Schon wieder ein grandioses Album von DRUG CHURCH. Und schon wieder ist die Band um Sänger Patric Kindlon ein kleines Stück besser ggeworden. Mit „Prude“ werden die Amerikaner bei all denen offene Türen einrennen, wo sie nicht schon im Rahmen des letzten Albums „Hygiene“ oder dessen Vorgänger „Cheer“ alles aus den Angeln gehoben haben. Irgendwo zwischen TURNSTILE und QUICKSAND, aber ganz bestimmt eigenständig und irgendwie auch im 1990er-Style, setzt die Band aus Albany, New York ihre eigenen neuen Maßstäbe. Was hier zwischen dem Opener „Mad care“ und den letzten Zeilen „Too much time inside your own head / You lost sight of what it is“ (aus „Peer review“) abgefeuert wird, sucht im Moment sicher seinesgleichen. Ohne dass ich mich hier zu weit aus dem Fenster lehnen möchte, aber „Prude“ ist ein Statement-Album. Mit den zehn neuen Songs unterstreichen DRUG CHURCH, welche Position sie im Hardcore beziehungsweise Post-Hardcore ganz eindeutig innehaben. Fans von TITLE FIGHT, SOCIAL DISTORTION, TOUCHÉ AMORÉ und vielleicht sogar TEXAS IS THE REASON werden ihre absolute Freude an diesem Album haben. Im Interview in dieser Ausgabe sagt Kindlon dazu, dass er sich selbst nicht als Musiker sieht (diese Rolle übernehmen die anderen Mitglieder in der Band) und dass ihm beziehungsweise der ganzen Band wichtig ist, sich bei jedem neuen Album mindestens um 20% zu verbessern. Dass ihnen das gelungen ist, zeigen sie in Songs wie „Business ethics“, die so unfassbar druckvoll und verspielt rüberkommen. Und das garniert mit dem Augenzwinkern Kindlons, der die Dampfwalze mit seinen Texten immer in unvorhersehbare Richtungen bewegt. Es mögen „nur“ 20% Entwicklung zwischen den letzten beiden Platten liegen – dass DRUGH CHURCH ihren eigenen Sound gefunden, und ihn nun mal wieder perfektioniert haben, ist großartig zu hören. „Prude“ ist genau das, was Hardcore im Moment auszeichnet: Irgendwie besinnen sich aktuell ein paar Bands auf die 1990er und damit auch auf einige Grunge-Elemente, ohne dabei wie eine bloße Kopie oder Reminiszenz zu klingen. Es ist faszinierend, wie viel man aus energetischen Powerchords herausholen kann, ohne sich offensichtlich zu wiederholen. Hier wird das Rad nicht neu erfunden, es werden nur dickere Felgen aufgezogen. Welche, die schön blinken, damit endlich jeder Mensch mitbekommt, was für eine grandiose Band DRUG CHURCH doch sind. „Prude“ reiht sich in eine illustre Liste aus grandiosen Alben ein und spielt damit mindestens in einer Liga mit „Shed“ (TITLE FIGHT), „Lament“ (TOUCHÉ AMORÉ) und „Start Today“ (GORILLA BISCUITS). Es ist ein Album, das eindrucksvoll unterstreicht, dass man innerhalb von zehn Songs sowohl alles erzählen, als auch gleichzeitig wieder Lust auf mehr machen kann. Danke DRUG CHURCH! Das hat richtig gut getan!
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