FRANK TURNER

Positive Songs For Negative People

Frank Turner kann man nicht vorwerfen, dass er eine faule Socke sei. Seit seinem ersten Album „Sleep Is For The Week“ 2007 schuftet er wie ein Verrückter. Fünf Alben, diverse EPs, drei B-Seiten-Kompilationen, ein Best-Of-Album, das Hardcore-Nebenprojekt MÖNGÖL HÖRDE und dazu ist er gefühlt jedes Jahr auf Tour.

So etwas zahlt sich natürlich aus: Vom vergleichsweise kleinen Label Xtra Mile ging es 2009 zu Epitaph und 2013 zu Universal, wo das letzte Album „Tape Deck Heart“ erschien. Nun ist mit „Positive Songs For Negative People“ Frank Turners sechstes Album raus.

Dieses Mal live eingespielt, was man nur bedingt hört, denn Turner und seine Band, die SLEEPING SOULS, haben einen recht eng abgesteckten Sound und Stil. Ihr eingängiger und folkiger Indierock hatte schon immer einen sehr bodenständigen und doch klaren Sound, das ist auch auf „Positive Songs ...“ nicht anders.

Die Idee hinter dem Album war vor allem, dass Frank Turner versuchte, das Feeling eines Debütalbums einzufangen. Wie gesagt, der Unterschied zu den Vorgängern ist marginal. Hörbar ist wie immer die Freude und Energie, die bei den Aufnahmen geherrscht haben muss.

Eingerahmt sind die zehn „richtigen“ Songs von zwei wirklich schönen Akustiknummern, die man aufgrund ihrer Rohheit eher auf einer B-Seiten-Sammlung erwartet hätte. Der Opener „The Angel Islington“ hat einen wunderbaren Folk-Twist, während der Rausschmeißer „Song for Josh“ einem verstorbenen Bekannten gewidmet ist und eine intime und traurige Grundstimmung verbreitet, die mich berührt.

Ansonsten gibt es wieder viele tolle Songs. „Josephine“ erinnert mich mit seinem Stadionchor an „Hey Johnny“ von FEEDER und hat zusammen mit „The next storm“ eine hohe Radio-Tauglichkeit, während „Out of breath“ und „Love forty down“ eher zum Pogo einladen.

„Mittens“ ist zwar musikalisch ein wahnsinnig banaler Song mit Schlagertendenz, doch Frank Turner schafft es mit seiner Stimme und seinen Lyrics, ihn irgendwie zu retten. Und bei „Silent key“ gibt es ein kleines Duett mit Esmé Patterson und ihrer etwas entrückten Stimme.

Alles in allem versammelt „Positive Songs ...“ wieder einmal viele überdurchschnittlich gute Stücke. Und natürlich gibt es wieder Texte, die man sich am liebsten direkt aufs Herz tätowieren lassen möchten, allen voran „We can get better, cuz we’re not dead yet“ (aus„Get better“).

Die Frage, ob man ein neues Frank Turner-Album wirklich braucht, wenn man all die anderen schon hat, erübrigt sich, wenn man weiß, wofür der sympathische Engländer steht: Für höchst energische Pop-Songs mit Punk-Attitüde und Texten, die einen schmunzeln, weinen oder mitschreien lassen, Trost spenden und aufbauen.

Immer ehrlich und aus vollem Herzen dargeboten. Wer das weiß, braucht diese Platte.