KREATOR

Phantom Antichrist

2009 konnten KREATOR mit „Hordes Of Chaos“ auch außerhalb der Metal-Szene (und -Presse) Aufsehen erregen. Ob wegen der Wahl von Moses Schneider als Produzenten, der nach wie vor mit Metal eigentlich nichts am Hut hat, oder wegen der Nebentätigkeit von Bandchef Mille Petrozza als so eine Art Ruhrpott-Kulturattaché oder auch bloß, weil KREATOR damit ihre wahrscheinlich beste Platte überhaupt gemacht hatten, die zumindest bei mir einen extremen Langzeittest überstanden hat und immer noch gehört wird.

Diese Aufbruchstimmung scheint bei den Essenern anzuhalten: neues Label (Nuclear Blast), wieder ein neuer Produzent (der Schwede Jens Bogren) und abermals ein wenig Feintuning bis Neujustierung in der Musik.

Natürlich heißt das bei KREATOR immer noch Thrash Metal (mit den sich seit einem Jahrzehnt eingeschlichenen dezenten Melodic-Death-Metal-Anteilen) und natürlich ist ihr 13. Album „Phantom Antichrist“ unterm Strich knüppelhart, aber so eine vordergründige Melodik, die teils richtig episch wirkt, scheint mir doch neu zu sein.

Die pure Durchschlagskraft und diese mitreißende Energie von „Hordes Of Chaos“ wird hier also nicht wiederholt; „Phantom Antichrist“ ist viel heterogener, noch musikalischer (das Gitarrenspiel von Mille und Sami Yli-Sirniö ist wieder der Wahnsinn!) und mit mehr Raum für Finessen, dadurch aber eben auch gebremster und nicht auf Anhieb umhauend.

Die Platte braucht Zeit, um zu wirken, gerade weil ganz offensichtliche „Hits“ fehlen, hat eine eingehendere Aufmerksamkeit aber definitiv verdient. Gerne auch wieder abseits der üblichen Zielgruppe.