"Als Fremdkörper bezeichnet man jemanden, der von einer Gruppe als störend empfunden wird oder sich selbst als störend betrachtet." - Zwar ist der Grad der geistigen Umnachtung vieler Web 2.0-User nicht zu unterschätzen, doch trifft diese Wikipedia-Definition auch auf das sechste Album von MUFF POTTER zu.
Ihr "Steady Fremdkörper" rollt langsam an, bereit zum Kampf "bis aufs Blut". Nie waren MUFF POTTER dafür besser gerüstet als heute. Sowohl auf der musikalischen als auch auf der textlichen Ebene sind die elf Songs Schwergewichte im Ring der aggressiven Popmusik.
Jeder Schlag ein Treffer. Dabei sind die Texte vielschichtig und zielen längst nicht mehr so offensichtlich wütend auf die empfindlichsten Stellen unserer Gesellschaft wie damals die "Bordsteinkantengeschichten".
Resignieren aber ist auch weiterhin keine Option; das Herz für Verlierer hat sich die Band erhalten. Na klar, Leben bedeutet Scheitern -, aber lieber zu Boden gehen als gar kein Leben. Man kann ja wieder aufstehen und weitermachen.
Wer gibt etwas auf Gesichtsverlust oder Stolz? Nagel sicherlich nicht. Mit scharfem Blick für seine Umwelt bringt er die Dinge in zwingenden Formulierungen auf den Punkt. Eloquente Kritik ist immer das Markenzeichen von Nagels Texten gewesen; neu hingegen erscheint ihre ausgesprochene Bereitschaft, verzeihen zu können.
Diese Lieder machen Mut mit Sätzen zum Zitieren, in Gästebüchern oder als Graffiti auf dem Indieclub-WC. Und immer wieder im Kopf. Sowieso erscheint jeder Versuch zwecklos, Ohrwürmer von solcher Qualität in der nächsten Zeit wieder loszuwerden.
Sicher haben MUFF POTTER in der Vergangenheit viele Gänsehautmelodien geschrieben, aber eine Hymne wie "Das Finkelmann'sche Lachen" oder die Single "Fotoautomat" sind mehr als bloß neue Facetten ihres Könnens.
Es sind Quantensprünge auf hohem Niveau. Vielleicht wird es manchem Dogmatiker nicht gefallen, dass die Band sich interessant entwickelt und den Abstand zum Punkrock weiter vergrößert. MUFF POTTER wird es nicht kümmern, denn sie wissen genau, was sie tun, und definieren am Ende des Albums selbst, was der "Steady Fremdkörper" wirklich ist: "Ein Ding aus einem Guss." (43:26) (10)
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