BABOON SHOW

Foto© by Andreas Langfeld

Melodien und Melancholie

Mitte Oktober findet dieses Interview statt, Mitte Januar 2023 soll das Album erscheinen. Soll. Denn wenn etwas sicher war und ist im Musikgeschäft dieser Tage, dann die Unsicherheit, was Termine betrifft. Auf zugesagte Presswerkstermine gibt niemand mehr was, Lockdowns kamen und gingen, und ein neues Album der Schwed:innen THE BABOON SHOW war eigentlich schon vor zwei Jahren geplant, aber es kam anders. Und wurde anders. Nun ist „God Bless You All“ aber in Sicht und ich sprach mit Frontfrau Cecilia und Drummer Niclas unter anderem darüber, ob angesichts des Titels hier neuerdings christliche Botschaften zu erwarten sind. Niclas war per Zoom aus Berlin zugeschaltet, wo er zeitweise wohnt, und Cecilia saß in ihrem Büro im Stockholmer Stadtarchiv.

Cecilia, was machst du da für einen Job?

Cecilia: Ich bin hier für „Bewahrungsstrategien“ zuständig bei der Kreisverwaltung in Stockholm. Ich bin Archivarin, arbeite also mit Informationen und damit, wie sie wiedergefunden werden können. Und ganz wichtig: es ist keine Bibliothek, es ist ein Archiv. In einem Archiv arbeiten wir nur mit Originaldokumenten. In einer Bibliothek hat man gedruckte Kopien von etwas. Aber in einem Archiv bewahren wir das Original oder die ursprüngliche Datenquelle.

Ich sitze hier quasi auch in einem Archiv – im Regal steht mindestens ein Exemplar von jeder Ox-Ausgabe. Und als PDF existiert jede Nummer auch digital. All das findet sich auch in der Deutschen Nationalbibliothek, wie das staatliche Archiv hier heißt. Übrigens ist jeder Verlag und jedes Label verpflichtet, Belegexemplare dort abzuliefern, was nicht jedem kleinen Label gefällt. Wie ist das in Schweden?
Cecilia: Das haben wir auch in Schweden. Wenn man mehr als 1.000 Exemplare oder so druckt, muss man eines an die Nationalbibliothek schicken. Mich stört es nicht, dass unsere Tonträger in so einem Archiv landen. Ich wüsste nicht, warum das ein Problem sein sollte.
Niclas: Vielleicht packen sie ja mal eine unserer Platten in so eine Raumkapsel, die ans Ende des Universums fliegt, hahaha.
Cecilia: Ich bin der Meinung, dass es viel besser ist, wenn die Regierung oder der Staat sich mit dem Geld der Bürger um solche Dinge kümmert, anstatt es Privatunternehmen zu überlassen. Das ist meine grundlegende Meinung zu so ziemlich allem, etwa Gesundheitsfürsorge, Kinderbetreuung, Schulen, was auch immer. Ich möchte, dass sich die Regierung darum kümmert und nicht ein privates Unternehmen, das nur Gewinne machen will. Deshalb arbeite ich auch im öffentliche Sektor.

Damit sind wir schon mitten im Interview, weil das Gesagte schon eine Menge Themen berührt, die ihr auch als Band immer wieder angesprochen habt. Nun ist es aber auch so, dass aus der Punk-Szene heraus von jeher zwar einerseits Slogans wie „Smash the corporations!“ verbreitet werden, wütende Statements gegen die Großkonzerne. Andererseits heißt es aber auch oft „Smash the system! Smash the state! Against the government!“ Mir scheint, ihr habt euch da klar auf eine Seite gestellt. Wie kommt das?
Cecilia: Für mich ist es überhaupt kein Problem, wenn der öffentliche Sektor sich um die meisten Dinge kümmert, die die Menschen in unserer Gesellschaft brauchen. So sollte es auch sein. Und ich habe auch kein Problem damit, das öffentlich zu sagen, denn es ist meine Überzeugung. Was ich nicht mag, ist, wenn die Kontrolle über unser Leben in die Hände eines großen Unternehmens, einer Bank oder eines Investmentfonds gegeben wird. Wenn ich also sage, dass ich das System zerschlagen will, dann sage ich das nicht, weil ich den Staat oder die Regierung nicht mag. Ich möchte vielmehr, dass der Staat und die Regierung mehr Kontrolle übernehmen.

Niclas, du lebst sowohl in Deutschland als auch in Schweden. Du hast einen Eindruck von beiden Systemen, denn Deutschland ist immer noch ein bisschen anders als Schweden.
Niclas: Ja, aber so groß ist der Unterschied nicht mehr. Ich stimme Cecilia zu, dass der Staat an sich keine schlechte Sache ist. Ich würde nie sagen: „Smash the state!“Aber ich denke auch, man sollte den Staat dahingehend verändern, dass er die Menschen mehr unterstützt bei all dem, was in ihrem täglichen Leben wichtig ist. Also die Bereiche, auf die jeder von uns zwingend angewiesen ist, sollten Aufgabe des Staates sein, etwa Gesundheitsversorgung, Schulen, Elektrizität, Wohnen ...
Cecilia: ... der Zugang zum Internet. Jeder braucht den. Und jeder braucht einen Telefonanbieter. Warum soll man zwischen fünf verschiedenen wählen können, die alle nerven? Lieber nur einen, der zuverlässig funktioniert.

„Daseinsvorsorge“ ist im Deutschen der Begriff dafür und es gibt hier lange schon Diskussionen, in welchen Bereichen der Staat das in die Hand nehmen soll. In Berlin wurde in den Neunzigern ein riesiger Bestand an öffentlichen Wohnungen privatisiert, jetzt existiert der Plan, diese wieder in öffentlichen Besitz zu überführen.
Cecilia: Die Wohnungsnot ist auch in Schweden ein Thema. Es ist wirklich schwer, eine Wohnung zu finden, die man mieten kann. Wenn, dann muss man sie kaufen. Die meisten Leute, die ihre Wohnung gekauft haben, mieten sie gewissermaßen von der Bank, anstatt von einem staatlichen Unternehmen. Und ich verstehe nicht, warum das besser sein soll, denn selbst wenn man sie kauft, gehört sie einem nicht, weil man sie endlos lange abbezahlen muss. Und jetzt, mit der Inflation und allem, müssen viele Leute ihre derzeitigen Wohnungen verkaufen und versuchen, etwas Billigeres zu finden, denn da die Zinsen so stark steigen, können sie es sich nicht mehr leisten, dort wohnen zu bleiben. Es war eine ganze Zeit sehr billig, sich Geld zu leihen, also haben viele Leute Kredite aufgenommen, die sich das eigentlich nicht leisten konnten. Doch die Banken sagten: Ja, komm zu uns, leih dir was und du kannst diese schöne Wohnung haben, alles ist perfekt. Und nun werden die Zinsen immer höher, die Leute müssen ihre Wohnungen verkaufen – und die Banken profitieren. Es ist Irrsinn.
Niclas: Derzeit ist Schweden im Vergleich zum Rest der Welt eines der Länder, in denen die neoliberale Entwicklung am weitesten vorangeschritten ist. Es ist nicht mehr das Land, zu dem die Welt in den Siebziger und Achtziger Jahren aufgeschaut hat, als Schweden das Image hatte, der sozialste und gerechteste Staat der Welt zu sein. Das hat sich grundlegend verändert. Aber in der Mentalität und in der Vorstellung der Menschen in Schweden ist das immer noch so. Wir glauben immer noch, dass es so ist, aber es ist nicht mehr so. Uns werden also nie die Themen ausgehen, über die wir Texte schreiben können. Aber die Entwicklung in Schweden unterscheidet sich ja nicht vom Rest von Europa, überall haben die faschistischen Parteien Zulauf, wie zuletzt in Italien.

Und in Schweden. Bewaffnete Drogengangs und die zuletzt stark anwachsende Gewalt waren bei den Parlamentswahlen im September ein großes Thema. Wohl auch deshalb hatten die „Schwedendemokraten“ hier so einen Erfolg.
Cecilia: Ja, die sind nun die zweitgrößte Partei im schwedischen Reichstag.
Niclas: Immerhin haben sie keine Position in der neuen Regierung bekommen. Aber sie werden wohl die Debatte dominieren, wenn es um Migrationspolitik und die Innere Sicherheit geht. Das ist ziemlich übel. Selbst wenn sie nicht in der Regierung sitzen, selbst wenn sie nur auf 20% gekommen sind.
Cecilia: Aber sie werden großen Einfluss haben bei Abstimmungen zu diesen Themen.
Niclas: Die rechtsgerichtete kapitalistische Regierung kann also auf deren Unterstützung zählen.

Wenn so eine Partei so viele Stimmen bekommt – und in Deutschland ist das mit der AfD ja nicht anders –, spürt man bisweilen, wie die Einschläge näher kommen. Man ahnt, dass es auch im Familien- und Bekanntenkreis Menschen gibt, die so eine Partei wählen, auch wenn sie es vielleicht nicht offen zugeben. Oder es heißt, man habe ja nur „aus Protest“ für die gestimmt. Habt ihr entsprechende Erfahrungen gemacht?
Cecilia: Ja, auf jeden Fall.
Niclas: Ich habe viele Freunde in der Metal-Szene, aus der ich ursprünglich stamme. Versteh mich nicht falsch, ich will sie nicht schlechtmachen, von den meisten Leuten, die ich dort kenne, kann ich klar sagen, dass sie nicht rassistisch sind oder so. Aber viele sind frustriert und wollen, dass sich etwas ändert. Es scheint, als wäre ihnen nicht bewusst, in welche Ecke sie sich damit begeben. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll ... Nicht dass sie rassistische Sachen im Internet posten würden oder so. Aber man spürt, dass sie besorgt sind wegen der aktuellen Entwicklung, dieser zunehmenden Gewalt und den Schießereien auf offener Straße. Irgendwann überdeckt das alles andere und so wird schließlich auch gewählt.
Cecilia: In den steigenden Preisen für Strom und Gas haben die Rechten zuletzt natürlich auch eine Chance gesehen, sich zu profilieren. Wenn du auf dem Land lebst und ein Auto brauchst, stimmst du vielleicht eher für die Partei, die dir verspricht, dass sie den Benzinpreis nicht erhöhen wird – und nicht für die, die sagen, dass wir den Benzinpreis eigentlich verdoppeln müssten.

Was bedeutet das für euch als Band? Wie politisch seid ihr, wenn ihr vor einem einheimischen Publikum spielt, wenn ihr Ansagen auf Schwedisch macht? Ihr seid ja im Grunde eine Band, deren Shows eher eine positive Party-Atmosphäre verbreiten.
Cecilia: Wir sind keine Politiker:innen und es ist nicht unsere Aufgabe, den Leuten zu sagen, was sie denken sollen. Aber wir haben unsere Überzeugungen und wir machen kein Geheimnis daraus. Wir sagen immer, wofür wir stehen und was wir für richtig oder falsch halten. Und das ist eine klare Sache, sowohl bei unseren Live-Shows als auch auf unseren Platten. Da macht es auch keinen Unterschied, wo wir spielen. Wir können gar nicht anders. Und wer damit nicht einverstanden ist, braucht nicht zu unseren Konzerten zu kommen. Oder du bist damit nicht einverstanden, magst aber trotzdem unsere Musik? Das ist auch okay. Damit will ich nicht sagen, dass es okay wäre, wenn ein Haufen rechtsradikaler Rassisten bei unseren Shows aufkreuzt. Nein, natürlich nicht. Aber die würden wohl auch nicht kommen. Ich glaube also nicht, dass man mit uns 100% einer Meinung sein muss, um unsere Musik und unsere Shows zu genießen.
Niclas: Auf keinen Fall. Zuallererst sind unsere Konzerte eine gute Rockshow, es geht um Unterhaltung, es macht Spaß und ist voller Energie, so wie das eben sein sollte. Wenn man den Leuten in die Augen schaut und diese Magie spürt, genau das ist es, worum es geht. Natürlich geht es schon auch darum, dass man mitbekommt, was gesagt wird, doch man muss nicht mit allem einverstanden sein. Wir bekommen viele E-Mails und Nachrichten von Leuten, die etwa sagen, dass wir ihnen mit diesem oder jenem Song die Augen geöffnet haben, dass sie nun eine anderen Sicht auf ein Thema haben. Was wir tun und sagen, kann den Leuten sehr viel bedeuten.
Cecilia: Wie Niclas schon sagte, muss man, wenn man zu einer Show von uns geht, nicht zu 100% in allem mit uns übereinstimmen. Aber die Musik gemeinsam zu genießen und diese Energie zu fühlen, ganz egal, woher du kommst oder welches Geschlecht du hast, gibt dir das Gefühl dazuzugehören. Es kann schon ein „Augenöffner“ sein, das Gefühl zu haben, Teil von etwas zu sein.

Es ist für BABOON SHOW also weiterhin wichtig, sich klar zu positionieren?
Cecilia: Ja. Ich denke, es ist wichtig in diesen Zeiten, dass man seine Position beibehält und sich nicht mit der Diskussion mitbewegt. Was ich damit sagen will: Seit ein paar Jahren ist zu beobachten, dass sich die Grenze des Sagbaren mehr und mehr nach rechts bewegt hat. So dass es jetzt scheinbar „okay“ ist, über bestimmte Positionen zu sprechen, dass mehr von „die“ und „wir“ die Rede ist oder sogar faschistische oder rassistische Aussagen eher akzeptiert werden als vor zehn Jahren. Damals hätte so was heftige Reaktionen provoziert. Aber jetzt ist das „normal“. Und ich denke, es ist sehr wichtig, dieser Normalisierung nicht zu folgen und es weiter als etwas Abnormales zu betrachten, was es eben auch ist.

Rechte Strategen in Deutschland aus dem Kontext der AfD arbeiten seit Jahren genau daran. Also dass der öffentliche Diskurs immer weiter nach rechts verschoben wird durch entsprechende Themensetzung, durch Kommentare bei Social Media, durch Schlagworte – um das „Unsagbare“ sagbar zu machen.
Cecilia: Das geschieht Schritt für Schritt. Es fängt mit Kleinigkeiten an, und wenn die Leute sagen, okay, wir können darüber reden, geht man ein bisschen weiter, irgendwann wird auch das akzeptiert, und dann wird wieder ein bisschen mehr gefordert. Zum Beispiel, dass Homosexuelle nicht die gleichen Rechte haben sollten, Frauen nicht abtreiben dürfen, Geflüchteten dies oder jenes nicht erlaubt sein sollte, und wenn sie es doch tun, werfen wir sie sofort aus dem Land. Diese Art von Diskussionen sollte man niemals zulassen, man muss sie zurückdrängen. Das ist sehr wichtig.
Niclas: Viele Menschen fallen auf diese Argumente herein, aber es gibt auch immer noch genug von uns, die nicht damit einverstanden sind. Deshalb müssen wir aktiv bleiben.

Wir sprachen vorhin schon über das Image von Schweden als dieses neutrale, sozialdemokratische Land von Olof Palme. Und darüber, dass dieses Klischee längst schon nicht mehr stimmt. Aber zumindest war bis zum 24. Februar 2022 eines klar: Schweden ist – wie auch Finnland – neutral und kein Mitglied der NATO. Mit Putins Überfall auf die Ukraine hat sich das geändert, Schweden will jetzt dem westlichen Militärbündnis beitreten.
Cecilia: Da gehen bei mir beide Daumen nach unten.
Niclas: Der NATO-Beitritt ist die kurzsichtige Reaktion, um sich sicher zu fühlen. Ich bin dagegen, weil die NATO ein Aggressor ist, kein Beschützer. Es ist eine Kriegsmaschine, die für die kapitalistischen Interessen der westlichen Welt aufgebaut wurde. Es geht nicht darum, Menschen zu verteidigen. Viele NATO-Länder ziehen in anderen Länder in den Krieg, angeblich um den Menschen dort zu helfen, und dabei helfen sie nicht mal ihren eigenen Leuten. Nimm die Türkei und Erdogan ...

Der will Schweden erst in die NATO lassen, wenn das Land bereit ist, Kurd:innen an die Türkei zu ausliefern, die Erdogan des Terrorismus bezichtigt.
Niclas: Genau. Dabei hat Schweden noch nie Menschen in ihre Länder zurückgeschickt, die als politisch Verfolgte gekommen sind, eben weil sie dort unterdrückt wurden. Und jetzt sollen wir eine Diskussion darüber führen, Menschen auszuliefern? Das sind Menschen, die nie etwas Kriminelles getan haben. Sie haben sich einfach einer Organisation oder einer Partei angeschlossen, die von der Türkei auf eine Terrorliste gesetzt wurde. Erdogan ist ein kompletter Idiot und ein Diktator, aber jetzt hoffe ich, dass er mit seinem Veto Schweden davor bewahrt, der NATO beizutreten.
Cecilia: Wer weiß, was passieren wird. Wir werden wahrscheinlich nach seiner Pfeife tanzen. In Schweden sind Rede- und Glaubensfreiheit aber verfassungsmäßig garantierte Grundrechte. Und da kann uns auch kein anderer Staat reinregieren. Wenn wir diese Kurd:innen an die Türkei ausliefern sollten, käme das einer allgemeinen Einschränkung der Meinungsfreiheit gleich. Und das wäre gefährlich. Wobei ich mir auch manchmal wünschen würde, man könnte gewisse Einstellungen verbieten, weil sie einfach undemokratisch sind. Aber mir ist natürlich klar, das ist nicht der richtige Weg.

Reden wir über euer Album. Irgendwann war mal Ende 2020, dann der Herbst 2021 als Veröffentlichungsdatum geplant. Aktuell sind wir bei Januar 2023. Wie viel von dem Album war schon fertig, als der eigentliche Termin genannt wurde, wie viel habt ihr seitdem hinzugefügt und verändert?
Cecilia: Ich würde sagen, es ist 50:50 oder so ähnlich. Wir hatten den Release eigentlich für Ende 2020 geplant. Wir hatten beinahe alle Songs für ein Album zusammen, aber sie noch nicht aufgenommen. Aber dann haben wir einige Stücke davon „gemopst“, um sie mitten in der Pandemie als EP zu veröffentlichen, weil es ein blödes Gefühl war, die Sachen fertig rumliegen zu lassen, ohne zu wissen, wann wir sie rausbringen können. Und so haben wir uns also ein paar Stücke geklaut und nebenbei neue Sachen aufgenommen.
Niclas: Wir hatten überlegt, das Album trotz Corona zu veröffentlichen, denn wir wussten ja nicht, wie lange die Pandemie dauern würde. Aber dann haben wir gesehen, wie es befreundeten schwedischen Bands ergangen ist, die in der Zeit Platten veröffentlicht haben, die sind alle irgendwie unter dem Radar gelaufen. Das sind jetzt sozusagen deren Corona-Alben, die niemandem wirklich was gebracht haben. Deshalb haben wir uns unser Album für später aufgehoben. Aber wir haben dem neue Aufnahmen hinzugefügt und aus einigen Tracks der ersten Studiosession wurde Ende 2020 das Mini-Album „I Never Say Goodnight“. Anfang 2022 haben wir außerdem die „Oddball“-7“ mit der Comic-Beilage gemacht, um unseren Fans die Wartezeit zu verkürzen, bis was Neues kommt. Das Albums enthält jetzt also Songs aus zwei oder drei verschiedenen Aufnahmesesssions.
Cecilia: Der Comic sollte eigentlich 2020 als Bundle mit dem Album erscheinen. Es war schon fertig und wir wollten nicht, dass er irgendwann nicht mehr aktuell ist, wenn er noch länger rumliegt. Also haben wir beschlossen, ihn stattdessen zusammen mit einer 7“ herauszubringen. Wir mussten also unsere Pläne des öfteren ändern.
Niclas: Ich glaube, wir sind mittlerweile bei Plan F oder G, haha.
Cecilia: Wir wissen nicht einmal, ob Plan F oder G jetzt Bestand haben werden. Der Release von „God Bless You All“ wurde ja schon wieder ein paar mal verschoben, weil das Presswerk ein Problem hatte, dann kam noch ein Problem ... irgendwas ist immer! Wir hoffen aber, dass das Album jetzt am 30. Januar 2023 erscheint. Zumindest eine Sache, die wir von Corona gelernt haben: Du kannst erst sicher sein, dass etwas klappt, wenn es dann klappt. Und wenn es nicht klappt, ja, dann müssen wir noch ein bisschen warten.
Niclas: Dass wir die Veröffentlichung immer wieder verschoben haben, hat auch damit zu tun, dass wir glauben, wenn wir ein Album veröffentlichen, sollten wir damit auch auf Tour gehen. Und das wollen wir nächstes Jahr tun. Diesen Sommer gab es schon eine ganze Reihe Festivalauftritte und auch eine kleinere Clubtour. Es fühlte sich irre gut an! Wir müssen nun einfach hoffen, dass es weitergeht, dass es wieder möglich sein wird zu touren.

Wie viele Shows habt ihr sonst pro Jahr gespielt und wie viele 2022?
Niclas: Ich glaube, bis jetzt waren es etwa dreißig. Normalerweise waren es fünfzig oder sechzig. Das meiste, was wir mal in einem Jahr gemacht haben, waren etwas über siebzig Konzerte.

„God Bless You All“ – so heißt das neue Album. Ich bin Atheist ...
Cecilia: Ich auch.

Warum kommt „Gott“ dann im Titel und in einem Lied mit dem gleichen Namen vor? Und warum sieht das Cover aus wie ein Kirchenfenster?
Niclas: Also wenn du dir das genauer anschaust, erkennst du, dass es ein Pavian ist, der uns da im Hintergrund segnet.
Cecila: Das ist natürlich alles Ironie. „God Bless You All“ haben wir gewählt, weil wir denken, dass es ein sehr effektiver Titel ist, denn jeder kann sich dazu positionieren. „Gott segne euch alle“ – was bedeutet das? Worum geht es hier eigentlich? Für mich bedeutet es, wenn man etwas verändern will, wenn man an etwas glauben will, dann muss man sich mit anderen Menschen zusammentun und etwas zur Lösung des Problems beitragen. Man kann nicht einfach herumlaufen und nur auf Gott vertrauen: Oh, diese Leute haben nichts zu essen, Gott segne sie! Denn das ändert nichts, sie werden verhungern. Man muss also etwas tun. Und für mich verweist der Titel auch auf andere Dinge, an die wir heute glauben: Wir glauben an Geld. Wir gehen ins Casino, das ist wie ein Gottesdienst für manche Menschen. Wir gehen ins Stadion, um ein Fußballteam anzufeuern. Für viele ist das auch eine Art von Religion. Musik kann diese Rolle auch einnehmen. Dann sind wir als THE BABOON SHOW deine Götter. Ich will mich nicht über Leute lustig machen, die an Gott glauben, doch in vielen Kulturen ist es so, dass man über Religion gar keine Witze machen darf, man darf sie nicht infrage stellen. Aber ich finde, dass es wichtig ist, das zu tun, weil ich denke, dass wir irgendwie selbst mehr Kontrolle übernehmen müssen. Wir können nicht einfach nur irgendetwas anbeten, egal ob es Religion ist oder ein Fußballteam oder Geld. Wir müssen also aktiv werden, statt nur an etwas zu glauben.
Niclas: Keine Sorge. Wir sind immer noch Atheisten und Sozialisten.

Gut, dann werdet ihr eher nicht auf dem nächsten Katholikentag spielen.
Cecila: Ich bin mir sicher, dass man uns auch nicht einladen wird. Aber uns ist schon bewusst, dass wir uns mit so einem Titel und solchen Aussagen auch Feinde machen können. Schweden ist ja ein sehr säkulariert, aber etwa in Südeuropa haben viele Menschen noch eine enge Beziehung zu ihrer Religion. Es könnte sein, dass sich irgendwer darüber aufregt, aber wir werden sehen. Aber es wäre okay, denn es könnte der Anfang einer Diskussion sein und das ist genau das, was wir wollen.

Aktuell gibt es im Iran einen Aufstand gegen eine sehr konservative Form des Islam. In den USA sind religiöse Fundamentalisten sehr aktiv. In Indien sind manche Hindus sehr extrem. Viele Menschen nehmen Religion also sehr ernst. Wir haben das Glück, dass wir in mehr oder weniger säkularen Ländern leben. Wir können einfach Atheisten sein: Scheiß auf jede Religion. Ich glaube an nichts. Woanders würden einen die Glaubenshüter vielleicht umbringen, wenn man so was sagt.
Niclas: Deshalb sollte man Religion und Staat immer trennen. Es sei jedem und jeder freigestellt zu glauben, was er oder sie will. Wenn jemand in die Kirche gehen möchte, soll er oder sie das tun. Aber Religion darf niemals eine Macht sein, die den Menschen vorschreibt, wie sie ihren Alltag zu leben haben. Genau das ist es aber, was im Iran passiert. Dort diktieren greise bärtige Männer jungen Frauen, wie sie sich kleiden sollen und wie sie zu leben haben. Sie verstecken ihre Machtgelüste hinter der Religion. Es ist furchtbar. Und ja, wir haben diesbezüglich großes Glück, wie du schon sagtest. Wir haben Redefreiheit und können – im Rahmen der Gesetze – alles sagen, was wir wollen.

Als Atheisten vergessen wir bisweilen, dass unsere Musik, dass Rock’n’Roll seine Ursprünge in der schwarzen, religiösen Musik der US-Südstaaten hat. Und wie man das von manchen Gospelpredigern kennt, die sich völlig in Rage und Verzückung versetzen können, verwandelst auch du dich auf der Bühne, Cecilia, und wirkst wie die Anführerin eines Kultes. Das hat also durchaus eine religiöse Konnotation.
Cecilia: Dessen bin ich mir völlig bewusst. Wenn ich darüber nachdenke, was ich da so mache, ist es überwältigend und vielleicht sogar ein bisschen beängstigend. Ich erkenne, dass ich in der Lage bin, etwas Gutes zu tun, nämlich Menschen glücklich zu machen und miteinander zu verbinden. Und man kann in dieser Rolle auch Botschaften vermitteln, aber sie sollten immer auf Idealen wie Freiheit oder Liebe basieren, niemals auf Hass. Hass zu verbreiten, ist nie eine gute Idee, auch wenn ich mal Hass für etwas empfinde. Ich muss das nicht an andere Leute weitergeben, denn es ist eine verantwortungsvolle Position, wenn man auf der Bühne steht und die Aufmerksamkeit aller zu genießen. Ich bin ja als Mensch nicht perfekt, ganz im Gegenteil. Ich mache Fehler, ich täusche mich. Ich möchte also nicht, dass die Leute mich oder uns auf eine Art Sockel stellen, und ich möchte auch kein Vorbild sein für andere.

Niclas, wie erlebt ihr als Band Cecilias doch immer wieder beeindruckende Aktivitäten auf der Bühne oder beim Crowdsurfen im Publikum?
Niclas: Cecilia versprüht auf jeden Fall die meiste Energie von uns allen. Sie ist die ganze Zeit in Bewegung. Manchmal ist sie wie in einer anderen Welt und kann sich nach den Shows kaum noch an das erinnern, was sie da gemacht hat. Die Leute nehmen uns als vier verschiedene Charaktere wahr. Wir haben alle unsere Rolle und ergänzen einander. Wir haben schon öfter gehört, dass wir auf sie wie eine Gruppe von Comic-Helden wirken.

Deswegen auch der beigelegte Comic zu der EP.
Cecilia: Genau. Ich stimme Nicholas zu, und ich denke, dass wir uns gegenseitig ideal ergänzen. Wir sind vier starke Individuen und keiner von uns würde gut funktionieren, wenn die anderen nicht da wären. Natürlich bekomme ich die meiste Aufmerksamkeit, weil ich die Leadsängerin bin. Aber ich würde sagen, wenn man zu vier Shows von uns geht und sich immer auf eine:n andere:n von uns konzentriert, kann man feststellen, dass jede:r einzelne von uns eine Menge Verrücktheit und Energie ausstrahlt, aber auf ganz unterschiedliche Weise.
Niclas: Für einen Schlagzeuger ist THE BABOON SHOW eine großartige Band. Meist bekommen Schlagzeuger kaum Aufmerksamkeit, aber ich hier schon. Und das sagt viel aus über das Gemeinschaftsgefühl, das wir in der Band haben und das wir auch auf die Bühne bringen. Wir interagieren sehr viel miteinander. Alle haben ihren Part und jede:r macht ihn gut.

Cecilia, wenn ich dich jetzt in deiner beruflichen Umgebung sehe, wirkst du völlig anders als die Cecilia von der Bühne. Wie reagieren deine Kolleg:innen bei der Arbeit auf das, was sie bei YouTube sehen oder live, falls sie mal zu einer Show von euch kommen?
Cecilia: Da ist natürlich eine gewisse Neugier, und meine Kolleg:innen wissen, dass es mir super viel Spaß macht und alle sind sehr hilfsbereit. Mein Arbeitgeber beurlaubt mich von der Arbeit, wann immer ich will. Ich bin also in der perfekten Situation, die Sicherheit eines Jobs mit der Band verbinden zu können. Bei der Arbeit nehme ich alles sehr genau, auch wenn ich vielleicht etwas offener und direkter im persönlichen Umgang bin als meine Kolleg:innen, aber ich glaube, das ist eine grundsätzliche Charaktereigenschaft von mir. Im Allgemeinen sind Menschen, die in Archiven arbeiten, nicht immer die temperamentvollsten. Einige Kolleg:innen kommen auch mal zu unseren Shows oder stellen interessierte Fragen zum Touren und so. Tatsächlich kann ich viele meiner Fähigkeiten aus der Arbeit für die Band nutzen und umgekehrt. Arbeit und Band ergeben eine gute Kombination, und es tut mir gut, einerseits einen Job zu haben, der sehr mit der Realität verbunden ist, und andererseits das Chaotische und Impulsive des Bandlebens.

Als ich mir das neue Album anhörte, brauchte ich ein paar Durchläufe, bis es mich packte. Was ist neu, was ist anders diesmal? Und wie hat es sich ausgewirkt, dass ihr es, wie ihr vorhin erzählt habt, mehrfach überarbeiten musstet?
Niclas: Hmmm, was ist anders? Keine Ahnung. Man kann durchaus hören, dass wir es sind, THE BABOON SHOW. Wir haben dieses Mal vielleicht noch ein bisschen mehr auf Melodien gesetzt. Und wir benutzen auch einige Instrumente, die wir vorher nie verwendet haben, zum Beispiel gibt es einen Keyboardpart in „Reason to go on“.

Ach ja, die radiofreundliche Ballade, haha.
Cecilia: Genau.
Niclas: Wir haben da diesen ALPHAVILLE-Synthesizer im Refrain, der den ganzen Song unglaublich aufwertet. Ich liebe diesen Part! Das Gute an THE BABOON SHOW ist ja, dass es keine Regeln gibt. Natürlich haben wir ein paar Fans, die bei Konzerten nach den alten Songs verlangen, aber wir haben uns mit den Jahren zu einer völlig anderen Band entwickelt, auch wenn wir immer noch THE BABOON SHOW sind, mit den gleichen Ideen, der gleichen Art von Melodie, der gleichen Kritik an der Gesellschaft in den Texten. Aber musikalisch haben wir uns verändert. Die Energie entsteht nicht mehr nur durch die Geschwindigkeit und die Aggression. Heute kann es auch ein sehr wuchtiger Song sein, bei dem man diese Kraft spürt. Es ist also nicht so, dass wir älter und langsamer geworden wären. Wir haben uns einfach weiterentwickelt. Es ist eine gute Mischung entstanden, mit Songs, die auch auf dem „Radio Rebelde“-Album hätten sein können, aber auch ein paar new-wavige Sachen. So würde ich das beschreiben.
Cecilia: Ich denke, dass „God Bless You All“ im Vergleich zu unserem vorherigen Album etwas dynamischer ist. Darin würde ich eine Entwicklung sehen, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet hat. Wenn wir das Album schon 2020 veröffentlicht hätten, hätte es noch anders geklungen. Die Tatsache, dass wir es mehrfach verschieben und neue Aufnahmen machen mussten, hat den Sound natürlich beeinflusst. Es ist insgesamt dynamischer und es sind sogar mehr der etwas langsameren und melodischeren Nummern auf dem Album als typische THE BABOON SHOW-Songs.
Niclas: Wir sind alle große Fans von Melodien und Melancholie, und ich glaube, das kann man auf dem Album hören. Es ist aber eine Melancholie, die nicht bedeutet, die Dinge zu negativ zu sehen. Es ist ein schmaler Grat, diese Balance zu finden, aber ich denke, es ist uns sehr gut gelungen, wenn ich das sagen darf.

Die Begriffe, die mir in den Sinn kamen, sind Boogie- und Pubrock. SLADE, STATUS QUO, so was ...
Cecilia: Haha, einer der Songs hatte den Arbeitstitel „Boogie woogie“ ...

Ein Track wie „Have a party with me“ steht für einen weiteren Aspekt des Albums, nämlich die Eignung einiger Songs zum Partymachen.
Cecilia: Ja. Wir dachten uns, dass wir alle eine deprimierende Zeit hinter uns haben, man während der Lockdowns keine Leute treffen durfte, und da brauchen wir alle etwas, worauf wir uns freuen können und was uns Spaß macht. Und was ist da besser, als eine Party zu feiern? Das bedeutet nicht, dass man sich betrinken muss, sondern dass man mit Leuten zusammen ist, die man mag.
Niclas: Die EP „I Never Say Goodnight“ war ja ziemlich langsam, da wollten wir ein Album mit ein paar mehr Uptempo-Songs und auch ein paar Partynummern. Und bei „Have a party with me“ handelt es sich ja um ein Cover des alten schwedischen Rock’n’Rollers Eddie Meduza.

Dazu kurz etwas Wikipedia-Wissen: Eddie Meduza war ein 2002 im Alter von 54 Jahren verstorbener „Swedish burlesque raggar rocker and entertainer“. Ich schätze, in Deutschland hat noch niemand von ihm gehört.
Cecilia: Wir lieben seine Lieder, er ist eine schwedische Rock-Ikone und er war ein Genie als Songwriter und konnte grandiose Melodien schreiben . Aber er hatte eine Menge Probleme in seinem Leben, auch mit Alkohol. Er war auch ein missverstandenes Genie.
Niclas: Und er hat immer seine Meinung gesagt. Und dafür hat er sein ganzes Leben lang eine Menge Scheiße abbekommen. Aber er stand dafür ein und sagte: „Es ist eine Show, okay? Es ist alles nur Spaß, nehmt nicht alles im Leben zu ernst.“ Seine große Zeit hatte er in den Siebziger und Achtziger Jahren.
Cecilia: Die Leute hören seine Musik in Schweden heute wieder öfter als noch vor ein paar Jahren. Er hat jede Menge Fans und es kommen immer wieder neue hinzu. Er hat viele dieser Lieder mit eher „schmutzigen“ Texten gemacht, durchaus auch mal sexistisch. Viele Leute machen sich einen Spaß daraus, sie zu hören. Vielleicht sind das nicht seine besten Sachen, aber sie haben trotzdem sehr gute Melodien. Er hat eine Menge ganz verschiedene Sachen gemacht.
Niclas: Er war ein ziemlicher Provokateur. Seine ersten Demokassetten hat er selbst gemacht, und er hat Geld gesammelt, um Anzeigen dafür in den Zeitungen zu schalten. Der erste Bandname, den er hatte, war A. HITLER AND THE LUFTWAFFE ... Und er tat dies nur, um zu provozieren. Und natürlich wollten die Leute wissen, was es mit diesem Schwachkopf mit so einem Bandnamen auf sich hat. Er war kein Nazi oder so. Er war eigentlich ein großer Verfechter der Meinungsfreiheit, sozusagen. Aber es kam oft falsch rüber. Viele, viele Male ... Er war kein Punkrocker, aber er hat sich benommen wie einer. Er hat auch einige Punkrock-Songs geschrieben, aber er hat sich nie als Punkrocker bezeichnet.
Cecilia: Im Geiste war er ein Punkrocker. Er hat sich wirklich für alles eingesetzt, was man eigentlich nicht tun darf. Und er hat sich immer gegen das Establishment gestellt, sowohl was die öffentliche Meinung angeht als auch das, was man in der Musik machen darf.
Niclas: Er war ein Rebell.

Musikfans können ein scheues Reh sein: Sie reagieren sehr sensibel auf kleinste Veränderungen, von Begeisterung zu „Ja, aber irgendwie finde ich die nicht mehr so toll“ ist es oft nicht weit. „God Bless You All“ ist vielleicht euer rockigstes Album, ein ganzes Stück weg von den alten, deutlich punkrockigeren Sachen. Habt ihr Angst, diese Fans zu verlieren?
Niclas: Wir selbst denken nicht so darüber. Aber wir haben gemerkt, dass ein paar der alten Fans nicht mehr da sind. Gleichzeitig haben wir in den letzten Jahren viele neue gewonnen, die sowohl die alten als auch die neuen Sachen mögen. Und die meisten der alten Fans uns ja treu geblieben.
Cecilia: Ja, das würde ich auch so sagen. Ich fände es auch seltsam, wenn wir uns bei neuen Sachen ständig fragen würden, ob unsere alten Fans damit einverstanden sind. Wir wollen einfach gute Musik machen – Musik, bei der man etwas fühlt und die einem eine Gänsehaut beschert. Und wenn du das nicht magst, dann Pech für dich. Und es wird immer diese Spezialisten geben, die immer nur die ersten beiden Platten einer Band mögen, egal welche Band es ist.

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„God Bless You All“ - Song by song
„Made up my mind“

Cecilia: Das ist ein Lied über das Aufwachen und den Wunsch, etwas zu ändern. Manchmal braucht man Zeit, um zu lernen und zu wissen, was man denkt und um sich zu entscheiden. Aber egal, was passiert, es ist nie zu spät, seine Meinung über das, was richtig und falsch ist, zu ändern.

„God bless you all“
Cecilia: In dem Lied geht es um die menschliche Eigenart, an eine höhere Macht zu glauben und zu denken, dass diese die Probleme lösen wird. Egal, ob es sich um Gott, die Natur, Geld oder sogar einen Fußballverein handelt. Ich glaube an die Wissenschaft und an die Kraft des Handelns. Wenn du eine Veränderung willst, kannst du nicht nur darauf hoffen und dich auf andere verlassen. Denn wenn du das tust, wirst du am Ende wahrscheinlich enttäuscht sein.

„Midnight“
Niclas: Geschrieben während der Pandemie. Ein Lied über die Sehnsucht, mit Freund:innen feiern zu gehen. Wir sind nicht dafür gemacht, in Isolation zu leben. Zusammen macht es mehr Spaß!

„Gold“
Håkan: In dem Lied geht es um die Jagd nach Gold und Geld statt um die Jagd nach Freundschaft, Familie und darum, etwas Gutes für die Gesellschaft und die Menschen zu tun. Ich gebe dir mein Herz, meine Seele. Das sollte mehr wert sein als Gold. Aber so ist es überhaupt nicht. Derjenige, der die Taschen voller Geld hat, bekommt alles.

„Oddball“
Frida: Ein Lied, das den Kauz in dir feiert. Von uns vier Käuzen in der Band; wir grüßen alle Käuze da draußen!

„Rolling“
Cecilia: Ein energiegeladener Song, der dich zum Feiern bringt. Der Text hört sich vielleicht lustig an, aber in Wirklichkeit geht es um Überkonsum und Verschwendung. Bis heute neigen die Menschen dazu, nach Status und Ruhm zu streben, anstatt nach Freundlichkeit und zwischenmenschlichen Beziehungen.

„Reason to go on“
Frida: Es ist ein Lied über Hoffnung, wenn du dich hoffnungslos fühlst. Das hoffnungslose Gefühl, das dich überkommst, wenn du darüber nachdenkst, wie die Menschen unseren Planeten, die Tiere und auch einander behandeln.

„Groundhog Day“
Frida: Wie in dem gleichnamigen Filmklassiker mit Bill Murray in der Hauptrolle wachst du jeden Morgen auf und erlebst denselben Tag wieder und wieder. So kann sich die ganze Woche anfühlen und du kannst die Erleichterung des Wochenendes kaum erwarten.

„Have a party with me“
Håkan: Ein Cover des schwedischen Cruiser-Typen Eddie Meduza. Mach nicht zu viel Party, sonst endest du wie der gute alte Eddie. Er ist viel zu früh gestorben.

„Sands of time“
Niclas: Eine melancholische, aber dennoch energiegeladene Uptempo-Nummer. Was mache ich mit der kurzen Zeit, die ich als Mensch auf dem Planeten Erde verbringen darf? Wie will ich in Erinnerung bleiben, wenn meine Zeit abgelaufen ist? Will ich mein Leben damit verschwenden, Hass zu verbreiten, oder will ich die Dinge für mich und andere besser machen? Das ist etwas, das sich jeder manchmal selbst fragen sollte.

„Revolution Avenue“
Niclas: Das ist ein straighter Mitsing-Punkrock-Song darüber, dass man sich für eine Seite entscheiden muss. Der Refrain spricht für sich selbst. „I’m leaving without you, to Revolution Avenue!“

„Prisoners“
Håkan: Wir, die Menschen der Arbeiterklasse, sind die Gefangenen. Wir sind in Ketten gefangen, aus denen wir uns nicht befreien können. Wie hart wir auch arbeiten, wie sehr wir es auch versuchen, wir werden nicht frei sein, wenn wir uns nicht zusammenschließen. Aber die Arbeiterklasse war noch nie so uneins wie heute. Und das ist ein Masterplan, den die Kapitalisten entwickelt haben.

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Boybands suck!
Frida: Ich habe den Aufkleber schon über zwanzig Jahre. Meine frühere Band MELDRUM wurde oft als „Girlband“ bezeichnet – aber niemand nannte die männlichen Metalbands „Boybands“. Als ich den Aufkleber sah, habe ich mich verliebt, haha!“

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Timeline
2003: Die Freunde Håkan und Niclas treffen sich zu einer „Boys Night“ in Håkans Studio, trinken Bier, schreiben und nehmen ein paar Songs auf. Nur zum Spaß, aber da sie denken, dass die Songs zu gut sind, um das Ganze auf sich beruhen zu lassen, bitten sie ihre Frendin Cecilia, dazu zu singen. Das Ergebnis stellt sich als großartig heraus, und so beschließen sie, gemeinsam eine Band zu gründen. Cecilias Schulfreundin Helen schließt sich ihnen an als Bassistin an.

2004: Im Mai veröffentlichen THE BABOON SHOW ihre erste 6-Song-EP mit dem Titel „This Is It!“ als CD-R (2019 wird diese EP als 12“ neu aufgelegt.). Sie spielen ihr erstes Konzert im Stockholmer Punkclub Kafe 44.

2005: Auftritt auf dem damals riesigen Hultsfredsfestivalen in Schweden und Unterzeichnung des ersten Plattenvertrags beim schwedischen National-Label. Aufnahmen für das erste Album „Don’t Don’t Don’t“, das im Oktober veröffentlicht wird. Veröffentlichung des Musikvideos zur ersten Single „Boredom, boredom go away“.

2006: Aus dem Album wird die zweite Single „It’s a sin“ ausgekoppelt, dazu gibt es auch ein Video. Die Aufnahmen zum zweiten Album „Pep Talk“ beginnen. Das kommt im Mai auf National. Viele Konzerte in Schweden.

2007: Anfang des Jahres Aufnahmen für das dritte Album „Betsy’s Revenge“, das im Juni ebenfalls wieder auf National erscheint.

2008: Viele Auftritte in Schweden, dazu Touren in Finnland, Norwegen und Griechenland.

2009: Im Molotow an der Reeperbahn in Hamburg findet der erste Auftritt in Deutschland statt, es folgen die erste Deutschland- und Frankreichtour. „Frankreich war fantastisch!“, berichtet die Band damals, sagt aber auch: „Deutschland war nicht so gut ...“

2010: Bassistin Helen beschließt, die Band zu verlassen. Dennoch wird wie geplant ein neues Album aufgenommen. „Punk Rock Harbour“ wird im November veröffentlicht. Das erste Mal wurde mit Pelle Gunnerfeldt als Produzent gearbeitet. Die neue Bassistin heißt Lisa, die erste Show mit dem neuen Line-up wird im Juli gespielt, es folgen weitere in Schweden und Deutschland sowie in China.

2011: Im März werden THE BABOON SHOW zu einem Festival nach Kuba eingeladen. Es folgt die erste „richtige“ Deutschlandtour, ein großer Erfolg. Unter anderem spielen sie im Hafermarkt in Flensburg und treffen Alex von PASCOW und Kidnap Music, bis heute das deutsche Label der Band. „Punk Rock Harbour“ wird für Deutschland von Kidnap Music lizenziert.

2012: Mehr Shows in Deutschland, das zu einem zweiten Zuhause der Band wird.

2013: Anfang Februar Veröffentlichung des fünften Albums „People’s Republic Of The Baboon Show Formerly Known As Sweden“. Erneut wird die Band nach Kuba eingeladen, spielt diesmal auch Clubshows. Es folgen viele weitere Konzerte, unter anderem in Schweden, Dänemark, Deutschland, Dänemark, Tschechien ... Bassistin Lisa, verlässt die Band. Für sie kommt im Sommer Frida, zuvor Bassistin von LA PUMA und MELDRUM.

2014: Veröffentlichung des sechsten Albums „Damnation“ Anfang Februar auf Kidnap Music. Viele Konzerte in Deutschland, teils mit PASCOW, teils allein, teils als Support für DIE TOTEN HOSEN.

2015: THE BABOON SHOW gehen ins Studio, um ein neues Album aufzunehmen, und beschließen, es live eher entspannt anzugehen, also machen sie „nur“ eine Tour und spielen Supporttouren mit DONOTS und FEINE SAHNE FISCHFILET. Auf National erscheint „Havana Sessions“, wofür die Band eigene Songs gemeinsam mit kubanischen Musikern aufgenommen hat.

2016: Im Februar Veröffentlichung des Albums „The World Is Bigger Than You“ auf Kidnap Music, gefolgt von Touren durch Spanien, das Baskenland, Deutschland, die Schweiz, Italien, Tschechien und Schweden.

2017: Aufnahmen zum neuen Album „Radio Rebelde“. Die erste Single und das Video „Same old story“ werden veröffentlicht. Es folgen Shows unter anderem in Deutschland, Spanien und im Baskenland sowie Auftritte im Vorprogramm von BROILERS und DIE TOTEN HOSEN.

2018: „Radio Rebelde“ erscheint, in Deutschland wieder auf Kidnap, aber auch in Spanien auf HMFN und Filferro – Spanien ist neben Deutschland eine weitere „zweite Heimat“ für die Schwed:innen.

2019: Ein normales Jahr mit vielen Konzerten und ersten Planungen für ein neues Album.

2020: Der Plan: Erst im Frühjahr 2020 das neue Album aufnehmen, dann im Herbst der Release, eine Tour, Konzerte, Festivals, bis man nicht mehr kann. Doch es kommt anders ... Album und Tour werden auf Herbst 2021 geschoben. Zum Trost für die Band selbst und alle Fans erscheint Ende des Jahres die „I Never Say Goodnight“-EP (HFMN/Kidnap), eine einseitige bespielte 12“ mit einem Etching auf der einen und vier Songs auf der anderen Seite: dem schon im Juli vorab veröffentlichten „I never say goodnight“, „Which way will you go“ und „Some piece of peace“ sowie einer Akustikversion von „You got a problem without knowing it“.

2021: Corona.

2022: Im Frühjahr erscheint ... nicht das längst aufgenommene Album, sondern die „Oddball“-EP. Auf deren A-Seite zollen die vier Schwed:innen Eddie Meduza Tribut, covern dessen Song „Have a party with me“, auf der B-Seite ist „Oddball“ zu hören. Dazu kommt ein 20 Seiten starker Vierfarbcomic, den es nur hier gibt und der Anekdoten von der letzten Welttournee erzählt und eigentlich als Beilage des Albums gedacht war, aber das ... kommt ja dann erst später, im Januar 2023.

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Diskografie
„This Is It!“ (CD, Self-Release, 2004) • „Don’t Don’t Don’t“ (CD, National, 2005) • „Pep Talk“ (CD, National, 2006) • „Betsy’s Revenge“ (CD, National, 2007) • „Best Of“ (CD, National, 2009) • „Punk Rock Harbour“ (LP/CD, National/Kidnap Music, 2010) • „People’s Republic Of The Baboon Show Formerly Know As Sweden“ (LP/CD, Kidnap Music/National, 2013) • „Damnation“ (LP/CD, Kidnap Music, 2014) • „Havanna Sessions“ (LP, National/Cargo, 2015) • „The World Is Bigger Than You“ (LP/CD, Kidnap Music, 2016) „Best Of 2.0“ (CD, National, 2016) • „Radio Rebelde“ (LP/CD, Kidnap Music, 2018) • „I Never Say Goodnight“ (12“, HFMN/Kidnap Music, 2020) • „Oddball“ (7“, HFMN/Kidnap Music, 2022) • „God Bless You All“ (LP/CD, HFMN/Kidnap Music, 2023)