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COMEBACK KID

Heavy Steps

„Never trust a hardcore kid that never listened to punk!“ Diese Devise von Roger Miret (AGNOSTIC FRONT) passt perfekt zum Werk von COMEBACK KID, die unlängst ihr Herz für Punkrock wieder durch eine exzellente Coverversion des SNFU-Klassikers „Reality is a ride on the bus“ anlässlich eines Tribute-Samplers für den verstorbenen Sänger Mr. Chi Pig unter Beweis stellten. Vier Jahre und eine Pandemie nach ihrem letzten Album „Outsider“ von 2017 kommt mit „Heavy Steps“ jetzt der siebte Longplayer der Band aus Winnipeg. Und wer bislang noch keine Berührungspunkte mit den Kanadiern hatte, könnte dieses Werk ohne Probleme als Einstieg nehmen. Schon die ersten drei Stücke bilden die komplette Bandbreite des bandeigenen Soundkosmos ab. Das Titelstück „Heavy steps“ ist ein Breakdown-beladener Stampfer, gefolgt von „No easy way out“, bei dem man den Schweiß aus dem Feinripp von MADBALL-Sänger Freddy förmlich riechen kann. „Face the fire“ als drittes Stück wiederum fängt eine Euphorie und Melancholie à la STRIKE ANYWHERE oder GOOD RIDDANCE ein. Punkrock, Hardcore, Metalcore. Jeweils in einem Mischverhältnis, das die vom Hörer am wenigsten bevorzugte Variante das Gesamterlebnis nicht nachhaltig schmälert. Bei mir wäre das der Metalcore. Aber in dieser Mischung machen mir auch Nummern wie „Dead on the fence“ Spaß. Mich packt es immer am meisten, wenn die Brutalität ein bisschen rausgenommen und Andrew Neufelds keifender Gesang mit Melodien überzogen wird. „In between“ und „Standstill“ erfüllen genau dieses Kriterium, das auch schon den COMEBACK KID-Überhit schlechthin, „Wake the dead“, ausmachte. Als Gäste eingeladen hat man sich dieses Mal Joe Duplantier von GOJIRA („Crossed“) und JJ von DEEZ NUTS und I KILLED THE PROM QUEEN („Everything relates“), was einerseits künstlerisch interessant ist und andererseits eine Tür für neue Hörer:innen aufmachen dürfte. „Heavy Steps“ zeigt keine neuen Facetten, sondern ist die neue Version einer bewährten Formel. Und das meine ich im besten Sinne des Wortes. Einzig die visuelle Darstellung ist anders. Die Videos zu „Heavy steps“ und „No easy way out“ sind witzig und selbstironisch. Jedenfalls tut Humor statt Rumgemännere Hardcore immer gut. Und da darf das Setting des Videos dann auch mal ein Kindergeburtstag sein. COMEBACK KID gelingt erneut der Spagat zwischen zwar verwandten, aber sich ein bisschen misstrauisch beäugenden Genres, indem sie den Kern lauter Stromgitarrenmusik freiklopfen: Wut und Leidenschaft. Egal, ob mit Moshparts, Breakdowns oder Moll-lastigen Uptempo-Riffs – die Szene braucht Bands, die anstatt auf ein tribalistisches Klein-Klein lieber auf das große Ganze verweisen. Das birgt das Potenzial, Konsensband zu bleiben. „Heavy Steps“ zeigt, dass von COMEBACK KID mit Album Nummer sieben ihren Zenit noch nicht überschritten haben.