DONOTS

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Bei den Großen reingezeckt

Seit über 25 Jahren mischen die DONOTS in der deutschen Punk-Szene mit. Mal poppig, mal heftig, erst englisch, jetzt deutsch: Das Quintett aus Ibbenbüren hat eine Menge erlebt und ausprobiert – und nun auch eine Biografie: „Heute Pläne, morgen Konfetti“ von Ingo Neumayer erscheint Ende Mai und zeichnet den Weg der Band von ihrer Gründung bis heute nach. Wie fing das damals an mit der Band? Wie sah die Szene aus? Und wie kam man in Prä-Internet-Zeiten an Informationen, an Kontakte und an Konzerte? Dieser Auszug aus dem Buch beschreibt, wie die DONOTS Mitte der Neunziger mit der Punk-Szene in Berührung kamen und wie wichtig der Do-It-Yourself-Gedanke für die Band war – und bis heute ist.

So wie Pflanzen in nährstoffreicher Erde und mit ausreichend Platz besser gedeihen, profitieren auch die DONOTS in ihrer Anfangszeit Mitte der Neunziger von der Szene um sie herum. Und Szene meint in diesem Fall: die Scheune. Dass es am Ortsende, nur 200 Meter vom Aasee entfernt, ein Jugendzentrum namens Scheune gibt, in dem öfter mal Konzerte stattfinden, kriegt DONOTS-Sänger Ingo schon früh mit. Als er sich dann im Mai 1992 das erste Mal dorthin wagt, ist er mächtig beeindruckt. NOFX spielen ein Konzert und drehen mit ihrem schnellen, melodischen Punkrock den Laden auf links. Im Publikum stürzen sich heftige Iropunker im Pogo-Pulk aufeinander, oben auf der Bühne reißt Sänger Fat Mike einen dummen Spruch nach dem anderen, jedes zweite Wort lautet „shit“ oder „fuck“. Und draußen haben ein paar Typen mit Tapeziertischen Stände aufgebaut. Hier kann man Platten kaufen, die man in Ibbenbüren sonst nirgends bekommt. Es werden selbstgemachte Magazine angeboten, so genannte Fanzines wie das Ox, Plastic Bomb, Blurr, Hullaballoo oder Trust. Auch Infomaterial gibt es ohne Ende: Politische Kampfschriften gegen die Auswüchse des Kapitalismus, Plädoyers für Tierrechte, scharfe Kritik an den Castor-Transporten, die Atommüll ins nahegelegene Ahaus fahren. Und natürlich Aufrufe zum Kampf gegen Nazis und Faschisten - eben alles, was der linken Punk-Szene wichtig ist.

Punk und Hardcore stehen für eine tiefere soziokulturelle Auseinandersetzung, als das in anderen Szenen der Fall ist. Man kauft sich nicht einfach eine Platte, geht damit nach Hause und hört sie dort ein paar Mal an. Das Drumherum ist fast genauso wichtig wie die Musik. Man diskutiert über Texte und Interviews, informiert sich über spezielle Medien und Kanäle, und auch politische und ethische Fragen spielen eine große Rolle. Die Musik soll natürlich Spaß machen. Häufig steht sie aber auch für Überzeugungen und Ideale, die weit über das hinausweisen, was man in einen Drei-Minuten-Song packen kann.

Wenn du Anfang der Neunziger in Ibbenbüren aufwächst, hast du im Grunde nur drei Möglichkeiten: Du wirst Fascho, ziehst mit gleichgesinnten Idioten durch die Gegend und suchst Ärger. Du wirst Dorfdisco-Proll und wickelst dich besoffen mit deinem getuneten Golf um einen Baum. Oder du hängst eben in der Scheune ab. Ingo entscheidet sich für letzteres.

Unter dem Dach der Scheune gibt es einen Verein namens Pink Pop, der von Rob Mulder geleitet wird. Rob kommt aus Holland und ist vor Jahren in Ibbenbüren gestrandet. Seine ersten Erfahrungen mit Konzertveranstaltungen hat er im legendären Club Paradiso in Amsterdam gemacht, und etwas Derartiges, wenn auch im kleineren Rahmen, schwebt ihm für Ibbenbüren ebenfalls vor. Mulder sorgt für städtische Fördermittel und dafür, dass in der Scheune regelmäßig Konzerte stattfinden. Die lokalen Bands, für die er Auftritts- und Probemöglichkeiten schafft, liegen ihm besonders am Herzen. Ihren allerersten Proberaum unter der Aasee-Schule haben die DONOTS Mulder zu verdanken. Ingo erinnert sich noch gut: „Bei Rob stand die Tür immer offen, im wahrsten Sinne des Wortes. Er hatte immer Zeit, hatte immer ein offenes Ohr – und hat dir immer geholfen.“ Indem er Dozenten vermittelt oder Treffen und Workshops organisiert, gibt Mulder den Ibbenbürener Bands das nötige Rüstzeug mit. Wie macht man eine Abrechnung, wie funktioniert die GEMA? Auf all diese Fragen hat er Antworten. Um ihn und die Scheune herum entwickelt sich ein Biotop aus Selbstanpackern und Lebenindiehandnehmern. Eine florierende Szene eben, die vom Miteinander lebt und nicht von der Exklusivität. Punk spielt in der Scheune zwar eine große Rolle, aber daneben ist noch viel Platz für andere Stile, Spielarten und Ansätze. Am Ende ist eine Scheune-Band erst einmal eine Scheune-Band – egal, ob sie Punk, Metal, Hardcore, Indierock, Pop oder Jazz spielt. „In dem Laden hat sich alles immer ganz gut gemischt, es gab keine übertriebenen Rivalitäten und kein Szenedenken“, sagt Ingo.

Das Do-It-Yourself-Credo, wie es in der Scheune hochgehalten wird, beeindruckt Ingo von Anfang an. Jeder kann mitmachen, jeder wird gebraucht, jeder ist wichtig: Mit dieser Einstellung sorgt Mulder dafür, dass der Laden läuft, und überträgt denen, die es wollen, erstaunlich viel Verantwortung.

Auch Ingo will seinen Teil dazu beitragen, dass der Jugend im beschaulichen Ibbenbüren etwas mehr geboten wird. Er engagiert sich in einem Scheune-Team, das sich „Pro-Orga“ nennt und die Veranstaltungen der nächsten Wochen und Monate plant: Wer macht den Sound, wer kümmert sich um das Licht, wer räumt hinterher auf? Und, ganz wichtig: Wer bucht die Bands? In Ingos Leben dreht sich ohnehin fast alles um Musik, dass er in der Scheune schon bald beim Booking hilft, ist also nur logisch. Dass er noch keine achtzehn und deshalb nicht geschäftsfähig ist, stört dabei niemanden. Mulder lässt die Kids einfach machen. Wenn es klappt, ist es wunderbar. Und wenn es Probleme gibt, übernimmt er eben die Verantwortung und hält seinen Kopf hin.

Ibbenbüren liegt zwar weit weg von den kulturellen Metropolen des Landes, hat aber einen entscheidenden Vorteil: die geografisch günstige Lage. Denn wenn eine Band – was oft vorkommt – auf einer Tour vom Ruhrgebiet in Richtung Norddeutschland unterwegs ist, bietet sich dort ein Zwischenstopp geradezu an. Und dass man in der Scheune Konzerte zu guten Bedingungen vor einem begeisterungsfähigen Publikum spielen kann, spricht sich auch bei den Booking-Agenturen herum, die prompt Demos und Tourpläne schicken. Damit bescheren sie Ingo einen Traumjob: Er kann seine Lieblingsbands nach Ibbenbüren holen, und das Ganze sogar auf Kosten der Stadt, die den Etat der Scheune aus kommunalen Kulturfördertöpfen speist. Das ist natürlich eine etwas paradoxe Situation, denn bei den Aktivitäten in einem Jugendzentrum schwingt häufig eine Anti-Establishment-Haltung mit. Einerseits will man sich querstellen und die Obrigkeiten bekämpfen, andererseits verbrät man deren Geld.

Aber auch bei den Konzerten in der Scheune läuft nicht immer alles glatt. Eher im Gegenteil. Ein Beispiel von vielen ist das Konzert von EARTH CRISIS, die ihre Straight-Edge-Attitüde gegen Drogen, Alkohol und Zigaretten sehr militant vertreten. Ein Kumpel von DONOTS-Gitarrist Guido provoziert während des Konzerts die Band und zündet sich vor der Bühne demonstrativ eine Kippe an. Daraufhin kommt es zu einer Massenprügelei. Die Situation eskaliert. Als einer unbeteiligten Frau ins Gesicht geschlagen wird, muss sogar die Polizei gerufen werden. Der gelingt es, das Geschehen halbwegs zu beruhigen, allerdings bekommen EARTH CRISIS noch einen perfiden Abschiedsgruß auf den Weg. Als die Band vom Parkplatz der Scheune fährt, werfen ein paar Ibbenbürener Punks, die sich im Gebüsch versteckt haben, die Busfenster mit Pflastersteinen ein.

Etwas harmloser verläuft dagegen die Show mit GREEN DAY, die 1994 nach Ibbenbüren kommen. Ihr Album „Dookie“ ist zwar schon erschienen, doch der weltweite Durchbruch, der die Band zu den Vorreitern des Neunziger-Punkrock-Revivals machen sollte, lässt noch ein paar Monate auf sich warten. GREEN DAY sind gerade im Vorprogramm der TOTEN HOSEN unterwegs und haben einen Off-Day, also werden sie für ein Konzert in der Scheune gebucht. Die drei Kalifornier kiffen zwar wie die Weltmeister und sorgen dafür, dass der Backstagebereich wie eine Marihuana-Plantage riecht, freunden sich mit den Begebenheiten vor Ort sonst aber ganz gut an. Untergebracht wird die Band in der Gartenlaube der Eltern eines der Scheune-Kids. Neben der Laube gibt es einen kleinen Teich, in dem Drummer Tré Cool einen Salamander entdeckt. Es gelingt ihm tatsächlich, das Tier zu fangen, das den Rest des Abends brav auf seiner Schulter sitzt und nicht nur bei Ingo für ungläubige Blicke sorgt.

Bands treffen, Konzerte organisieren, sich bei den „Profis“ hier und da etwas abgucken, was vielleicht auch für die DONOTS hilfreich sein könnte: Ingo ist in der Scheune voll in seinem Element. Da lässt es sich auch verkraften, dass er regelmäßig bei der Stadtverwaltung vorsprechen und sich rechtfertigen muss. Die Konzerte, die er veranstaltet, locken eben ein entsprechendes Publikum an. Gerade bei Auftritten von Deutschpunk-Bands wie ... BUT ALIVE kokelt immer wieder mal ein Mülleimer an, geht eine Scheibe zu Bruch oder werden Graffiti an eine Häuserwand geschmiert.

Als ein Konzert der TERRORGRUPPE ansteht, schickt die Band Plakate mit dem Slogan „Live-Pogo und Fick-Party in der Scheune“. „Wir haben die Plakate Montag nachmittags aufgehängt, und am Dienstagmorgen war das schon der Aufmacher in der Ibbenbürener Volkszeitung“, erinnert sich Ingo. Der darf danach mal wieder bei der CDU-regierten Stadtspitze antanzen, schafft es aber tatsächlich ein weiteres Mal, die Ratsherren von der kulturellen Bedeutung der Scheune zu überzeugen. Die Existenz des Jugendzentrums steht damals regelmäßig auf der Kippe, doch irgendwie kriegen es Ingo, Rob Mulder und die anderen dann doch immer wieder hin, dass auch die nächsten städtischen Zuschüsse fließen.

Wobei man sich nichts vormachen darf: Große Sprünge mit fetten Budgets sind in der Scheune nicht drin. Die Konzerte kosten höchstens fünfzehn D-Mark Eintritt, die meisten Helfer vor Ort arbeiten ehrenamtlich und auch die Bands spielen oft eher zum Zeitvertreib, als um Geld zu verdienen. Einmal schafft es Ingo tatsächlich mit AFI, H2O und GOOD RIDDANCE gleich drei große Namen der Punk/Hardcore-Szene an einem Abend in der Scheune zu versammeln, und muss dafür eine Gage von gerade einmal 800 DM zahlen. Wohlgemerkt, für alle drei Bands zusammen!

Konzerte spielen, einfach, weil es Spaß macht – mit diesem Ansatz gehen auch die DONOTS ihre nächsten Auftritte an. Die DONOTS legen schon früh in ihrer Karriere ein Arbeitsethos an den Tag, das ungewöhnlich für Bands in diesem Stadium ist. Bei den meisten anderen Ibbenbürener Bands ist eine Bandprobe im Grunde nur ein fadenscheiniger Anlass, um sich gepflegt zu besaufen. Nicht so bei den DONOTS. Wenn die sich in der Garage zum Üben treffen, wird tatsächlich geübt. Dienst ist Dienst, Schnaps ist Schnaps und Probe ist Probe. Eine Einstellung, die auch zweieinhalb Jahrzehnte später noch gilt. „Wenn es hochkommt, gab es in all den Jahren vielleicht zehn Proben, die alkoholmäßig etwas eskaliert sind“, sagt Guido. „Wahrscheinlich sogar weniger.“

Im Mai 1995, ein gutes Jahr nach ihrem ersten Auftritt, spielen die DONOTS in der Scheune als Vorband der RICH KIDS ON LSD, kurz: RKL. RKL beweisen gleich nach ihrer Ankunft, dass die Drogen-Anspielung in ihrem Bandnamen kein bloße Pose ist: Sänger Jason stolpert kreidebleich und mit zerstochenen Armen aus dem Bus. Dann leiht er sich Ingos Toyota Corolla, um zu einer Methadon-Ausgabestelle ins nahegelegene Lengerich zu fahren. Später, beim Soundcheck, kotzt er einmal quer über die Bühne. Das ist für die DONOTS faszinierend und abstoßend zugleich. Trotzdem sind sie sich nach ihrem Auftritt einig, dass es einfach nur geil ist, im Vorprogramm einer bekannteren Band aufzutreten. Sie dürfen in einem rappelvollen Laden spielen, wo auch noch genau die richtigen Leute vor der Bühne stehen, und können mit anderen Bands Freundschaften schließen. Außerdem sparen sie Geld. Denn statt Eintritt für ein Konzert zu zahlen, das sie ohnehin besucht hätten, kommen sie umsonst rein und können vielleicht ein, zwei Bier mit Musikern trinken, deren Platten in ihrem Regal stehen. RKL kommen aus Santa Barbara und haben ihre letzten beiden Alben auf Epitaph veröffentlicht – dem Punkrock-Label überhaupt. Es einmal so weit zu bringen, scheint ein unerfüllbarer Traum zu sein. Aber mit einer Band wie RKL auf derselben Bühne zu stehen, macht sie nicht nur ein wenig stolz, sondern gibt ihnen darüber hinaus das Gefühl, Teil der großen, weltweiten Punkrock-Szene zu sein.

Die Prioritäten der DONOTS gelten ganz klar der Bühne. Konzerte zu spielen ist das, was an der ganzen Sache richtig schockt. Könnte da nicht noch mehr gehen? Shows in der Scheune und auch mal in Emsdetten oder Greven sind ja ganz nett, aber wäre es nicht der Hammer, sich aus der heimatlichen Komfortzone herauszuwagen? An Orte, wo nicht nur Freunde, Kumpels und Verwandte vor der Bühne stehen? Wo man sich vor einem fremden Publikum richtig beweisen muss? Das Ziel ist klar: Im Vorprogramm von größeren, schon bekannten Bands wollen sie auf sich aufmerksam machen. Aber wie lässt sich dieser Plan in die Tat umsetzen?

Eines dürfen wir nicht vergessen: Das Internet nutzen Mitte der Neunziger lediglich ein paar IT-Nerds, Geheimdienstmitarbeiter, technikaffine Militärs und Horst Seehofer. Aber als Normalsterblicher kann man nicht einfach einen Namen, eine E-Mail-Adresse oder eine Telefonnummer googlen und dann eine Anfrage an einen Veranstalter stellen, die 45 Minuten später beantwortet wird. Als Ingo die Sache in die Hand nimmt, verfolgt er deshalb einen anderen Ansatz. Er schnappt sich sämtliche Fanzines und Musikmagazine, die er auftreiben kann: Visions, Metal Hammer, Rock Hard, Intro, Ox, Plastic Bomb. Dort durchforstet er das Segment mit den Tourdaten nach Bands, die gut mit den DONOTS harmonieren würden. Hat er eine gefunden, sieht er sich als Nächstes an, wo die Band Station macht, und pickt sich möglichst kleine Clubs raus, die nicht allzu weit von Ibbenbüren entfernt sind. Ingos Kalkül dabei: Je kleiner der Laden, desto größer die Chance, kurzfristig als Vorband einspringen zu können.

Wenn ein Club – wie etwa der Ostbunker in Osnabrück, das Spunk in Herford oder das Forum in Enger – den Parametern entspricht, dann wählt Ingo die 118 und lässt sich von der Auskunft die Telefon- oder Faxnummer geben. Anschließend ruft er auf gut Glück dort an oder schickt ihnen Bewerbungsschreiben — meistens nach folgendem Muster: „Bei euch spielen doch demnächst XXXXXX, braucht ihr da noch eine Vorgruppe ? Wenn ja: Wir sind die DONOTS und würden ganz gut ins Vorprogramm passen ... finden wir. Wenn ihr wollt, können wir euch ein schlechtes Demo schicken. Ach so: Eine Gage brauchen wir nicht unbedingt. Spritgeld wäre ganz nett. Falls das nicht geht, reicht uns auch ein Kasten Bier.“

Diese Anfragen peppt er mit ein paar Zeichnungen, Karikaturen oder albernen Sprüchen auf. Dem Booker im Osnabrücker Ostbunker verspricht Ingo beispielsweise, dass die DONOTS sich den Clubnamen auf ihre Pimmel tätowieren ließen, wenn sie dort im Vorprogramm von PROPAGANDHI spielen dürften. Ein Teil der Abmachung wird tatsächlich erfüllt: Am 24. April 1996 dürfen die DONOTS im Ostbunker PROPAGANDHI supporten. Auch wenn der zweite Teil der Abmachung noch immer darauf wartet, eingelöst zu werden: In Vergessenheit geraten wird er nicht so schnell, denn das ominöse Fax hängt seither gerahmt in den Büros des Ostbunker an der Wand.

Bei besagtem PROPAGANDHI-Konzert ist übrigens auch ein gewisser Thorsten Nagelschmidt, genannt Nagel, im Publikum. Der gibt das Punkrock-Fanzine Wasted Paper heraus, hat eine Band namens MUFF POTTER und will die DONOTS eigentlich doof finden. Zu fröhlich, zu unernst, zu flach erscheint ihm die Band, und dann steht auf deren Plakaten auch noch das Unwort „Funpunk“, das bei Nagel und seinen Freunden schwer verpönt ist. Dennoch geht es ihm wie vielen anderen Skeptikern: Wer die DONOTS live sieht, der ist schnell überzeugt. Wie auch nicht, angesichts einer Band, die ihren Enthusiasmus so überzeugend Gassi führt? Die auf der richtigen Seite steht? Die an sich und ihre Songs glaubt, so holperig die auch klingen mögen? Die einfach Bock auf die Bühne hat? Die dankbar ist und ihr Glück kaum fassen kann? Nicht nur Nagel, auch der Rest des PROPAGANDHI-Publikums ist angetan: Die DONOTS muss man sich merken. Ingos Taktik geht auf. Viele Veranstalter honorieren es, wenn eine Band so viel Eigeninitiative, Hartnäckigkeit und auch Charme zeigt. Und sogar bereit ist draufzuzahlen. Denn eine Gage gibt es selten bis nie, die Jungs sind froh, wenn sie mal ein bisschen Spritgeld bekommen.

Schon zwei Jahre nach ihrer Gründung spielen die DONOTS Shows, die eigentlich über ihrem Status liegen. Kurz nach dem Konzert mit PROPAGANDHI treten sie im Vorprogramm von STRUNG OUT auf. Und vier Wochen später dürfen die DONOTS im Forum Enger DOWN BY LAW supporten. Deren Sänger Dave Smalley wird vor allem von Ingo und Guido verehrt, spielte er früher doch gleich bei zwei legendären Bands: DAG NASTY und ALL. Ingos Hoffnung, seine Band könnte sich über Support-Shows für bekannte Bands einen Namen machen und sich so ein, zwei Schritte weit in den Kreis der Großen reinzecken, scheint tatsächlich aufzugehen.

 


„Heute Pläne, morgen Konfetti. Die Geschichte der DONOTS“ von Ingo Neumayer erscheint Ende Mai 2020 im Ventil Verlag