BOYSETSFIRE

s/t

Man kann getrost von einem Phänomen sprechen, wenn es um BOYSETSFIRE geht. Gegründet 1994 in Newark, New Jersey, haben sie mit „After The Eulogy“ und vor allem Hits wie „Rookie“ oder „My life in the knifetrade“ durchgestartet, eine Platte auf einem Majorlabel veröffentlicht, den Ausstieg der Gründungsmitglieder Matt Krupanski und Rob Avery verkraftet, sich dann 2007 aufgelöst, um 2010 wieder zusammen zu kommen und nach dem 2013er Album „While A Nation Sleeps“ 2015, und damit fast zwanzig Jahre nach der Gründung, solch ein Album rausbringen.

Das neue, titellose Werk macht im Grunde da weiter, wo „After The Eulogy“ aufgehört hat. Nur ist dieses Mal so vieles anders. Es wirkt auf den ersten Blick etwas befremdlich, wenn eine Band wie BOYSETSFIRE und speziell ihr Frontmann Nathan Gray von einer durchweg positiven Platte spricht.

Konflikte gibt es doch auf der Erde schließlich noch genug und am politischen System hat sich zumindest in Amerika ja irgendwie auch nicht wirklich was geändert. „Wir wollten uns auf dieser Platte nicht mehr nur noch darauf beschränken, auf Probleme hinzuweisen.

Es ging uns dieses Mal vor allem um das Aufzeigen von Lösungen“, erklärt der Sänger und merkt an, dass es sich bei jedem einzelnen Song jedoch immer noch um BOYSETSFIRE handle. Im Gegensatz zum experimentierfreudigen Album „The Misery Index: Notes From The Plague Years“, auf dem unter anderem Bläser zu hören waren, beschränkt die Band sich nun wieder auf ihre alten Stärken; Druckvolle und schnelle Hardcore- bis Punkrock-Songs, die von Grays Stimme durch die Speaker gepeitscht werden.

Daher wirkt es auf den ersten Blick so, als könnte man in erster Linie Fans der ersten Stunde mit Songs wie „One match“, „Cutting room floor“ oder dem Opener „Savage blood“ glücklich machen.

Dass sich die Band dafür ein weiteres Mal selbst neu finden und dabei irgendwie auch wieder erfinden musste, ist immens spannend. Es wirkt durchweg natürlich und nachvollziehbar, dass das Album nun auch auf dem von der Band selbst betriebenen Label End Hits Records veröffentlicht wurde.

Nach einer langen Reise durch die Musikindustrie, welche 2013 vorerst ihren kommerziellen Höhepunkt mit dem Charteinstieg von „While A Nation Sleeps“ hatte, ist die Band nun zu 100% selbst für ihre Musik und Außendarstellung verantwortlich.

Dass sie in dieser Phase, anstatt abzuheben, den Kontakt zu ihren langjährigen Fans und Freunden immer weiter ausbauen, ist ein weiteres Indiz dafür, dass BOYSETSFIRE sich bewusst sind, wer sie über die vielen Jahre zu dem hat werden lassen, was sie nun sind.

So ist es dann doch auch ganz normal, dass mit dem selbstbetitelten Album nun eine Platte veröffentlicht wird, welche alle Generationen an BOYSETSFIRE-Freunden zufriedenstellen wird. Und das Ende dieser – schon recht langen – Reise ist glücklicherweise immer noch nicht in Sicht.