BABOON SHOW

Damnation

Ist Cecilia Boström eine Rabenmutter? Erst im Sommer 2013 hat sie ihr Baby zur Welt gebracht und keine neun Monate später stehen THE BABOON SHOW schon wieder mit neuem Album und Tour auf der Matte. Wie sie das mit ihren „Mutterpflichten“ unter einen Hut bringt, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich die Band als sehr fürsorglich und sympathisch kennen gelernt habe, mache ich mir diesbezüglich aber keine Gedanken.

Auch musikalisch muss man sich um die Schweden keinerlei Sorgen machen. „Damnation“ ist das bereits sechste Album seit der Bandgründung im Jahr 2003 und enttäuscht in keinster Weise. Das ist umso bemerkenswerter, als dass der Vorgänger erst 14 Monate alt ist und Cecilia in der letzten Zeit sicher auch andere Dinge im Kopf hatte als neue Songs zu schreiben.

Zehn Songs sind es geworden, erneut produziert von Pelle Gunnerfeldt, der bereits die letzen zwei Scheiben veredelt hat. Gleich beim Opener „The shame“ überkommt einen dieses wohlige Gefühl, daheim zu sein.

THE BABOON SHOW haben – nicht zuletzt wegen Cecilias eigenwillig heiserer Stimme – einen ganz eigenen Stil mit hohem Wiedererkennungswert, anders ausgedrückt: du erkennst diese Band sofort.

Natürlich ergibt sich daraus ein gewisses Risiko der Selbstwiederholung. Dieses Riff (haha) haben die Schweden bislang aber geschickt umschifft, was im Wesentlichen an ihren herausragenden Songwriting-Qualitäten liegt.

Die werden auch nicht dadurch beeinträchtigt, dass sich mit Lisa Bünger im Sommer 2013 erneut die Bassistin der Band verabschiedet hat und durch Frida Ståhl ersetzt wurde. Die ersten fünf Tracks sind allesamt Highspeed-Rocker inklusive aller klassischen BABOON SHOW-Trademarks: die stakkatohaften Gitarrenriffs von Håkan, inklusive regelmäßig extrem melodiöser Leadgitarre, die ungewöhnliche Melodieführung und Phrasierung von Cecilia sowie das sehr songdienliche Fundament aus Bass und Schlagzeug.

Insbesondere „The shame“ (mit Klaviereinsatz) und „Wake up“ entpuppen sich als veritable Hits. Mit „Lobby boy“, Song Nummer sechs, wird das erste Mal das Tempo gedrosselt: Über ein regelrecht stumpf und monolithisch dahinsiechendes BLACK SABBATH-Gedächtnisriff rotzt Cecilia ihren Hass auf Politiker in die Welt („Fuck that politician, piss off, you’re nothing but a murderer“).

Textlich wie musikalisch ein Instant-Hit. Im folgenden, in der Strophe ein wenig an AC/DC erinnernden „Jesus“ rechnet Cecilia mit JC und seinem Vater persönlich ab. Ich vermute mal, dass das Baby von Cecilia nicht getauft wurde ...

Danach kommen zwei weitere bandtypische Smasher, bevor mit dem über vierminütigen „Break another finger“ ein eher ungewöhnlicher, weil ruhiger und regelrecht beschwörender Abschluss gelingt.

Cecilia prägt den Song mit Sprechgesang, ehe ab Minute 2:40 Handclaps einsetzen und den Hörer aus dem Album rausgrooven. Insgesamt ist es eine, wie immer, überzeugende Scheibe, was die Frage aufwirft: Können TBS eigentlich auch durchschnittliche Songs schreiben? Bislang jedenfalls nicht und das wird sich hoffentlich auch nicht ändern.

(Diese Band war auf der Ox-CD #113 zu hören)