CHUCK RAGAN

Feast Or Famine CD

Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis man Chuck Ragan nicht mehr sofort mit HOT WATER MUSIC oder mit THE DRAFT vergleicht. Faktisch löste er ja erstgenannte auf und beschwor so einen der am schwersten zu verdauenden Bandsplits der letzten Jahre herauf.

Daher mag man die Vermutung haben, dass seine Sololaufbahn an das anknüpfen müsse, was er zunichte gemacht hat. Schließlich haben ja auch THE DRAFT mit Bravour gezeigt, wie man die Post-HWM-Ära mit berührenden Songs ausfüllen kann.

Von der Einstellung, dass Chuck Ragans Songs aber mit HWM vergleichbar sind beziehungsweise überhaupt mit der Band verglichen werden müssen, muss man sich in meinen Augen aber lösen - auch wenn das nicht ganz leicht fällt.

Denn die zwölf Songs des Studiodebüts von Ragan erinnern nur minimal an die Institution aus Gainesville. Vielmehr begeistert mich Ragan mit zwölf Folkstücken, die an Springsteen und Guthrie erinnern und Geschichten aus dem Leben, von der Familie und von der Liebe erzählen.

So klingt er manchmal trauernd-schwer und schreibt sich mit Referenzen an das Spätwerk von Johnny Cash einige Lasten von der Seele. An anderer Stelle wirkt er aber positiver, vermittelt durch die Atmosphäre der Songs Hoffnung und gibt den Stücken eine ganz andere, leichtere Stimmung.

Ganz gleich aber, ob Ragan nun trauert oder fröhlicher wirkt, der zentrale und begeisternde Aspekt an "Feast Or Famine" sind die Emotionen, die er vermittelt. Denn - und jetzt darf die Referenz doch kommen - wie einst bei HWM spürt man die Ehrlichkeit und die Bodenständigkeit, mit der Ragan über seine Gefühle spricht.

Sie machen "Feast or Famine" zu einem durch und durch berührenden Album. (45:55) (8)