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FRANK TURNER

Undefeated

„Now I’m surprised to report that as I enter my forties, I’ve returned to being an angry man“, singt Frank Turner im Song „No thank you for the music“. Klingt fast so, als ob der Sunnyboy aus dem britischen Essex mit seinem zehnten Album entscheidende Weichen für die Zukunft stellt. Angefangen hat alles mit der Metalband KNEEJERK und der Hardcore-Band MILLION DEAD, mit denen er seine ersten Platten aufnimmt. Der Erfolg kommt aber erst mit der Solokarriere. Mit seinen ersten vier Alben „Sleep Is For The Week“ (2007), „Love Ire & Song“ (2008), „Poetry Of The Deed“ (2009) und „England Keep My Bones“ (2011) arbeitet er sich sukzessive in den britischen Charts nach oben. Als Punkrocker mit Akustikgitarre, dem gerade auch die Herzen der Besucherinnen zufliegen. 2012 darf Turner sogar bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London vor 80.000 Menschen auftreten. Unterstützt von seiner Begleitband, THE SLEEPING SOULS, die im November 2023 ihr vielbeachtetes Debütalbum „Just Before The World Starts Burning“ ohne Frank Turner aufgenommen hat. Alle weiteren Alben erreichen die Top 3 der britischen Albumcharts. „Tape Deck Heart“ (2013), „Positive Songs For Negative People“ (2015), „Be More Kind“ (2018) und sogar das Konzeptalbum „No Man’s Land“ (2019), das sich mit außergewöhnlichen Frauenpersönlichkeiten beschäftigt. „FTHC“ (2022) erreicht dann die Spitze der britischen Charts und leitet den Wandel ein. Frank Turner wendet sich von der Welt der Majorlabels ab und besinnt sich auf seine DIY-Wurzeln. In Zusammenarbeit mit dem Londoner Indielabel Xtra Mile Recordings veröffentlicht er nun „Undefeated“ in Eigenregie. Außerdem hat er die 14 Songs in seinem Heimstudio aufgenommen und selbst produziert. Am musikalischen Erfolgsrezept hat sich wenig geändert. Hymnische Punksongs, in denen die Emotionen überschwappen. Mal akustisch wie Billy Bragg, mal melodisch wie THIN LIZZY, mal wild und ungezügelt wie eine kalifornische Skatepunk-Band, dann wieder folkig wie THE GASLIGHT ANTHEM. Mit der neuen Unabhängigkeit scheint Turner seine Freiheit auszuleben. Das macht „Undefeated“ unheimlich abwechslungsreich und kunterbunt. Ähnlich sieht es bei den Texten aus. Turner thematisiert seine chronischen Rückenschmerzen, die Liebe seines Lebens, die Herausforderungen des Alters oder die mentalen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Es scheint so, als ob der Brite seine Jugend endgültig hinter sich gelassen hat und sich inzwischen mit Themen beschäftigt, die auch Ox-Lesern sehr vertraut sind. Zeitgleich widmet er sich Nebenprojekten wie MÖNGÖL HORDE oder HEAVY MEDS und produziert Bands wie PET NEEDS. Kein schlechtes Arbeitspensum für einen Musiker, der weltweit fast schon 3.000 Auftritte absolviert hat.