Die GENERATORS aus Los Angeles zeichnen zwei Dinge aus. Erstens: Sie haben nie zur vorderen Reihe der Punkrock-Bands aus den USA gehört. Dabei gibt es das Quintett um Frontmann Doug Dagger bereits seit 1997.
Er und seine Kollegen kennen gerade die Szene an der Westcoast, die ja neben den Geburtsstätten London und New York das dritte Weltzentrum des Punk ist, aus dem Eff-Eff. Dagger war dort zuvor schon mit SCHLEPROCK unterwegs, kennt die Clubs zwischen Los Angeles und San Francisco in- und auswendig, hat sie unzählige Male bespielt.
Und Dagger hat der Welt allein mit den GENERATORS bereits zehn Alben geschenkt, die allesamt zum Besten gehören, was der California-Punk abseits des Flaggschiffs SOCIAL DISTORTION zu bieten hat.
Und damit wären wir bei Punkt zwei dessen, was bezeichnend für die GENERATORS ist: Sie waren trotz dieser Referenzen erstaunlicherweise nie erfolgreich. Aber: Sie waren auch nie beliebig.
Alben wie „The Great Divide” (2007) „Between The Devil And The Deep Blue Sea“ (2009) oder „Last Of The Pariahs“ (2011) sind aus Punkrock-Sicht geradezu Prototypen der Relevanz. Immer wieder beweist Dagger ein feines Gespür dafür, was um ihn herum nicht richtig läuft.
Weltpolitik, US-Politik, Gesellschaft, Szene, er selber als Mensch mit Fehlern – alles und jeder bekommt sein Fett weg. Und das unterlegt mit Melodien, die bestechend sind. Immer und immer wieder.
Das ist nun auf „Life Gives – Life Takes“ einmal mehr der Fall. Wobei noch etwas hinzukommt: Das elfte Studioalbum der GENERATORS ist ihr bestes seit langer Zeit. Vielleicht sogar das beste überhaupt.
Denn es geht – nach Momenten der Zurückhaltung und hörbaren Unsicherheit auf den vergangenen Platten – wieder zurück zum Ursprung, zurück zum rohen Streetpunk ohne Bremse, mit dem die GENERATORS einst begannen.
„Life Gives – Life Takes“ klingt dabei unglaublich reif in seiner Produktion. Und es ist hörbar das Album, mit dem sich Doug Dagger den Frust der vergangenen Dekaden von der Seele schreibt.
Im Interview mit dem Ox sagt der Frontmann, dass er lange Zeit sehr nah dran war an der Selbstzerstörung. Dass es nicht gut aussah für ihn. Dass jenes Leben, dessen Grundregel des Nehmens und Gebens er jetzt mit dem Albumtitel endlich als selbstverständlich hinnimmt, ihn beinahe aus der Bahn geworfen hätte, wie so viele Freunde von ihm.
Jetzt aber spricht da ein Mensch, der nicht nur davon singt, wie er Zeuge und Opfer der Dämonen wurde, sondern auch, wie er sie besiegte („Neck and neck with death“, „My days are numbered“, „So sick of this“, „Critical condition“).
Die Katharsis brüllt er gleich im Opener „There’s gotta be a better way“ raus. Mit Punkrock, der so mitreißend ist, dass es – wäre es Pop – den ganzen Tag ununterbrochen im Radio laufen würde.
Nein: Beliebig waren die GENERATORS noch nie. Jetzt aber beginnt für sie die Phase der szeneinternen Unsterblichkeit. (Diese Band war auf der Ox-CD #114 zu hören)
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