MUFF POTTER

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Los Stop Schade? Von wegen!

Urgesteine und Szenetipp. MUFF POTTER aus Münster singen seit zwölf Jahren vom Hinfallen und Wiederaufstehen, vom Scheitern und Sich-nicht-entmutigen-lassen. Sie machen aus wenig viel, betonen die kleinen Dinge des Alltags und suchen die Schönheit, wo man sie nicht vermuten würde. Auch wenn ihr neues Album „Von wegen“ (Universal, Green Hell, Huck’s Plattenkiste), das im Oktober erscheint, weder alltäglich noch ein kleines Ding ist, gibt es darauf viel Schönes zu entdecken. Damit das künftig einer größeren Öffentlichkeit, die Szenegrenzen endgültig überschreitend, nicht verborgen bleibt, haben die Potters erstmals die Zusammenarbeit mit einer Plattenfirma gewagt. Das Label ist groß und heißt Universal. Es ist schön zu sehen, wenn gute Musik eine geeignete Plattform bekommt. Sänger und Mastermind Nagel erzählte mir von der Band und von sich.

Wie geht es dir, wenn du an das neue Album denkst?

„Sehr gut. Ich bin sehr glücklich damit. Es war ein hartes, ehrgeiziges Projekt, das wir gemeinsam mit unserem Freund Nikolai Potthoff produziert haben. Wir haben uns den Arsch aufgerissen. Es war eine Schweinemaloche. Ich bin total glücklich mit dem Ergebnis, mit dem, was wir damit jetzt schon – vor der Veröffentlichung – erreicht haben, dass es überhaupt so viele Leute gibt, die Interesse hatten, das rauszubringen. Eine schöne Bestätigung für die Arbeit.“

Sind die Erwartungen innerhalb der Band erfüllt worden?

„Ja. Ich hatte diesmal eine ganz bestimmte Erwartungshaltung, was den Sound angeht. Wir konnten schon immer gute Songs schreiben. Sogar auf dem ersten Demo, auf der ersten und zweiten Platte sind gute Songs drauf. Ich denke, dass wir mit der Zeit besser wurden. Was aber nie so ganz hundertprozentig war, war der Sound, also dass man diesbezüglich was wirklich Eigenständiges schafft. Im Proberaum ging es darum, gute Lieder zu machen, beim Mischen ging es aber ganz stark darum, einen Sound hinzukriegen, der – in unserer Liga – Maßstäbe setzt.“

Mit diesem Album bist du sehr zufrieden. Fühlen sich die anderen Sachen, die ihr bisher gemacht habt, insbesondere „Heute wird gewonnen, bitte“, dadurch anders an?

„Ja, vor allem soundmäßig. Wenn ich heute die letzte Platte höre, finde ich immer noch viele Sachen gut, aber viele Sachen sind mir nicht weit genug gegangen. Aus der heutigen Sicht hätten wir viele Sachen extremer machen müssen, viel weiter ausreizen: Ruhige Sachen ruhiger, laute Sachen lauter. Bei der neuen Platte sind sehr viele Störgeräusche drauf, das finde ich gut. Viel Noise, viele Gitarrenfeedbacks. Wir haben sehr viel am Gesang gearbeitet, mit Gesangsharmonien. Das ist ein weiterer Grund, warum ich die Platte gut finde, weil ich denke, dass sie zum ersten Mal richtig, richtig gut gesungen ist. Ich habe auch geübt. Mir kann jetzt keiner mehr erzählen, dass ich nicht singen kann. Da muss ich mir mal auf die Schulter klopfen, denn ich glaube, jetzt kann ich echt gut singen, haha. Früher war es oft auf Tour so, dass ich ein bisschen Horror vor dem Singen hatte. Jetzt weiß ich, dass es viel mit Konzentration und sich gut fühlen zu tun hat. Wir haben an diesem Album viel länger, intensiver und konzentrierter gearbeitet, als an ‚Heute wird gewonnen, bitte‘. Wir wussten vorher viel besser, was wir machen wollten. Das liegt zum ganz großen Teil daran, dass wir wieder mit Niko gearbeitet haben. Das ist das erste Mal in der Bandgeschichte, dass wir mit jemandem gearbeitet haben, der vorher schon einmal dabei war. Es gab keine Kommunikationsschwierigkeiten, wir wussten schon, wie wir miteinander reden. Das ist der Knackpunkt beim Musikmachen im Studio: Du hast nur ein bestimmtes Budget, das heißt begrenzte Zeit, in der du das Optimale rausholen musst. Wir haben diesmal sehr gezielt an Sachen gearbeitet. Niko und ich hatten eine gemeinsame Vision. Die Songs sind innerhalb eines Jahres entstanden, wir haben sie diesmal nicht so kaputt geprobt. Ich habe im Prozess des Musikmachens gelernt, dass ich keine Lust mehr habe, vorsichtige Musik zu machen.“

Stichwort begrenztes Budget: Machst du jetzt nur noch die Band?

„Wir haben alle noch Jobs nebenher. Ich habe meinen aber jetzt gekündigt und versuche, nur noch die Band zu machen, wobei ich aber auch andere Sachen machen möchte, wie zum Beispiel Soloauftritte und Lesungen, womit ich bereits angefangen habe. Ich habe vor, jetzt nur noch Musik zu machen.“

Da hast du keine Angst um deine Miete?

„Wenn ich richtig drüber nachdenke, schon, aber ich bin mit der Gabe gesegnet, nicht so viel über so was nachzudenken. Ich habe vor zehn Jahren Abi gemacht und seitdem nie irgendetwas Seriöses gemacht. Ich habe nie studiert, nie in die Rentenkasse gezahlt. Normalerweise müsste ich mir Sorgen machen, weil ich seit zehn Jahren unter der offiziellen Armutsgrenze lebe, aber mir geht es gut, ich habe alles. Ich bin sehr froh darüber, dass ich mir da nicht so einen Kopf mache. Ich müsste es vielleicht, tue es aber nie, und das funktioniert.“

Welche Rolle spielt Universal, ist das nur euer Vertrieb?

„Universal ist unser Label, sie machen nicht nur den Vertrieb. Wir hatten die Platte komplett fertig, als sie an uns herangetreten sind. Ich hatte nach den mäßigen Resonanzen nach dem Verschicken der Vorabaufnahmen mit gar nichts mehr gerechnet, und dachte, die Platte erscheint wie immer auf unserem Label Huck’s Plattenkiste. Es war alles fertig, inklusive Veröffentlichungstermin. Dann erst kamen Universal ins Spiel. Das war natürlich cool für uns. Wir hatten echt Glück: Bei Universal sitzen gerade super Leute. Die, mit denen wir da zu tun haben, haben uns aus den richtigen Gründen gesignt, glaube ich. Wir haben uns mit ihnen über fast gar nichts gestritten. Klar, gab es einige vertragliche Dinge, aber beim Kreativen lagen wir auf einer Wellenlänge. Dieses Schwarz-Weiß-Bild von wegen ‚böses Majorlabel‘ hat man ja eh schon ein bisschen abgelegt, aber dass es so easy wird, hätten wir nicht gedacht. Auch die Kleinigkeiten liefen gut: Wir sagten, dass wir auf einen Kopierschutz auf der CD keinen Bock haben, und jetzt gibt es keinen Kopierschutz auf der CD. Das ist für ein Majorlabel relativ ungewöhnlich, aber es war kein Kampf, das durchzusetzen. Es gibt viele solche Beispiele, deswegen bin ich sehr glücklich mit unserer Entscheidung. Der Vertrag gilt optional für weitere Alben.“

Was hat es mit der englischen Version des Albums auf sich? Was haben Ingo Knollmann von den DONOTS und sein in Japan gegründetes Label Solitary Man Records damit zu tun?

„Ingos Label war der Aufhänger dafür. DONOTS sind ziemlich groß in Japan, richtige Rockstars, und er will das nutzen, um dort befreundete Bands rauszubringen. Er macht jetzt DOVER und BEATSTEAKS, hat einen Sampler veröffentlicht, wo auch zwei Songs von uns auf Englisch drauf sind. Das ist echt super. Unser Manager Florian hat mich angerufen und gefragt: Könntest du dir grundsätzlich vorstellen, Songs von dem Album auch auf Englisch noch mal aufzunehmen? Ich habe sofort gedacht: Ja. Ich habe noch während des Telefonats angefangen, im Kopf Zeilen zu übersetzen. Es gibt noch kein Datum, wann und ob unsere Platte in Japan erscheint. Wir haben aber auf jeden Fall das komplette Album auch auf Englisch eingesungen, und das ist sehr gut geworden. Der Grund für uns ist ganz banal: Wir touren sehr gerne und wollen auch noch viel mehr mit der Band unterwegs sein. Immer auf Deutschland, Österreich, Schweiz beschränkt zu bleiben, ist dann ein bisschen wenig. Wir waren mit MILEMARKER zwar auch schon in England und Spanien, aber da muss man sich nichts vormachen: Wenn man die Texte nicht versteht, ist man nicht so drin. Wie viele Bands, die nicht deutsch oder englisch singen, hörst du mit Herzblut? Das ist das Ding, und ich kann das auch gut verstehen. Jetzt hoffen wir natürlich, dass das auch funktioniert. Ich habe einen starken Bezug zur englischen Sprache. Ich war mal sehr gut in Englisch, und ich rede auch gerne Englisch, und deshalb hat es auch sehr viel Spaß gemacht, die Texte zu übersetzen. Klar ist aber, dass sie original auf Deutsch geschrieben sind. Wenn ich an unsere Songs denke, dann natürlich an unsere deutschen Texte. Aber ich will auch in einer anderen Sprache keinen Scheiß abliefern, es ist ja nicht alles sprachbezogen, es geht mir ja nicht um die Rettung der deutschen Sprache, sondern darum, was Vernünftiges zu singen, um die Qualität. Wir haben darauf geachtet, dass die Texte für sich stehen können. Wenn sich etwas nicht übersetzen ließ, haben wir es weggelassen und andere Sachen gemacht, wobei wir einige witzige und gute Gimmicks eingebaut haben. Vom ‚Punkt 9‘-Text ist zum Beispiel sinngemäß gar nichts übrig geblieben, der Song handelt auf Englisch von Kommunikation und heißt ‚Lost in translation‘, was auch ein Querverweis auf einen hervorragenden Film ist.“

Wird es die englische Albumversion auch hier geben?

„Erstmal nicht. Ich denke, das verwirrt jetzt zu sehr. Was jetzt kommt, ist das neue MUFF POTTER-Album, alles, was darüber hinaus passiert, muss man dann sehen. Aber wahrscheinlich werden die Hardcore-Fans sie sich besorgen, wenn die englische Version erscheint, wahrscheinlich wird es sie dann auch hier geben. Mal gucken, vielleicht können wir das dann importieren oder so, haha.“

Mit dem politischen Song „Punkt 9“ bezieht ihr Stellung gegen nationalistische Tendenzen in der Popkultur und Gesellschaft. Wie geht ihr als viel tourende Band damit um, wenn ihr Bands begegnet, die auf der von euch kritisierten Schiene fahren?

„Bisher haben wir noch keine Konzerte mit MIA oder Peter Heppner gespielt. Ich weiß nicht, ob das passieren wird, wahrscheinlich eher nicht. Falls das passiert, stehen wir natürlich dazu, was wir in ‚Punkt 9‘ sagen. Es geht in dem Song nicht um Kleinkram, was MIA jetzt machen oder so. Ich bin da aber nicht so fundamentalistisch und denke, dass alle, die nicht meiner Meinung sind, Nazis sind. Ich stehe aber dazu, dass ich sage: Ey, was ihr da macht, ist echt hohl. Ich will nicht behaupten, das es alles Absicht ist, dass das alles Nationalisten sind, aber es ist mindestens ganz schön dumm, was sie da machen. Darum geht es. Der Text soll auch dann, wenn dieses Phänomen mal abebbt, und sich kein Schwanz mehr über MIA oder so unterhält, noch eine Bedeutung haben. Ich habe keinen Bock, tagespolitische Lieder zu machen, die in drei Jahren kein Mensch mehr nachvollziehen kann. ‚Punkt 9‘ hat für mich darüber hinaus Bedeutung. Es ist nämlich Schwachsinn, sich über seine Nation oder sogarsein Volk zu definieren, und es ist besonderer Blödsinn, so etwas im Popbereich zu machen.“

Zu „Allesnurgeklaut“ gibt es ein Comicvideo. Was hat es damit auf sich?

„Wir arbeiten schon lange mit dem Hamburger Aku alias Arne Kulf, zusammen, ein Zeichner und guter Freund. Er hat ein unglaublich gutes Comicvideo gemacht, das aber niemals im Fernsehen laufen wird, weil es darin ziemlich abgeht und das deshalb keiner zeigen wollen wird. Nicht nur das Video ist von ihm, er macht daraus jetzt einen 17-minütigen Kurzfilm, mit einer nachgezeichneten Lesung von mir. Es macht Riesenspaß, daran zu arbeiten. Mal gucken, wofür wir den verwenden werden, vielleicht für eine DVD. Ich möchte noch einmal betonen, dass wir bei dem Wechsel zu einer Plattenfirma – egal welche, wir hatten ja noch nie eine – unsere Leute mitnehmen konnten. Es war uns total wichtig, dass wir diesen riesigen Clan von Leuten und Freunden, die mit uns zusammenarbeiten, mitnehmen konnten. Als wir mit den verschiedenen Labels geredet haben, haben wir gesagt: Wir haben hier ein gesundes, kreatives Umfeld, mit dem wir arbeiten wollen. Wir haben keinen Bock, bei einem Label zu sein, bei dem ein Typ, der unsere Band überhaupt nicht kennt, Covervorschläge reinreicht. Das ganze Drumherum gehört zu unserer Band dazu. Wir machen nicht nur Musik, sondern mehr.“

Unter dem Gesichtspunkt des Persönlichen: Wie autobiografisch sind deine Texte, zum Beispiel „Antifamilia“, in dem du von verlorener Kindheit sprichst? Bist du ein positiver Mensch?

„Ich bin schon ausgeglichener als vor ein paar Jahren. ‚Antifamilia‘ ist ein sehr persönlicher Text. Ich fühle mich – um das Klischee zu gebrauchen – wie ein ‚self-made-man‘, denn ich glaube, das, was mir wichtig ist, habe ich mir selbst zu verdanken und beigebracht. Ich habe mir ein Umfeld geschaffen mit dieser Band und darüber hinaus im privaten Bereich, von dem ich denke, dass ich da nicht reingeboren wurde, sondern dass ich mir das selbst aufgebaut habe. Wenn ich an Familie oder an Zuhause denke, dann ist das zu einem ganz großen Teil MUFF POTTER. Deswegen ist es mir auch so wichtig. Ich hatte nicht eine total fürchterliche Kindheit, aber ich war schon sehr früh Außenseiter. In der Grundschule war ich als einziger Junge der Klasse nicht im Fußballverein und hing mit den Mädchen ab, was natürlich in der Grundschule das Uncoolste ist. Dann kam sehr früh die Musik: Pop, Metal und Punk. Das war der Bereich, in dem ich mich bewegt habe. Familie hat mir nicht viel bedeutet, und ich habe auch nicht unbedingt gute Erfahrungen damit gemacht. Das heißt jetzt nicht, dass ich Groll auf meine Eltern habe, aber im weitesten Sinne habe ich mich in meiner Familie nie wirklich zu Hause gefühlt.“

Deine Texte ziehen viel Substanz aus negativen Dingen. Welchen Stellenwert besitzt Humor in der Musik von MUFF POTTER?

„Ich glaube, dass wir eine sehr humorvolle Band sind. Wir haben sehr viel Spaß, finden vieles lustig. Wir denken nicht: Oh, wir sind eine ernsthafte Band, deshalb ist Spaß verboten. Wir scheuen uns nicht davor, auch mal Witze einzubauen. Ich erinnere gerne an ‚Los Stop Schade‘, was ein geklauter Witz von Otto ist. Aber klar, vieles bezieht sich auf negative Dinge, das habe ich schon sehr stark. Ich begreife die Welt, in der ich lebe, nicht unbedingt als besonders positiv. Deswegen möchte ich dem mit meiner Band was Besseres entgegensetzen – ob sie das jetzt auch anderen bedeutet, ist zweitrangig. Für eine bessere Welt, zumindest eine bessere Welt für mich selbst. Das ist natürlich eine Energie, die sich aus Negativem speist. Trotzdem: Auf der neuen Platte gibt es zwei positive Lieder – für mich zumindest: Das eine handelt von Musik – ‚Alles was ich brauch‘ – und das andere von Sex – ‚Wenn dann das hier‘. Das war nicht so geplant. Es ist mir irgendwann aufgefallen, dass es zwei positive Lieder auf der Platte gibt. Das passt sehr gut. Viel mehr Dinge würden mir auch gar nicht einfallen, zu denen man ausschließlich positive Sachen sagen kann. Das sind die zwei Dinge, die, wenn man sie richtig macht, einfach mal gut sind. Punkt.“

Wie weit reicht deine Selbstdefinition über die Band hinaus?

„Da denke ich nicht drüber nach. In MUFF POTTER steckt sehr viel von uns als Personen, ich denke, mehr als bei den meisten anderen Bands. Dadurch sind wir schon eine sehr persönliche Band. Natürlich bin ich nicht nur der Typ, der bei MUFF POTTER spielt, sondern eine eigenständige Person. Aber für mich war irgendwann klar, dass ich an diese Band glaube, und ich nur diese Band machen will. Deshalb hat das schon einen sehr, sehr hohen Stellenwert für mich.“

Bist du immer noch der Chef? Wie demokratisch sind MUFF POTTER inzwischen organisiert?

„Es ist natürlich unsere Band und nicht meine Band mit drei Hampelmännern. Aber es ist schon so, dass ich der Maniac bin, einfach deshalb, weil ich am meisten mache. Ich will mich um sehr viel kümmern. Das liegt aber nicht daran, dass die anderen nicht dürfen, sondern daran, dass ich den meisten Output habe. Dadurch, dass ich das einzige Gründungsmitglied bin, habe ich fast automatisch eine sehr dominante Stellung in der Band. Ich will die Band seit Jahren demokratisieren. Zum Beispiel versuche ich schon lange, unseren Schlagzeuger Brami zu überreden, Texte zu schreiben, denn er ist ein sehr kreativer und guter Songwriter, wenn er das denn mal aufschreiben würde. Für diese Platte hat es jetzt endlich geklappt, ‚Punkt 9‘ haben wir zusammen geschrieben, ‚22 Gleise später‘ hat er fast ganz alleine geschrieben. Es ist ein Prozess, der läuft. Ich will – auch für mich selbst – ein bisschen was abgeben, denn ich merke, dass es nicht gesund für mich ist, mich um alles kümmern zu wollen.“

Zwölf Jahre MUFF POTTER. Wie lange wird es euch noch geben?

„Ich glaube, uns gibt es noch eine Weile. Ich habe nie darüber nachgedacht, aber ich hätte auch nie gedacht, dass es uns überhaupt so lange geben würde. Was wir machen, fühlt sich sehr organisch an. Es wächst aus uns Vieren heraus, nicht von außen. Es steht dem nichts im Wege, dass es uns auch länger geben wird. Es gab auch mal eine Zeit, in der ich dachte, wenn es MUFF POTTER nicht mehr gibt, dann bin ich auch nicht mehr vorhanden, aber das ist jetzt nicht mehr so stark. Dadurch, dass wir jetzt organisatorische Dinge abgeben können, an Personen, denen wir vertrauen, bleibt viel Energie übrig, von der viel in die Musik fließt. Wir sind kreativ wie nie zuvor. Es entstehen mehr Songs, bessere Songs. Ich fange jetzt mit Lesungen und Soloauftritten an; insgesamt mache ich zur Zeit viele Sachen zum ersten Mal. Dadurch fühle ich mich sehr jung, wach und neugierig.“

MUFF POTTER werden vermutlich mit „Von wegen“ die bisher größte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bekommen. Wie sähe die Zukunft aus, wenn der Erfolg ausbliebe?

„Ich glaube, auch wenn wir die Platte selbst rausgebracht hätten, wäre MUFF POTTER weiter gewachsen. Ich wäre enttäuscht, wenn diese Platte weniger erfolgreich würde, als die letzte. Dabei weiß ich noch gar nicht, wie erfolgreich sie werden wird. Ich wäre enttäuscht, weil ich es nicht verstehen würde. Ich weiß, dass die Platte gut ist und dass es in Deutschland eine Band wie uns nicht gibt, dass es etwas Eigenständiges ist. Wir sind dafür selbstbewusst genug. Andererseits denken wir nicht: ‚Ey, jetzt haben wir ein dickes Label, jetzt sind wir eine große Band!‘. Klar, will ich erfolgreich sein, je erfolgreicher, desto besser finde ich es. Nicht um jeden Preis. Nur mit dem, was wir machen. Ich glaube an das, was wir machen. Und es freut mich auch für andere Bands, wenn ich sehe, dass sich gute Musik durchsetzt.“