Das trifft bei Tausendsassa Chuck Ragan höchstens auf seine Songs zu. Gerade noch mit seinen Jungs von HOT WATER MUSIC unterwegs zwischen Teil eins und zwei der Anniversary-Tour zum dreißigjährigen (!) Jubiläum, veröffentlicht der Fly-Fishing-Entrepeneur und zugezogene Kalifornier sein zehntes Solo-Album – und verspricht die nächste Europatour schon für 2025!
Als wir uns vor ein paar Wochen das letzte Mal trafen, warst du mit deinen Bandkollegen auf der ersten Etappe der Jubiläumstour von HOT WATER MUSIC. Wenn man bedenkt, dass du gerade erst ein neues Album mit deiner Band aufgenommen hast und „Love And Lore“ bereits für 2019 geplant war, wie schwer ist es, Prioritäten zu setzen?
Es braucht ja ohnehin immer etwas Zeit, um solche Dinge zu planen. Wir haben festgestellt, dass alles reibungsloser läuft, wenn wir ein Jahr oder mehr im Voraus planen. Und ja, zugegebenermaßen gibts immer wieder Verschiebungen im Zeitplan und Dinge laufen oft nicht so smooth wie gedacht. „Love And Lore“ war schon fertig, aber leider wäre es zu knapp vor der Veröffentlichung des neuen HOT WATER MUSIC-Albums gewesen und wir haben gemeinsam beschlossen, die Veröffentlichung zu verschieben. Und ja, wir sind natürlich sehr froh, dass wir dieses Album endlich in die Welt bringen und uns nun dem nächsten widmen können.
„There’s so much heartbreak that comes with this life and I’m not just talking about myself“,heißt es im Promotext zum Album. Wir haben das bereits in einem früheren Interview angesprochen, als du zum Beispiel auch sagtest, du hättest retrospektiv gerne mehr Zeit mit deinem Vater beim Angeln verbracht oder wärst lieber bei der Beerdigung deiner Großmutter gewesen statt die Tour damals zu Ende zu spielen. Vieles von dem lässt sich nun gut zusammenbringen, wenn man sich „Love And Lore“ anhört. Wenn die Leute dich um Rat fragen würden: Was würdest du ihnen sagen, wenn es um Musik, Tourleben, Aftershow-Life und die Bewältigung dunkler Zeiten geht?
Ich würde immer sagen, dass es auf jeden Fall eine schöne und bereichernde Erfahrung ist zu reisen und seine Musik mit anderen teilen zu dürfen. Auch andere Kulturen und Communities kennen lernen zu können. Daraus können lebenslange Freundschaften entstehen oder man trifft plötzlich seinen Seelenverwandten. Allerdings ist das alles nicht ohne Kosten und Opfer zu haben. Wenn dann auch noch Kinder ins Spiel kommen, wird es noch schwieriger, von zu Hause weg und auf Tour oder ins Studio zu gehen. Es ist wirklich ein ständiger Kampf, einen Mittelweg oder ein Gleichgewicht im Leben zu finden, wenn man einen solch unregelmäßigen Lebensstil hat.
Kannst du dich an deine Motivation von damals erinnern, als du „Feast Or Famine“ aufgenommen hast? Gab es damals auch schon ein Gefühl von „Closure“, als die Aufnahmen beendet waren? Was ist heute anders, wenn du ein Solo-Album fertigstellst?
Absolut. Mir ging es damals in vielen Situationen doch ganz ähnlich wie heute und ich musste ständig arbeiten, um mir das Schreiben und Spielen von Musik leisten zu können. Genau wie in der Musik und im Tourleben gibt es als Selbständiger nur sehr wenig Sicherheit, es sei denn, man will es unbedingt und arbeitet sich den Arsch ab. Keiner denkt an dich. Niemand wird es dir einfach geben. Du musst es irgendwie selbst finden und tu es dann bitte auch selbst. Manchmal ist es eben ein Fest, manchmal ist es Hunger.
Nachdem du gerade schon so viel mit HOT WATER MUSIC getourt bist und das bis Jahresende ja auch noch weiter tun wirst, werden wir dich irgendwann auch mit „Love And Lore“ live sehen?
Ich werde immer mein Bestes tun, um die Leute zu besuchen, die ich im Laufe meines Lebens auf diesem Weg kennen gelernt habe. Und natürlich freue ich mich darauf, genau diesen Leuten – die jetzt zu unserer Familie gehören – diese Musik zu präsentieren. Mein Ziel ist es Anfang 2025 wieder hier zu sein. Wir freuen uns schon darauf!
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