Drei Jahre ist Frédéric Leclercq nun bei KREATOR als Bassist aktiv. Dabei war der Franzose sofort ein vollwertiges Mitglied der Essener Thrash Metaller, wie er uns im Interview zum neuen Album „Hate über alles“ verrät.
Frédéric, wie bist du 2019 bei KREATOR gelandet?
Ich kenne Mille jetzt seit 2002. Wir sind uns bei einem Konzert in Köln über den Weg gelaufen. Als ich noch bei DRAGONFORCE war, haben wir ständig auf Festivals zusammen mit KREATOR gespielt. Wir sind also in Kontakt geblieben und kamen gut miteinander aus. 2019 war ich bei DRAGONFORCE nicht mehr so zufrieden und wollte aussteigen. Das ist natürlich aber nicht so einfach. Du kannst nicht einfach eine Annonce in einem Magazin schalten. Ich habe also nur einer Handvoll Vertrauter davon erzählt. Ich denke, Mille hat das dann irgendwie mitbekommen. Er wusste, dass wir ähnliche Vorstellungen bezüglich der Musik haben ,und als der ehemalige Bassist ausgestiegen war, rief er mich an und fragte, ob es möglich sei, dass ich ein paar Shows in Chile einspringen könnte. Es war der Tag nach meinem Geburtstag. Haha, das ist wichtig für die Geschichte, denn als er mir schrieb, antwortete ich ihm ganz selbstbewusst, dass ich nicht für die beiden Konzerte einsteigen könne, weil ich gleichzeitig eine Tour mit DRAGONFORCE in den vereinigten Staaten zu spielen hätte, aber ich wäre an Bord, wenn das Engagement langfristiger Natur sei. Das war meine Vorraussetzung. Er stimmte zu und so wurde ich Mitglied bei KREATOR.
Nun hast du die beiden Shows in Chile schon erwähnt. Danach fanden jetzt nicht unbedingt viele weitere Konzerte statt ...
Stimmt, das war aber nicht mein Fehler! Wir sollten eigentlich mit LAMB OF GOD und POWER TRIP auf Tour gehen, eine Woche vor Beginn wurde aber alles gecancelt, aus den bekannten Gründen. Mittlerweile schon zum dritten Mal. Das Ganze passierte aber, jetzt muss ich mit meiner Wortwahl vorsichtig sein, im rechten Moment. Wir konnten so die Zeit nutzen, um an dem Album zu arbeiten. Mir war es immer noch möglich, nach Deutschland zu reisen, auch Sami konnte aus Finnland kommen und so konnten wir die Vorproduktion für das Album vornehmen.
Bist du immer noch „der Neue“? Auch wenn du nun schon knapp drei Jahre mit dabei bist?
Wahrscheinlich werde ich das immer sein, bis jemand anderes die Band verlässt und jemand neu dazustößt. Darauf hoffe ich aber nicht, denn die aktuelle Konstellation ist klasse! Ich fühle mich auch nicht wie „der Neue“, wenn wir zusammen unterwegs sind. Als wir für die beiden Konzerte in Chile geprobt haben, war ich schon ein bisschen nervös. Die Jungs haben mich aber gut aufgenommen und ich fühlte mich sofort wohl. Wir spielten „Violent revolution“ und ich sah, wie sie mich angrinsten. Ab dem Zeitpunkt lief alles wie geschmiert.
Wie warst du ins Songwriting involviert? Bei DRAGONFORCE warst du ja eine treibende Kraft.
Du musst deinen Platz in einer Band kennen. Ich möchte nicht irgendwo hinkommen und sofort das Kommando übernehmen, so bin ich nicht. Ich möchte aber auch nicht rumstehen und gar nichts tun. Sie wussten natürlich, dass ich Gitarre spielen kann, Dinge produziert habe und so weiter. Auch warnte ich sie, dass ich, wenn es um Musik geht, meine Meinung nicht für mich behalten kann. Wenn ich etwas zu einem Riff oder eine Idee sagen muss, dann sage ich es. Das fanden sie wunderbar. Manchmal fühlte ich mich während des Schreibens fast so wie ein Dirigent. Ich sagte, dass man dieses Stück vielleicht noch mal wiederholen sollte oder Ähnliches und das machten wir dann auch. Schon komisch für jemanden, der erst so kurz dabei ist. Sie vertrauten mir vollkommen. Während der Vorproduktion teilte ich mir ein Airbnb mit Sami und nach den Proben haben wir noch an seinen Soli weitergearbeitet oder noch ein paar Parts hier und da verfeinert. Im Intro sind sogar ein paar Gitarrenspuren zu hören, die ich aufgenommen habe. Das ist cool zu wissen, dass das Album mit meinem Picking anfängt, haha. Außerdem habe ich mit Mille zusammen den Song „Dying planet“ geschrieben. Am Ende zählt immer das Ergebnis. Es ist egal, wer was geschrieben hat. Es ist aber sehr erfreulich, dass die Band jemandem, der erst seit kurzem mit dabei ist, so viel Vertrauen schenkt.
Der Black-Metal-Touch bei „Dying planet“ ist also von dir?
Ja, haha. Die meisten kennen mich von DRAGONFORCE, aber ich habe auch eine Band namens SINSAENUM. Die macht eher Death/Black Metal. Das ist die Musik, die ich am meisten mag. Mille brachte für unseren Song einige Riffs mit und ich hatte sofort diesen MORBID ANGEL-Vibe. Dem wollte ich noch etwas hinzufügen und dieses dunkle Element noch ein bisschen verstärken. Gerade im Mittelteil gibt es Black-Metal-Momente.
Die erste Hälfte des Albums ist meiner Meinung nach typisch für KREATOR. „Hate über alles“ oder „Crush the tyrants“ könnten so auf vielen eurer Alben sein. Auf der B-Seite wird der Sound etwas experimenteller, vor allem bei Tracks wie „Conquer and destroy“, „Midnight sun“ und eben „Dying planet“. Ist das mit Absicht so angeordnet?
Ich glaube eher nicht. Wir hatten eigentlich nur „Hate über alles“ als Opener und „Dying planet“ als Abschlussstück gesetzt. Dazwischen war eigentlich alles möglich. Mille hatte schon von Anfang an immer wieder Ideen, wie die Songs angeordnet werden sollen. Ich glaube aber nicht, dass er die beiden Seiten mit Absicht unterschiedlich arrangiert hat. Ich glaube nicht einmal, dass wir in Seiten gedacht haben. Aber so wie du das sagst, macht es Sinn. Es gibt aber mit „Strongest of the strong“ auch schon an der fünften Stelle einen für KREATOR eher unüblichen Track, meiner Meinung nach. Es geht also alles ein bisschen ineinander über.
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