MOTÖRHEAD

Overkill

Am 24. März 1979 erschien mit „Overkill“ das zweite MOTÖRHEAD-Album, das nun mit leichter Verzögerung anlässlich seines vierzigsten Releasegeburtstages mit einer Premium-Vinylneuauflage geehrt wurde. Von den Originalbändern wurde dafür mit halber Geschwindigkeit ein neues Master gezogen, doch wie viel real oder imaginiert besser das nun klingt, ist eine akademische Diskussion.

An solch ikonische Alben hat jeder seine persönliche Erinnerung, und die dürfte im geringsten Maße davon geprägt sein, dass man sich einst eventuell nur eine billige und in vielen Fällen tatsächlich schlechtere Italien- oder Spanien-Pressung leisten konnte.

Nun, mit dem Alter steigen die Ansprüche, die Kompaktanlage von Schneider oder Fisher ist längst einer teuren Komponentenanlage gewichen, und da mögen solche master- und presstechnischen Finessen in den Vordergrund rücken.

Abgesehen davon, dass man sich selbst gegenüber ja die Investition in ein Album, das man schon als LP und CD im Regal stehen hat, irgendwie rechtfertigen muss. Mehr solcher Gründe gefällig? Das Album kommt gebunden wie ein Buch daher, so dick und schwer wie früher der Weltatlas in der Schule, und nach den Texten – jeder auf einer eigenen Seite –, bei denen man sich in Erinnerung rufen kann, dass in „Overkill“ die Live-Präsenz der Band postuliert wurde, folgen reich mit Archivfotos illustrierte Anekdoten des damaligen A&R-Manns Howard Thompson, der erinnert, wie kurz vor der Auflösung Lemmy und Co.

damals standen. Der Grund: anhaltende Erfolglosigkeit bei wachsenden Zuschauerzahlen. Auch unterhaltsam: die Erinnerungen von Booker David Stopps, der im Friars Club in Aylesbury, ein ganzes Stück nordwestlich von London, mehrfach MOTÖRHEAD veranstaltete, darunter auch die Show am 31.03.1979, die auf den beiden Bonus-LPs dieser Box erstmals (?) zu hören ist und mit solidem, aber nicht überragendem Sound dokumentiert wurde.

Alles in allem ein schönes Package, um sich mit diesen drei LPs und dem 2011 erschienenen Buch „Overkill: The Untold Story of Motörhead“ von Joel McIver in seine Musikbibliothek zurückzuziehen.