Vor ungefähr fünf Jahren haben SCHROTTGRENZE mit dem Release von „Glitzer auf Beton“ ein neues Kapitel in ihrer fast dreißigjährigen Geschichte aufgeschlagen. Ein wesentlich politischeres, als wir alle es in der Vergangenheit von der Band gewohnt waren. Sie waren stets meisterlich darin, originelle Emo-Songs zu schreiben, die unweigerlich ihren Weg in die Herzen fanden, die das wollten. Mit diesem neuen Abschnitt in der Geschichte von SCHROTTGRENZE sollte bewiesen sein, dass der politische Anspruch und das emotionale Innenleben keinesfalls Gegenpole sind, die sich ausschließen. Dies ist die Quintessenz der queeren Trilogie, die nach „Glitzer und Beton“ und „Alles zerpflücken“ nun ihren Abschluss in dieser neuen Platte findet. Es gibt nicht nur Politik und Emotion, es gibt nicht nur männlich und weiblich, es gibt nicht nur hetero und homo und es gibt zum Glück nicht nur zwei, sondern drei Platten über ein so wichtiges Thema. Auf „Das Universum ist nicht binär“ wird Song für Song eindrücklich vorgemacht, wie emotional politisch Brisantes vorgetragen werden kann, wie politisch Gefühle sein können. Das wird bereits in dem rockig anmutenden titelgebenden ersten Song von Anfang an ersichtlich, dicht gefolgt vom zuckersüßen „Boomer Tränen“. Selbst im Fall des natürlich wichtigen, aber doch überaus drögen Themas „Bürokratie“ zaubern SCHROTTGRENZE aus dem vermeintlich Banalen einen strahlenden Hit. Es scheint immer völlig übertrieben und äußerst unwahrscheinlich, wenn Menschen enthusiastisch betonen, dass eine Platte nur Hits enthielte. Aber so oft „Das Universum ist nicht binär“ auch seine schillernden Runden durch die Anlage dreht, es ändert nichts an diesem Höreindruck. Dabei ist die Songgestaltung durchaus abwechslungsreich, wie zum Beispiel im Fall von „Emanzipation und Alltag“, das weniger euphorischen Pop-Punk als Basis hat, sondern zurückhaltende Indiebeats. Auch der Lovesong „Immer für mich da“ ist mit seinen tragenden Gitarrenmelodien nicht nur der aufkommenden Romantik wegen ein besonderer Moment der Platte. Doch Romantik ist nicht das, womit das „Das Universum ist nicht binär“ geschlossen werden soll. Wir gelangen zu einem einem überraschend wütenden und düsteren Ende mit dem Song „Lieber Regen“ und den drastischen Worten „Lieber Regen, bitte wegspülen. Alles fluten, alles abziehen“. Aber wer teilt nicht den Wunsch, dass der faschistische Abschaum mit dem Regen im Gully verschwindet? „Das Universum ist nicht binär“ mag düster enden, es markiert aber vor allem einen fulminanten und beinahe schon pompösen Abschluss der queeren Trilogie. Es bleibt von ganzem Herzen zu hoffen, dass keine lange Wartezeit bis zu dem nächsten tollen Hit aus dem Hause SCHROTTGRENZE vor uns liegt.
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