BABOON SHOW

The World Is Bigger Than You

Zwei Jahre auf ein neues Album warten zu müssen, ist eine recht ungewohnte Erfahrung für die geneigte BABOON SHOW-Hörerin, kamen diese bisher doch beinahe im Jahresrhythmus. Im März ist es soweit, mit „The World Is Bigger Than You“ schleudern uns die Schwed*innen nun zum siebten Mal ihre Schimpftiraden entgegen: „Oh what a feeling!“.

Die hard facts kurz und knapp: ebenso wie die drei bisher in Deutschland erschienenen Vorgänger wird uns „TWIBTY“ von Kidnap Records beschert. Parallel werden außerdem die im Frühjahr 2015 auf Kuba aufgenommenen „Havana Sessions“ veröffentlicht: einige ihrer altbewährten Stücke, die mit lokalen Musikern neu eingespielt worden sind.

Weiteres Namedropping in Sachen Produzenten, Tour-Support und dergleichen erspare ich mir an dieser Stelle, denn was letztendlich zählt, ist die Qualität der Musik und – meines Erachtens nach in der heutigen Gesellschaft mehr denn je – die der Botschaft.

Und diesbezüglich liefern THE BABOON SHOW Material vom Allerfeinsten. Zugegeben: musikalische Neuerfindung geht anders und auch die im Interview gedroschenen Phrasen in Bezug auf Castro und Guevara sind kritisch zu betrachten, nichtsdestoweniger ist jedes Album für sich ein musikalischer und textlicher Schlag in die Fresse.

Wenige wüten derartig über gesellschaftliche Missstände wie Sängerin Cecilia, allem voran über die vom Kapitalismus induzierte Arbeitsbesessenheit und -notwendigkeit. „Class war“ ist ein Opener, wie er nicht besser hätte gewählt werden können: nach diesen durchgepeitschten 1:50 ist die generelle Marschrichtung so dermaßen auf physische und psychische Furore ausgelegt, dass mensch sich schon in den zwei Zwischensongsekunden kurz verloren fühlt.

Dann geht es etwas weniger treibend, dennoch nicht minder mitreißend weiter. Der beim ersten Hören durchaus befremdlich wirkende Disco-Sound von „The hermit“ ist zwar auch später noch gewöhnungsbedürftig, in Verbindung mit dem Text in seiner psychedelischen Uhrwerkartigkeit jedoch durchaus passend.

Überhaupt sind es mal wieder die Texte, die in ihrer Schlichtheit und Ironie genau die Balance zwischen präziser Botschaft und Mitgrölparts finden: Kapitalismus, Sexismus – Potenzial, sich zu echauffieren, ist garantiert.

Bonuspunkt für die Feinfühligkeit des Sängerwechsels in „Dig on“ – denn eine Frau einen auch noch so ironischen Song über Neokolonialismus singen zu lassen, würde die (patriarchale) Wirklichkeit doch eher verzerren! Am Ende gibt es dann noch eine ungewohnt anmutende Kollaboration mit MANDO DIAO-Sänger Björn Dixård – kann mensch machen, stört nicht allzu doll.

Alles in allem: ein spitzenmäßiges Manifest. „High five with the guys“ haben sie schon lange nicht mehr nötig. Wann kommt endlich das Ox-Cover?!