirklich gute Vokalakrobatik und hübschen Backgrounds nur das Werk des Produzenten sind.
Nein, man hört, dass die Band (respektive Ingo) sich mächtig ins Zeug gelegt und ordentlich an ihrer Sangeskunst gewerkelt hat. Der einzige wirkliche Kritikpunkt an "Pocketrock" wäre die supercleane Stadionrockproduktion.
Die Songs hätten durchaus eine ordentliche Nase voll Rotz und einen Spaten voll Dreck verdient. Denn schließlich, und ich denke, das ist auch im Sinne der Musiker, will sich das letztendliche Produkt noch Punk schimpfen.
Doch als die kleinen Brüder der BEATSTEAKS machen sie ihren Job wirklich gut. Bleibt nur noch eine Frage offen: "When will the SCORPIONS break up?"
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