Für jene, die keine „early adopter“ der BAD BRAINS waren und ergo das Debüt von 1982 mit dem ikonischen Blitz/Capitol-Cover oder das in Deutschland seltsamerweise 1983 auch von Line Records veröffentlichte „Rock For Light“ nicht direkt mitbekamen, war „I Against I“, das 1986 via SST Records kam, vielfach das Einstiegsalbum, das – so war das eben in Zeiten nur physisch und nicht allgegenwärtig verfügbarer Musik – mitunter etwas befremdlich wirkte. Mit zehn Songs recht kurz, mit „House of suffering“, „Re-ignition“, „Sacred love“ oder „Return to heaven“ zudem – und da zeichnete sich schon der Nachfolger „Quickness“ (1989) ab – recht rocklastig statt des erwarteten Hardcore-Geballers. Irgendwie passte das aber in die Zeit, als wir mit Bands wie JINGO DE LUNCH oder FAITH NO MORE (beide veröffentlichten ihre Klassiker 1987) die Erfahrung machten, dass da jenseits von kläffendem Deutschpunk und Hardcore-Geballer noch andere Musik ist. 1987 waren BAD BRAINS mit „I Against I“ auf Europatour, und am 28.05. spielten sie in Amsterdam im Paradiso. Die erste Hälfte ihres Sets wurde bestimmt von den Songs des gerade erschienenen Albums, schwerer und heavier als das bis dato Bekannte waren diese auch live, bevor es mit „The youth are getting restless“, „Banned in D.C., „Sailin’ on“, „Fearless vampire killers“, „Pay to cum“ und „Big takeover“ doch noch auf die Fresse gab – man sieht beim Hören dieser exzellenten Live-Aufnahme geradezu den hemmungslosen Circle Pit vor sich, der da getobt haben muss im legendären Paradiso in einer Zeit, als Amsterdam noch das trashige Squatter-Paradies war, an das sich die Älteren unter uns erinnern, und nicht nur ein durchgentrifizierte Touristendestination. Wem das „Live“-Album, das 1988 auf SST kam, als Zeitdokument nicht reicht, der wird hier bestens bedient. Zum Kotzen allerdings der Satz innen im CD-Schuber: „All praise to JAH“. JAH am Arsch, sage ich.
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