SUPERSUCKERS

Holdin’ The Bag

Kürzlich sagte SUPERSUCKERS-Frontmann Eddie Spaghetti: „Wem ,Holdin’ The Bag‘ nicht gefällt, der mag die SUPERSUCKERS nicht wirklich.“ Damit lehnte sich der Gute natürlich sehr weit aus dem Fenster, denn „Holdin’ The Bag“ ist Country.

Und die Schnittmenge zwischen Punk und Garagerock – den eigentlichen Disziplinen der Band aus Tucson, Arizona – und eben Country ist nicht so groß. Country ist und bleibt zunächst einmal eine Redneck-Angelegenheit, sprich: die Musik von Amerikanern, die sich gerne auf Tradition und Nationalstolz berufen und die weiß sind.

Und die Hautfarbe macht jenseits des Atlantiks in den Kreisen eben dieser Traditionalisten durchaus einen Unterschied. Die Folge: Auf der einen Seite steht der oftmals piefig-bräsige „weiße“ Landeier-Country.

Die Musik der unbelehrbaren Reaktionäre. Demgegenüber steht der „schwarze“ Blues, dem die Pop- und Rockmusik einst entsprang und dem seit jeher das wahre Leben, das authentische und arme, innewohnt, weil in ihm diejenigen zu Wort kommen, die aufbegehren und auf der guten Seite stehen.

Vielleicht ist gerade dieser extreme Schwarz/Weiß-Kontrast, dieses „Entweder-oder“ der Grund, warum das neue SUPERSUCKERS-Album „Holdin’ The Bag“ so gelungen ist. Trotz der Countrymusik. Denn Eddie und Co.

verwischen die Grenzen der Farben und geben dem reaktionären Genre Relevanz und ein wenig Absolution. Die SUPERSUCKERS wandeln mit diesem Album auf den Spuren von Künstlern wie Johnny Cash, Woody Guthrie oder Hank Williams, die sich einst auch den Country herauspickten für ihre Songs, diesen aber mit Rockabilly und Blues durchwirkten und – mehr noch und viel wichtiger – mit Texten über Außenseitertum und das Aufbegehren gegen jegliche Grenzen im Kopf versahen.

Guthrie schrieb nicht umsonst auf die Gitarre, auf der er seine Country-Songs spielte: „This machine kills fascists“. Vergleichbare politische Parolen gibt es auf „Holdin’ The Bag“ zwar nicht, aber es finden sich viele introspektive Songs, in denen Eddie Spaghetti – sicher auch aufgrund seiner überwundenen Krebserkrankung – Belanglosigkeiten à la „Die Sonne brennt heiß vom Himmel runter und ich liebe meine harte Arbeit für mein wunderschönes Land“ weit hinter sich lässt.

Und dann ist da noch die Musik. Zugegeben, bisweilen ist diese Platte nicht so leicht verdaulich und zumindest musikalisch sehr nah dran am Spießer-Country. Aber wer genau zuhört, der findet auch Blues („Man on a mission“), Jerry Lee Lewis-Rock’n’Roll („Jibber-jabber“), Rockabilly („Georgia on a fast train“) und Folkrock („Loaded“, leider nur auf Vinyl).

Insofern lassen die erwähnten großen Rehabiliteure des Country, lassen Cash und Williams und Guthrie schön grüßen. Wenn eine Punkrock-Band ein Country-Album veröffentlichen kann und darf, dann ist es dieses hier.