AGAINST ME!

White Crosses

„Früher war alles anders“, hört man den gemeinen AM!-Aficcionado sich gerne mal ob der musikalischen Entwicklung seiner Lieblingsband beklagen. Damit liegt man dann auch nicht ganz daneben. Denn der Sound, den die Band seit geraumer Zeit pflegt, hat so gut wie nichts mehr mit dem einst so typischen musikalischen Schliff zu tun.

Dass bei der oft sehr emotional geführten Fan-Auseinandersetzung die Betrachtung des künstlerischen Werkes an sich ins Hintertreffen gerät, fiel vielen schon beim letzten Album erst in der Retrospektive auf.

Die Musik ist nämlich, Majordeal hin oder her, nach wie vor qualitativ über jegliche Kritik erhaben. Und nein, von dem auf „New Wave“ eingeschlagenen Weg gibt es kein Zurück. Aber hat das wirklich jemand erwartet?! „White Crosses“ bietet demnach angepunkten Rock in all seinen Facetten.

Als da wären Songs, die auch auf „New Wave“ hätten erscheinen können, wie das hymnische (unschwer zu deutende) „I was a teenage anarchist“ oder der nicht minder eingängige Titelsong. Daneben gibt es Songs, die in Richtung Indierock gehen, wie das eher sentimentale „Ache with me“ oder das an THE SMITHS erinnernde „High pressure low“.

Ja, und eben der Rest, der sich – und jetzt bitte alle unter Bluthochdruck leidenden hinsetzen – an Streetpunk à la ANTI FLAG orientiert (zum Beispiel „Rapid decompression“) und dementsprechend etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Aber, Entwarnung: Alles halb so schlimm. Nach ein paar Durchläufen ist auch dieser Drops gelutscht. Was bleibt, ist ein etwas zu glatt gebügeltes aber erfrischendes Album mit zehn abwechslungsreichen Songs und die Erkenntnis, dass es auch die Mischung mitunter machen kann.

Wer jetzt wieder mit „aber früher...“ ankommt, der soll die letzten Sommer über Fat Wreck erschienenen Demoaufnahmen „The Original Cowboy“ einwerfen oder sich auf die nächste AM!-Show freuen.

Oder einfach ins Kissen weinen.