WIRE

Document And Eyewitness

Das Dümmste, was man bei einem WIRE-Konzert tun kann, ist die Band zu provozieren, etwa durch unaufgeforderte Songwünsche oder gar die falschen. So nett die älteren Herren sind, geht ihnen was gegen den Strich, vergessen sie ihre Gentleman-Manieren.

Das ist heute so, und das war auch 1979/80 schon so, wie die Doppel-CD beziehungsweise -LP „Document And Eyewitness“ beweist, die wiederum eine bearbeitete und veränderte Version des ursprünglich 1981 erschienene Doppelalbums beweist.

Das enthielt Songs von zwei Shows von Juli 1979 und Februar 1980, und so, wie die Band sich zum Zeitpunkt der Konzerte bereits weit von ihrer frühen recht klassischen Punk-Phase entfernt hatte, so viel weiter war sie zum Zeitpunkt des Releases im Juli ’81.

Was das Punk-Publikum in der Notre Dame Hall und im Electric Ballroom zu hören wünschte und was es bekam, stand sich diametral gegenüber. Punk? Ja, aber nur in der Radikalität des Wunsches anders zu sein, als andere erwarteten.

Bei „Zegk hoqp“ etwa trifft seltsames Perkussiongezappel auf spitze Saxophon-Schreie, und wer damals „Kunstkacke!“ brüllte, der hatte, wenn er „12XU“ erwartete, natürlich recht. Auf den Aufnahmen sind die Publikumsreaktionen zu hören, ebenso Bandansagen, dazwischen Kommentare von alten Fans – dem Titel entsprechend.

WIRE haben ihr nicht einfaches Tondokument nun in überarbeiteter und erweiterter Form neu aufgelegt. Die Doppel-LP wurde auf Seite 4 um Single- und B-Seitentracks aus den frühen Achtzigern ergänzt, die Doppel-CD enthält ergänzend noch aufgearbeitete, bislang unveröffentlichte Proberaumsongs von damals.

In jeder Hinsicht Fanfutter – aber wer, außer Fans, kauft heute noch WIRE-Platten ...? Kommt mit Booklet mit ausführlichen Linernotes in Mikroschrift.