Mein Verhältnis zu den BAD BRAINS ist von jeher gespalten: Zweifellos sind sie eine der grandiosesten Hardcore-Bands aller Zeiten, sind sowohl die frühen Aufnahmen von Anfang wie die von Ende der Achtziger Meilensteine des Genres, ist ihre Fusion von unglaublich auf den Punkt gebrachter, technisch perfekter Rockmusik mit Jazz- und Reggae-Elementen bis heute einzigartig, ist H.R.
einer der prägnantesten Frontmänner. Gleichzeitig, und das ist vielfach dokumentiert, gerierte sich die aus schwarzen Mitgliedern der Underground-Musikszene von Washington, D.C. bestehende Band schwulenfeindlich, was schon Anfang der Achtziger auf einiges Unverständnis stieß und auf der Verwurzelung der BAD BRAINS im albernen Rastafari-Kult beruht.
So interessant Rastafari als im Ursprung antikoloniale Bewegung an sich ist, so problematisch ist sie im Detail: Ihre Mitglieder verehren Haile Selassie, den letzten Kaiser von Äthiopien, als Gott, einen Mann, der in den Siebzigern seine Untertanen verhungern ließ und ein elitär-unterdrückerisches Regime anführte.
Und dass die Rasta-Religion jenseits von kifferseligen Jamaika-Klischees nicht wenig frauenfeindlich und homophob ist, darf und sollte man nicht vergessen. So ist meine Begeisterung für die BAD BRAINS auch heute noch ein Kampf zwischen Kopf und Bauch.
Der Bauch sagt: Grandios! Der Kopf hingegen nimmt Anstoß am auch hier wieder omnipräsenten "Jah"- und "Rastafaaareeeeiiii"-Geplärre, aber das kennt man ja und verdrängt es. Nun waren die BAD BRAINS, wiederholt als aufgelöst gewähnt, die Neunziger hindurch und auch in den letzten Jahren immer wieder mal präsent, nahmen hier und da Platten auf, spielten vereinzelt Konzerte, doch erst mit "Build A Nation", aufgenommen in der klassischen Besetzung, bestehend aus H.R., Dr.
Know, Darryl Jenifer und Earl Hudson und produziert von Adam "MCA" Yauch von den BEASTIE BOYS, scheinen sie es geschafft zu haben, eine echte Reunion hinzulegen. "Build A Nation" jedenfalls ist, allen ideologischen Ballast mal außen vor lassend, ein knackig produziertes Album, auf dem die Mehrzahl der 14 Songs in der Tradition der Songs auf "I Against I" und "Quickness" stehen, wo die kickenden, im Hardcore wurzelnden Songs in der Überzahl sind, und die Reggaenummern sind so smooth und groovy, wie man sich das nur wünschen kann.
So gesehen also ein durch und durch respektables Spätwerk. (37:34) (7)
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