MASSENDEFEKT

Echos

Wenn wir mal ein wenig wildes Namedropping betreiben, dann wird es langsam unheimlich mit den Bands aus Düsseldorf: DIE TOTEN HOSEN? Längst Superstars. BROILERS? Riesenhallen-Rocker. 4 PROMILLE? Ziehen als Headliner auch schon locker viele hundert Zuschauer.

ROGERS? Sind im Begriff, sich von den Club- auf die Hallenbühnen hochzuzocken. ANTILOPEN GANG? Vorreiter eines neuen, intelligenten Rap in Deutschland. Und dann auch noch MASSENDEFEKT. Charteinsteiger (Platz 33) mit ihrem letzten Album „Zwischen gleich und anders“ (2014).

Seitdem ständig auf Tour, ständig bei Festivals, zuletzt im Vorprogramm der DONOTS. Und jetzt mit einem neuen Album am Start, das viel verspricht, denn „Echos“ ist für die Band zum persönlichen Meilenstein geworden.

Es macht MASSENDEFEKT endgültig zum festen Bestandteil der Ruhmesliste Düsseldorfer Combos und zu einer Gruppe, die den Schritt raus aus den Untiefen der Allerweltsmusik und aus der Einordnung „Ja, ganz nett, aber mehr auch nicht“ geschafft hat.

Menschen, die im Zusammenhang mit dieser Band bislang entweder aus kalkulierter Ignoranz oder weil sie es schlichtweg nicht anders wissen, vom hässlichen Schubladenaufdruck „Deutschrock“ sprachen, müssen fortan schweigen.

MASSENDEFEKT waren niemals Deutschrock. Und sie werden es erst recht mit und nach „Echos“ nicht mehr werden. „Echos“ ist Punk. Nichts anderes. Poppig zwar und hier und da mit etwas abgeschliffenen Ecken und Kanten und mit Texten, die gerne auch einmal konkreter, härter, griffiger werden dürfen.

Aber eben: Punkrock. Und zwar sehr guter. Frontmann Sebi hat seine Singstimme gefunden. Und er hat gemeinsam mit seinen Kollegen nach Jahren des Ausprobierens und Wachsens und Reifens ein beeindruckendes Gespür für gutes Songwriting entwickelt.

So gutes Songwriting, dass sogar das gute Vorgängeralbum hörbar abfällt gegenüber „Echos“. Es mag nicht alles schillerndes (Punk-)Gold sein, was da jetzt glänzt. Aber allein der Auftakt mit den intensiven Selbstreflexionsstücken „Mauern“, „Echo“ und „Der Augenblick“ und der Mittelteil mit der Anti-Traditionalisten-Hymne „Neue Helden“ sowie „Neonlicht“ und dem Zungen- wie Riffbrecher „Schwarz Weiß Negativ“ sind das Beste, was MASSENDEFEKT je aufgenommen haben, und zeigen die Band in bestechender Form.

„Echos“ ist ein Album, dem man nicht nur die Mühe anhört, die seine Erschaffer in es investiert haben. Es ist auch eines, dem man die Lust der Bandmitglieder an den Songs und den großen Schritt voran, den sie musikalisch gemacht haben, klar anmerkt.

Im schlechtesten Fall schaffen MASSENDEFEKT damit wieder den Einstieg in die Charts. Im besten Fall ist diese Platte das Ticket für den Aufstieg in eine andere Liga und die Band kann sich noch weiter entwickeln.