Wenn Gitarrist David Schumann im Gespräch mit dem Ox euphorisch von seiner Freude darüber erzählt, dass der neue KMPFSPRT-Song „Das Ende aller Tage“ zuletzt bei Demos gegen rechts aus den Boxen dröhnte, dann sagt das viel über diese Band aus. Zum einen belegt es, dass sie extrem auf den Boden geblieben sind – trotz sich mehrender Festival-Slots. Trotz einer Popularität, die mittlerweile über die Szene hinaus reicht. Denn sich so ehrlich über eine kleine, aber umso wichtigere Geste freuen kann nur jemand, der zu schätzen weiß, wenn wiederum andere das, was er macht, schätzen. Zum anderen bedeutet es, dass KMPFSPRT als Band endgültig angekommen sind in den Sphären der Relevanz. Warum? Weil sie sich entgegen eigener Erwartungen – auch das ist im Interview nachzulesen – so ganz anders entwickelt haben, als sie es vorhergesehen hatten. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir damals gesagt hätten: KMPFSPRT sollen eine politische Band werden!“, betont David. Genau das sind KMPFSPRT aber jetzt. Und nicht nur das: Sie sind eine der politischen Bands hierzulande, die bedeutsam sind und denen man eben zuhört, wenn sie das benennen, was falsch läuft. KMPFSPRT werden von Album zu Album deutlicher. „Intervention“ war 2016 der erste Aufschlag in diese Richtung. Mit „Gajin“ und der textlichen Metapher zum gesellschaftlichen Ist-Zustand „Wie tragen schwarz, weil es dunkler nicht geht“ wurde es 2018 erstmals wirklich ernst. „Euphorie und Panik“ enthielt 2022 dann mit dem grandiosen „Schottergarten Eden“ die Ätz-Ode schlechthin an Schwurbler, Konservative und die mittlerweile weit nach rechts abgedriftete so genannte Mitte der Gesellschaft. Und nun, auf der neuen Platte, steckt die Ansage nicht nur schon im Titel: „Aus gegebenem Anlass“. Sie steckt auch in der Musik, die wieder rauher und, ja, punkiger ist als zuletzt. Und Punk ist Wut. Punk ist tiefe Enttäuschung über die Welt. KMPFSPRT wirken – dem Live-Einspielen der Songs im Studio oder welchem Umstand auch immer geschuldet – hier wütender als je zuvor. Zudem ist das Album auf eine Art die Fortführung der 2020 spontan auf einer 7“ eingestreuten Anti-Gentrifizierungs-Hymne „I hate Ehrenfeld“, die für Fans und Eingeweihte seinerzeit einen intensiven Hallo-Effekt darstellte mit all ihrer Gewalt inmitten einer herrlich geschmeidigen Hookline. Gewaltig und geschmeidig klingt nämlich auch „Aus gegebenem Anlass“. Ein Dutzend Songs. Ein Dutzend Statements gegen Nazis (besagtes „Das Ende aller Tage“) und Wegsehende („Trugschluss der Dummen“), für das auch nach Jahrzehnten noch wichtige und richtige Einstehen für die eigenen Überzeugungen („Fast eine Jugend“), gegen Gleichgültigkeit („Sonne mit Zähnen“) und für den unbedingten Glauben daran, dass doch noch nicht alles verloren ist („Hana-bi“). Und nicht zuletzt auch ein Dutzend, ja, Hits.
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