BAD BRAINS

I & I Survived (Dub) DoCD

Wie schwer ist es eigentlich, in einem CD-Booklet irgendwo einen Hinweis anzubringen, wann die entsprechenden Aufnahmen entstanden sind? Hier findet sich nichts dergleichen, weder im Info noch im Booklet, und so bin ich bei diesem "neuen" Album der BAD BRAINS völlig im Unklaren, ob das hier die Aufnahmen einer aktiven Band sind oder eine posthume Veröffentlichung.

Immerhin, so viel verrät das Booklet, beteiligt waren Doctor Know, Daryl Jenifer und Earl Hudson, nicht jedoch Frontmann H.R. Und warum der Name BAD BRAINS, nachdem die '98er Reunion, wohl aus obskuren rechtlichen Gründen, als SOUL BRAINS erfolgte? Fragen über Fragen also, die den wahren Fan schon interessieren.

Das Fehlen von Frontmann H.R. jedenfalls erklärt etwas das Konzept des Albums, nur Dub-Songs (vor allem von altbekannten Songs wie "How low can a punk get", "I & I survive", "Jah love" oder "September") zu Gehör zu bringen: insgesamt gelungen umgesetzt, aber unterm Strich nicht völlig überzeugend, weil wie eine Art Resteverwertung wirkend.

Und schließlich müssen sich die BAD BRAINS ganz klar an ihrem musikalischen Output bis inklusive "I Against I" von 1986 messen lassen. Und in diesem Kontext wiederum ist diese CD dann doch eher entbehrlich, ganz zu schweigen davon, dass die BAD BRAINS zwar unglaublich gute Musik machten und epochale Punkplatten aufgenommen haben, aber eben doch auch Anhänger einer "Religion" sind, die nicht nur christlich, sondern auch schwulen- und frauenfeindlich sowie dummdreist abergläubisch ist: die Rastafaris.

Als Bonus ist dann noch eine 27 Songs umfassende Live-CD der "richtigen"(?) BAD BRAINS enthalten, bei der man sich auch über die Herkunft der Songs in Schweigen hüllt. Und was bitteschön hat Unsympath Bernd Granz von Lost & Found mit dieser Zusammenstellung zu tun? Ach ja, noch eine kleine Peinlichkeit am Rande: die CD ist Neil Cooper, dem verstorbenen Gründer von ROIR Records gewidmet - im Booklet steht doch glatt "R.i.o.r."...

(5/10)