Die neue Platte. Der erste Song. Die erste Zeile nach dem ersten, furiosen Break. „Und ich halte nicht mehr an!“, singt Frontmann Richard. Es mag ein anderer Kontext sein, in dem sich dieses Stück, der „Soundtrack zum Aufprall“, bewegt.
Und trotzdem passt dieser Satz wie die Faust aufs Auge. Denn er ist exakt das, was diese Band seit 2010, dem Jahr ihrer Gründung, auszeichnet: KMPFSPRT sind losgelaufen damals und haben seitdem nicht einmal angehalten.
Zuerst kam die EP „Das ist doch kein Name für ne Band“ (2012). Dann veröffentlichten sie ihr schlichtweg umwerfendes Debütalbum „Jugend mutiert“ (2014). Und jetzt haben sie die zweite Studioplatte am Start: „Intervention“.
Auf der sind KMPFSPRT aus Köln kein Stück beliebiger oder langsamer oder weniger dringlich oder – um es zusammenzufassen – schlechter geworden. Im Gegenteil: Aus einer Stadt stammend, die von denjenigen, die außerhalb ihrer Grenzen leben, meist nur wegen deren Brauchtums-Mundart-Schunkelmucke wahrgenommen wird, werden KMPFSPRT einer als neu wahrgenommenen „Szene“ deutschsprachiger Punkbands zugerechnet.
Einer „Szene“, die sich derzeit solch großen Zuspruchs erfreut, dass manch ein Musikmagazin im Überschwang der Gefühle schon erstaunt schrieb „Punk lebt!“, als ob KMPFSPRT zu jenen neuen Vertretern eines uralten Genres gehörten.
Das ist natürlich grober Unfug, denn Punk war ja niemals tot. Und KMPFSPRT und all die anderen haben ihn nicht neu erfunden. KMPFSPRT haben sich vielmehr selber erfunden – und zwar als Band, der es offensichtlich völlig unmöglich ist, auch nur einen schlechten oder weniger mitreißenden oder „So lala“-Song zu schreiben.
Und diesbezüglich versagen sie auch mit „Intervention“ in positiver Hinsicht wieder auf ganzer Linie. Dieses Album klingt anders als „Jugend mutiert“. Es ist mitunter etwas weniger krachig.
Richard hat gelernt, mehr zu singen und weniger zu schreien. Einige Arrangements sind zurückgenommen im Gegensatz zum früheren, hier und da beinahe im Post-Hardcore zu verortenden KMPFSPRT-Punksport.
Aber das sind sehr gute, sehr passende und sehr wohlüberlegte Nuancen und keine über den Haufen geworfenen Trademarks. Außerdem: Wer sich seine Unangepasstheit und Kratzigkeit so herrlich bewahrt hat – in „Ich hör’ die Single nicht“ wird die Musikindustrie aufs Korn genommen, in „Antithese“ kotzt die Band gegen Rechts ab – und wer es schafft, einen Reim um die Wörter „Rassismus“ und „Lena Meyer-Landruth“ zu bauen, der weiß, wie es geht.
KMPFSPRT sind verdammt mächtig. Sie klingen verdammt zeitgemäß. Sie klingen wie eine Band, die genau weiß, was sie zu tun hat, um maximal zu wirken. KMPFSPRT sind zurück und zeigen allen anderen, was eine ordentliche, lang nachhallende PNKRCK-Harke ist.
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