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ARCHITECTS

For Those That Wish To Exist

Mit „For Those That Wish To Exist“ beantworten die Briten zumindest für sich selbst die Frage, was wir tun müssten, um den Fortbestand der Menschheit zu garantieren und den Planeten zu retten. Ganz leichte Kost also. Alles wie gehabt. Nachdem ihr letztes Album „Holy Hell“ an Dramatik kaum zu überbieten war und sich mit dem Leben sowie vor allem mit dem Tod auseinandergesetzt hat, ist es nun also ein verzweifelter Appell, doch bitte gemeinsam das Ruder herumzureißen. Im Albumtitel geben ARCHITECTS schon an, für wen sie diese neuen Songs geschrieben haben. Das hier ist emotionales Futter für die Seele all derer, die das Steuer nicht losgelassen haben und sich nicht in Lethargie verkriechen. Die 15 Songs sind vielmehr ein Signal an diejenigen, die immer noch den Mut aufbringen, für die gemeinsame, gute Sache auf die Straße zu gehen oder im Internet irgendwelchen Querdenkern oder Wutbürgern die Stirn zu bieten. Natürlich muss das auch wütend klingen. Schließlich gibt es genug, das gerade verdammt schiefläuft. Dabei werden angesichts unseres zerstörerischen Verhaltens gegenüber unserer Umwelt auch Fragen nach den Ursachen gestellt. Welche Rolle spielt Religion in diesem Zusammenhang? Können wir die Gier nach immer mehr und mehr noch irgendwie aufhalten? Wenn wir ehrlich sind, ist „For Those That Wish To Exist“ der perfekte Soundtrack für die eigene Bubble. Ja, wir verhalten uns wie Tiere und denken viel zu oft an uns selbst, so wie es in „Animals“ angesprochen wird. Und ja, es ist für uns alle ja auch irgendwie einfacher, nur irgendwelchen Schreihälsen hinterherzulaufen, wie es Sänger Sam in „Little wonder“ beschreit: „We can say how we all wanna be saved / But it’s easier to follow.“ „For Those That Wish To Exist“ ist also ein weiterer unbequemer Fingerzeig einer Band, die jedoch nicht nur mit geballten Fäusten versucht, die Welt zu retten. Es ist ein Album geworden, das die Relevanz von ARCHITECTS vor allem im Verhältnis zu den ähnlich großen BRING ME THE HORIZON noch einmal betont. Wo diese sich auf persönlicher Ebene immer weiter in Richtung Pop bewegen, sind sich die Männer um Schlagzeuger und Songwriter Dan Searle treu geblieben. Ähnlich wie PARKWAY DRIVE haben die Briten sich aber auch eine neue Offenheit gegenüber neuen Soundelementen bewahrt. So kommt es, dass die Dramatik der Platte durch Bläser und stellenweise auch ein ganzes Orchester noch unterstrichen wird. Auch die Gastsänger, unter anderem Sam Neil von BIFFY CLYRO, fügen sich stark ins Gesamtbild ein. Die Band sagt selbst, dass der Titel der Platte sich an die richtet, die nicht nur leben wollen. Er richtet sich an diejenigen, die sich eine bessere Welt wünschen und die, die die Kraft haben, etwas dafür zu tun. So klingt also der Soundtrack zur Erstürmung der Barrikaden einer modernen Gesellschaft.