Die beiden essentiellen Iggy Pop-Studioalben „The Idiot“ (März 1977) und „Lust For Life“ (August 1977) wurden immer wieder mal neu aufgelegt, zuletzt etwa 2017 in der Vinylfassung. Beide Alben stammen aus der Berliner Zeit von Iggy Pop und David Bowie, als die sich in der Mauerstadt eine Wohnung teilten und dem morbiden Charme West-Berlins frönten, wo Punk damals gerade erst angekommen war. Bowie lebte von Ende 1976 bis 1978 in West-Berlin, „Low“, „Heroes“ und „Lodger“ sind eng mit dem Hansa-Tonstudio in Kreuzberg verbunden, und gleiches gilt für die Alben „The Idiot“ und „Lust For Life“ seines Freundes Iggy Pop. An beiden Alben war Bowie stark beteiligt, die Musik stammt maßgeblich von ihm, und es heißt, es war ein Freundschaftsdienst Bowies, der damit Iggy wieder auf die Beine helfen wollte. Hilfe brauchten damals wohl beide, sie hatten den Drogen fleißig zugesprochen, und auch wenn es unglaublich klingt, erhofften sie sich von Berlin dahingehend eine Auszeit – als ob die Frontstadt, die damals nach „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (1978) in Sachen Heroin in aller Munde war, in der Hinsicht eine Insel der Seligen gewesen wäre ... Wie auch immer, Berlin tat beiden gut. Dass in knapper Abfolge fünf in popkuktureller Hinsicht bedeutsame Alben entstanden, ist der Beweis. Die beiden Pop-Alben sind dabei sehr unterschiedlich: „Sister Midnight“, der famose Opener von „The Idiot“, hat eher einen coolen NYC-Vibe, ebenso „Nightclubbing“, und „China girl“ feiert hier seine Premiere, wurde von Bowie Jahre später neu aufgenommen und in der verkitschten Neuauflage zum Hit – mir gefällt das harsche Original besser. Ganz anders, fast wie aus einer anderen Phase, wirkt „Lust For Life“ – fast scheint es, als ob Pop damit im „neuen“ Punk angekommen war, bis heute ist „The passenger“ die Pogo-Hüpf-Hymne jeder Party. Genauso grandios der Opener „Lust for life“, „Sixteen“ und das wundervolle, schmusige „Tonight“. Beide Alben sind essentielle Klassiker, die man haben muss, und die in dieser Neuauflage als CD-Box jeweils um eine Live-CD ergänzt werden sowie ein Booklet mit Texten, Fotos sowie Linernotes on Nick Rhodes (DURAN DURAN), Martin Gore (DEPECHE MODE) („The Idiot“) beziehungsweise Youth (KILLING JOKE) und Siouxsie Sioux („Lust For Life“). Und als 7CD-Box mit noch opulenterer Ausstattung gibt es das auch noch.
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