Nach dem letztjährigen Warm-up mit der deutschsprachigen Single „Das Neue bleibt beim Alten“ (mit Tim McIlrath von RISE AGAINST) zum zwanzigsten Bandjubiläum machen sie Ernst. „Karacho“. Das zehnte Album der DONOTS.
Auf Deutsch! Zwischen der Pop-Punk-Findungsphase von „Pedigree Punk“ 1996 und Alben mit Alleinstellungsmerkmalen liegt ein weiter Weg, der nach erfolgreichen Alben wie „Amplify The Good Times“ nicht zuletzt am Ende der ersten Zehnjahresmarke von der Gun Records-Knechtschaft gekennzeichnet ist.
Zusammen mit Kurt Ebelhäuser krempelte die Band ihren festgefahrenen Sound um und avancierte mit „Coma Chameleon“ (2008) und den Folgealben „Long Way Home“ (2010) und „Wake The Dogs“ (2012) zu einer Kreativitätsmaschine.
Tschüss (un)bewusste Selbstkontrolle! Diesem Perspektivwechsel bleibt „Karacho“ im achten Jahr der neuen DONOTS-Zeitrechnung treu – nur, dass es am Ende einen Tick zu viel will. Sich an das Selbstverständlichste, die Sprache, zu wagen ist gleichzeitig das Radikalste, was die Band im 21.
Bandjahr hätte machen können. Und es funktioniert. Ohne Peinlichkeiten, ohne Kitsch, inklusive des gewohnten Knollmann’schen Sing-Flows. Wer zwei Dekaden auf Englisch singt, für den ist gesungenes Deutsch schließlich eine Fremdsprache.
„Eure zehn Gebote, nur Horoskope, Kalendersprüche, da mach ich nicht mit“, stellt Ingo gleich im gesellschaftskritischen Opener „Ich mach nicht mehr mit“ klar. „Kopf bleibt oben“ huldigt mit DESCENDENTS-Querverweis („Meine Teenage-Angst ist längst erwachsen, die Nähte an meinen Zweifeln platzen und trotzdem denk ich ,I don’t want to grow up‘.“) nicht nur einer für die DONOTS einflussreichen Band, dem Album wird durch jene Songs ein reflektierender Unterton verpasst.
Der Plan geht auf. Man hört genauer hin, was die Band zu sagen hat. Dass intelligenter, deutschsprachiger Punkrock nicht automatisch wie TURBOSTAAT klingen muss, haben PASCOW und KMPFSPRT eindrucksvoll bewiesen und die DONOTS reihen sich nun ein.
Der zweiten große Versuch, den die DONOTS unternehmen, ist der, dass sie die kalte, skandinavische Hymnenhaftigkeit von „Wake The Dogs“ und „Long Way Home“ überraschend in Ibbenbüren lassen.
Nach der schon kantigen Kollaboration mit dem RISE-AGAINST-Sänger packt die Band wieder vermehrt dicke Gitarrenwände aus. Der Gegenpol heißt anything goes. „Dann ohne mich“ kommt inklusive twangy INTERPOL-Gitarre.
Das von Guido gesungene „Problem kein Problem“ kommt mit Reggae-Fundament und Tim-Armstrong-Poesie. Bei „Immer noch“ klopft gar Farin Urlaub an die Tür. Omnipräsente Chöre, balladesker Stadionrock.
Einen Vorwurf müssen die DONOTS sich nach den 14 Songs jedoch gefallen lassen, nämlich dass sie wahrhaftige Einzelkämpfer sind. Nach dem ersten wirklich starken Drittel wird zu vieles ausprobiert.
Nächstes Mal mehr homogene Masse, weniger Jam Session!
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